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Im Jenseits ist die Hölle los

Titel: Im Jenseits ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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einmal an der üblichen Stelle, die zum Spiel gehörte, nämlich bei der Drehung der Trommel, und dann noch bei der schlechten Patrone.
    Obwohl die Ballistik beim russischen Roulett keine große Rolle spielt, kann ich dennoch sagen, dass es auch auf diesem Gebiet eine Entwicklung gegeben hat. Die besten der heutzutage hergestellten Geschosse eignen sich ausgezeichnet für den besagten Zweck. Zur Auswahl stehen Vollmantelgeschosse, Teilmantelge­ schosse, Geschosse mit Chromspitze oder mit vielen anderen Arten von Spitzen. Damit kann man sich er­ schießen, ohne dass der Kopf zerplatzt, und nur eine winzige Öffnung zeigt die Stelle, an der das Geschoss eingetreten ist. Zu meiner Zeit war das Loch am Hinter­ kopf bisweilen unangenehm groß – viele von Ihnen haben das persönlich erfahren. Der Anblick einer sol­ chen Schusswunde ruft bei den Mitspielern Ekel hervor, sei es auch, dass in der entsprechenden Situation alle erheblich alkoholisiert sind oder unter dem Einfluss anderer Rauschmittel stehen. Bei den neuen Geschos­ sen ist das Ergebnis sauber, und so ist denn auch fest­ zustellen, dass heutzutage russisches Roulett zumeist so lange gespielt wird, bis alle Teilnehmer im Jenseits angekommen sind.«
    Mit diesem aufschlussreichen Vortrag endete das Pro­ gramm. Der junge französische Graf, der den Vorsitz innegehabt hatte, schlug vor, die Konferenz mit einer gemeinsamen Salve zu beenden, die das Zusammenge­
    hörigkeitsgefühl und die Brüderlichkeit der kühnen und verwegenen Männer symbolisieren sollte. »Salve« sollte dabei natürlich nur gebrüllt werden.
    Wer einen Revolver dabeihatte, setzte ihn an die Schläfe, und die anderen markierten die Waffe mit dem Finger. Als der Vorsitzende bis drei gezählt hatte, ertönte im Salon des Hotel Astoria ein wilder Schrei:
    »PAM!«
    Unmittelbar danach fielen sämtliche Teilnehmer um, als hätten sie tatsächlich alle eine Kugel in den Schädel bekommen. Einen kurzen Augenblick lagen sie unbe­ weglich auf dem Fußboden, in den unterschiedlichsten Stellungen; das Ganze erinnerte an eine Schweigeminu­ te. Dann stand der Vorsitzende wieder auf, und die anderen folgten seinem Beispiel. Zufrieden verabschie­ deten sich die Männer voneinander. Man verabredete sich, plauderte noch ein wenig. Schließlich flatterte einer nach dem anderen davon, und das taten auch Sergej und ich. Er wollte nach Finnland, in die Stadt Lappeenranta, wo er eine Gruppe kannte, die jeden Dienstag eine spiritistische Sitzung abhielt. Und da ich nichts anderes vorhatte, begleitete ich ihn willig.
    25
    Es war bereits Adventszeit, aber das kümmerte die Spiritismusanhänger in Lappeenranta herzlich wenig. Der Personenkreis, der sich für die überirdischen Dinge interessierte, nämlich Polizeiwachtmeister Lesonen, dessen Frau, Einkaufsleiter Mertola und dessen Freun­ din, versammelte sich wie gewohnt am Dienstagabend um elf Uhr bei den Lesonens.
    Sie verdunkelten die Fenster im Schlafzimmer und trugen einen kleinen runden Couchtisch in den Raum. Frau Lesonen breitete angefeuchtetes Pergamentpapier auf dem Tisch aus, ihr Mann zeichnete mit Filzstift einen großen Kreis darauf, schrieb anschließend die Buchstaben des Alphabets in willkürlicher Reihenfolge auf die kreisförmige Linie. Dann wurde ein gewöhnliches Trinkglas geholt und mit der Öffnung nach unten mitten auf das glatte Pergamentpapier gesetzt, also in den Mittelpunkt des spiritistischen Zauberkreises. Jeder Teilnehmer legte zwei Finger auf den Boden des Glases, und alles war für den Beginn der Sitzung bereit. Leso­ nen begann beschwörend zu murmeln. Alle warteten, dass sich das Glas in Bewegung setzte, aber natürlich geschah nichts. Sergej erklärte mir, dass sich das Glas über das Papier zu einem der Buchstaben bewegen sollte, der dann der erste der erhofften Botschaft wäre. Überirdische Kräfte sollten es dann von Buchstabe zu Buchstabe wandern lassen, bis ein Wort oder ein kurzer Satz komplett und die Verbindung zum Jenseits herge­ stellt wäre.
    »Im Allgemeinen basieren solche idiotischen Sitzungen darauf, dass unter den Teilnehmern mindestens eine Person ist, die verstohlen das Glas mit den Fingern zu den Buchstaben lenkt, die ihren Interessen oder Wün­ schen entsprechen. Das Glas lässt sich außerordentlich leicht bewegen, sodass die anderen gutgläubigen Mit­ spieler die Schummelei nicht bemerken. Auch in diesem Kreis gibt es einen Schwindler, du darfst raten, wer es ist«, sagte Sergej.
    Ich verfolgte

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