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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Flugzeug?«
    »Genau, dann sind wir in der Luft.«
    »Und dort hört die angebliche Verantwortung der Ägypter für unsere Sicherheit auf?«
    »Ja.« - »Verstehen Sie nicht, was das bedeuten kann?«
    »Doch, ich habe darüber nachgedacht. Aber sagen Sie mir eins, Herr Vizeadmiral: Würden Ihre Landsleute es auf sich nehmen, ein ziviles Flugzeug in die Luft zu sprengen oder abzuschießen, eine Maschine, die einer amerikanischen, britischen oder französischen Fluggesellschaft gehört? Nach dem Abschuß der koreanischen Passagiermaschine?«
    »Die Maschine befand sich über sowjetischem Territorium, um zu spionieren.«
    »Nun ja, vielleicht ist es so gewesen. Die Welt hat es jedoch nicht so gesehen. Jetzt aber wäre die einzige Entschuldigung, daß man uns beide habe töten wollen und dabei den Tod von weiteren zweihundert Passagieren aus dem Westen in Kauf genommen hat. Glauben Sie wirklich, daß sie das Risiko auf sich nehmen wollen?«
    Der Vizeadmiral stützte das Kinn in beide Hände und dachte nach.
    »Nein«, erklärte er schließlich, »nein, das werden sie nicht tun. Eine solche Operation muß vom Politbüro abgesegnet werden, und die politische Lage dürfte das im Moment kaum zulassen. Weiter. Die Maschine muß dann doch irgendwo landen?«
    »Ja, aber die Frage ist, wo. Und wann. Und welcher Fluggesellschaft die Maschine gehört«, lächelte Carl. Soweit er es beurteilen konnte, würde nicht einmal das gewaltige Personalpotential des GRU in Europa ausreichen, um eine Operation gegen ein Zivilflugzeug vorzubereiten, wenn nicht rechtzeitig feststand, wann, wo und wie.
    »Können Sie mit einem Revolver umgehen, Herr Vizeadmiral?« fragte Carl leichthin.
    »In meiner Jugend bin ich im Pistolenschießen ausgebildet worden«, erwiderte der Vizeadmiral zögernd.
    »Das ist gut. Ein Revolver ist leichter zu handhaben. Sie werden einen von mir bekommen, für den Fall, daß irgendein Saboteur hier eindringt. Ich werde zwar auf dem Gelände bleiben und mich künftig nie mehr als zwanzig Meter von Ihnen entfernen, aber man kann nicht vorsichtig genug sein. Übers Wochenende halten sich nur wenige Personen hier in der Botschaft auf, so daß man leicht eindringen könnte. Wenn ich das GRU wäre, würde ich einen solchen Versuch einem Anschlag auf ein Flugzeug vorziehen. Wie ich sehe, tragen Sie die schußsichere Weste. Daran haben Sie also schon gedacht.«
    »Darauf kommt unsereiner ganz von allein«, wandte der Russe beleidigt ein, als hätte Carl seine Kompetenz, und damit die seiner Nation, unbedacht in Frage gestellt.
    »Ja, ja, ich weiß«, grinste Carl. »Aber die wird im Zweifelsfall nicht sehr hilfreich sein. Sobald es einen Schutz vor einer bestimmten Waffe gibt, wird gleich eine neue erfunden, ist es nicht so? Ich bin gleich wieder da, Herr Vizeadmiral.«
    Carl sprang auf und verließ das Zimmer, leise vor sich hinsummend. Er ging in sein Zimmer, stellte die Speisen auf ein Tablett, nahm seinen Revolver und füllte das Magazin mit sechs teflonbeschichteten Urankern-Geschossen, die garantiert jede beliebige schußsichere Weste oder eine ähnliche Schutzausrüstung durchschlagen würden.
    Er kehrte zu seinem Gast zurück und demonstrierte kurz, wie der Revolver mit beiden Händen beim Feuern gehalten werden mußte, wegen des sehr kräftigen Rückstoßes. Er deckte den Tisch und wiederholte seine Anweisung, der Admiral dürfe nichts essen oder trinken, was Carl ihm nicht persönlich bringe. Anschließend zog er sich wieder in sein Zimmer zurück und nahm sich Flugpläne und Karten vor, die er sorgfältig studierte. Fluggesellschaft und Route hatte er schon ausgewählt. Zwischenlandung entweder in Larnaka auf Zypern oder im französischen Lyon. Dort würden sich die beiden Passagiere absetzen und mit einem Leihwagen von Lyon nach Straßburg weiterfahren, dort einen neuen Wagen nehmen und nach Schweden weiterfahren. Von Larnaka aus würde der Transport nach Schweden unter bedeutend spektakuläreren Formen erfolgen; vermutlich begleitet von langatmigen schwedischen Vorhaltungen darüber, was einem schwedischen Soldaten erlaubt und nicht erlaubt sei. Carl lächelte in sich hinein.
    Das Verlassen eines Flugzeugs vor Erreichen des Bestimmungsorts setzt natürlich voraus, daß man kein Gepäck aufgegeben hat. Sie würden also nur mit Handgepäck fliegen. Göran Larsson mußte dafür sorgen, daß Carls Reisetasche früher oder später nach Hause kam. Im übrigen hatte sie außer der schußsicheren Weste nichts Wichtiges

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