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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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Schultern, die in einem braunen, weiten Shirt mit großzügigem, paillettengesäumtem Ausschnitt steckt en. Arthur ließ sich ihr gegenüber nieder. Bei einer gut gelaunten Bedienung bestellten sie Wein und eine Kleinigkeit zu essen, erzählten sich gegenseitig Geschichten von ihrer Arbeit, und Arthur wurde klar, dass sie beide einen ziemlich harten Job machten.
    Nach und nach trudelte das Gespräch aber immer mehr in andere Gefilde ab, nämlich in die gefährlichen Untiefen des Geschlechterkampfs (dass es den überhaupt noch gab!), frei nach dem Motto: wer war intelligenter, mutiger, stärker, lebenstüchtiger - Mann oder Frau?
    Solche Diskussionen hielt Arthur für überflüssig bis lästig. Und außerdem, wenn die Dame ihm gegenüber so eine Hardcore-Emanze war, wieso saß sie dann mit ihm an einem Tisch? Genau das fragte er sie dann auch, wenn auch netter formuliert.
    Claudia lächelte. Mit ihrem breiten, vollen Mund, dessen Lippen - vermutlich infolge eines hellrosa Lippenstifts - samtig rosa schimmerten. Lächelte mit ihren Azuraugen. Irgendwie bösartig. „Aber Herr Kommissar, ich hab doch nichts gegen Männer! Ich frage mich nur manchmal, wozu sie eigentlich zu gebrauchen sind ... abgesehen von schwerer, körperlicher Arbeit.“
    Arthur ließ sie reden und schaute sie nur mit einer Spur von Spott in einem sparsamen Lächeln an.
    Sie hatte eine kräftige, laute Stimme, und ein Mann vom Nachbartisch war schon aufmerksam geworden. Claudia schien es nicht zu merken und fuhr mit Eifer fort. „Wenn man mal das ganze männliche Imponiergehabe, die Prahlerei und die Selbstüberschätzung, das coole Draufgänge rgehabe, diese Besserwisserei, wenn man das alles abzieht, bleibt doch auch nur ein ganz normaler Mensch übrig. Das hab ich im Krankenhaus oft genug erlebt.“
    „Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Frau Schmitz?“ , erkundigte sich Arthur ein klein wenig vorwurfsvoll. „Hab ich mit irgendwas geprahlt, hab ich alles besser gewusst? Natürlich bin ich ein ganz normaler Mensch, was dachten Sie denn?“
    „Ja, ist klar. Hängt wahrscheinlich mit meinen Erwartungen zusammen Ich bin noch in einer Zei t aufgewachsen, als Männer von ,Natur aus‘ mehr wert waren als Frauen.“
    „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so alt sind.“
    „Danke. Ich hab immer alle Männer, die ich kennen lernte, erst mal aufs Podest gestellt, und als sie dann runterfielen, war ich enttäuscht, wie beschädigt sie waren.“
    „Und Sie haben sie nicht zufällig ein bisschen geschubst?“
    „Also Hauptkommissar Schüller, was denken Sie von mir! Nein, die Männer fallen ganz schnell von selbst runter.“
    „Sie nehmen es uns also übel, dass wir keine Übermenschen sind?“
    Claudia trank mit gespitztem Mündchen ein Schlückchen Wein und warf Arthur über den Rand des Glases hinweg einen tiefen Blick zu. „Nein, nicht dass ihr es nicht seid ... sondern dass ihr gerne so tut.“
    Na, die Frau wollte es aber wissen! Vielleicht sollte er sie ein wenig abbremsen. „Ja, wah rscheinlich haben Sie recht. Ihr Frauen seid ja auch gar nicht in der Lage, uns irgendwas vorzuspielen.“
    Jetzt hatte sie plötzlich Angriffslust in den Augen. „Wie meinen Sie das?“
    Arthur lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und gab sich entspannt. „Ach, ich denke da an Make-up, an Haartönungen, an Push-up-BHs ... an Sex?“
    Claudias Angriffslust schwand. Fast schien es, als sei ihr das Thema unangenehm. Sie schaute schweigend in ihr Weinglas, und Arthur ärgerte sich über sich selbst. Wie kam er raus aus der Nummer? Auf einmal hatte er eine Idee.
    „Wissen Sie, wer einem noch unglaublich was vorspielt? Ärzte. Die tun immer so, als wüssten sie alles.“
    Claudia biss sofort an. „Um Himmelswi llen, hören Sie auf - Ärzte! Da kann ich Ihnen Sachen erzählen!“
    Das tat sie dann auch und plauderte aus dem Krankenhaus-Nähkästchen, dass Arthur Angst und Bange wurde. Bevor sie es schaffte, auch noch sein letztes Restchen Vertrauen in ärztl iches Können zu vernichten, lenkte Arthur das Gespräch auf ihr gemeinsames Hobby, das Tanzen. Während sie über Musik und Trainingsmethoden fachsimpelten, bestellten sie das eine oder andere Gläschen Wein und erzählten sich lustige Geschichten.
    Die Zeit flog vorüber, plötzlich war man beim Du und nicht mehr ganz nüchtern.
    „Weißt du eigentlich, warum es ein Rauchverbot für öffentliche Gebäude usw. gibt, aber kein Alkoholverbot?“, fragte Arthur plötzlich und merkte, dass ihm nicht mehr alle

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