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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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zuwandte und mahnend auf die Reporter einredete.
    Ihr Blick fiel auf die Pistole an seinem Gürtel, und plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Es gab keinen Gedanken an Konsequenzen, an Arthur, nicht einmal an Tim. Einfach nur ha ndeln, sich wehren, sich das holen, was man haben wollte.
    Zwei, drei Schritte, dann hatte sie dem Polizisten die Pistole von hinten aus dem Futteral g erissen, die Leute glotzten einen Moment, dann wichen sie zurück, einige riefen etwas, zeigten mit dem Finger auf sie, der Polizist drehte sich um, aber Claudia war schon auf dem Weg um den Wagen herum, entsicherte die Waffe, wie hundert Mal im Krimi gesehen, und marschierte mit ausgestreckten Armen auf den Entführer zu, der sie kommen sah.
    Arthur hingegen bemerkte sie erst nicht. Aber als Türholz mit geradezu empörtem Gesicht sausdruck rückwärts ging, wandte Arthur den Kopf. Und als warne sie ein Instinkt, machte Claudia sofort einen großen Bogen um ihn.
    „Claudia, bist du verrückt?! Gib mir die Pistole!“ , forderte er sie in autoritärem Ton auf.
    Sie beachtete ihn nicht, er war jetzt nicht wichtig, sie würde sogar auf ihn schießen, wenn er versuchte, sie aufzuhalten!
    Türholz stieß soeben mit dem Rücken an eine grau verputzte Hauswand. Er hatte beide Hände abwehrend erhoben, guckte immer noch arrogant und belehrte sie: „Sie machen einen großen Fehler! Wenn ich mich in fünf Minuten nicht melde, weiß ich nicht, was man mit ihrem Sohn anstellt.“
    Irgendwie war das, was er sagte, das i-Tüpfelchen, der eine Tropfen zu viel, der jede He mmung komplett zum Einsturz brachte. Ihr war klar, dass es nun nur noch vorwärts ging, ja, sie würde keinen Rückzieher machen!
    Zwei blitzschnelle Schritte vorwärts, dann stand sie direkt vor dem Mann und rammte ihm die Waffe in den Unterleib. „Na los, dann melde dich! Aber sag mir zuerst, wer dahi ntersteckt!“
    Türholz schaute sie einmal trotzig an, dann sah er sogar einmal nach rechts und nach links, wo wahrscheinlich schon sämtliche Polizeibeamten drauf warteten, dass sie einen Fehler machte.
    „Nein“, sagte Türholz.
    Einen Moment löste ein großes Staunen ihren Zorn ab - der Mann kon nte doch nicht einfach Nein sagen! War ihm nicht klar, was für ihn auf dem Spiel stand?! Und etwas flüsterte in ihrem Hinterkopf: Genau. Das ist ihm nicht klar.
    Also musste sie deutlicher werden! Und schon war die Wut wieder da. Man hatte ihr Tim mit Gewalt weggenommen, jetzt würde sie ihn sich mit Gewalt zurückholen! Und wenn sie dafür ins Gefängnis ging! Egal! Schei ßegal!
    Die Pistole wanderte noch ein Stückchen tiefer, während Claudia sich vorbeugte und zischte, so dass es außer Türholz kaum jemand hörte: „Jetzt pass gut auf, du Schwein, wenn du mir nicht sofort sagst, wer Tim entführt hat und wo er ist, dann zerfetze ich dir deine Weichteile derart, dass da niemand mehr was zusammennähen kann!“ Sie schaute ihm mit dem ganzen Zorn, der in ihr kochte, in die Augen ... und Türholz sah zur Seite.
    Gut so. Sie drückte die Pistole noch ein bisschen fester in sein Fleisch und Türholz ächzte: „Frau Kamp.“
    „So, und jetzt rufst du die Schlampe an und sagst ihr, dass das Tagebuch verbrannt ist! Los, nimm dein Handy und ruf an! Los!“
    Während Türholz vorsichtig (als könne sich sonst aus Versehen ein Schuss lösen) in eine seiner Jackentaschen fasste, versuchte Claudia hektisch atmend eine plötzlich aufgetretene, eher absurde Vorstellung in den Griff zu bekommen: Sie stellte sich vor, wie sie hinter ihrem Rücken von Polizisten umzingelt wurde, und wie einer von ihnen auf sie schoss. Aber sie durfte sich nicht umdrehen - sie konnte Türholz keinen Moment aus den Augen lassen.
    Atme ruhig, ruhig und tief, befahl sie sich. Niemand wird schießen, nicht, bevor nicht alles gesagt ist ... ruhig atmen .
    Inzwischen hatte Türholz sein Handy herausgeholt, eine Nummer gewählt und das Handy ans Ohr genommen. „Ja, hallo ... hier ist Heiko.“ Türholz schaute Claudia immer noch nicht an. „Ja, alles in Ordnung, Schüller hat das Tagebuch verbrannt. Ich fahr dann jetzt los ... ja, alles klar, um 17 Uhr am Flughafen, ich pass schon auf ... ok, dann bis später ... ja, Schatz, ich dich auch.“ Türholz legte auf und steckte das Telefon wieder weg.
    „Das war klug von dir.“ Noch ein Stupser mit der Pistole. „Und jetzt sag mir, wo Tim ist!“
    Türholz schien aufgegeben zu haben. „Michaelisweg 9“ , murmelte er.
    „Habt ihr das gehört?!“ , rief Claudia

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