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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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einmal wandte er sich nach links, um zur Treppe in den ersten Stock zu sprinten. Dornsiefer musste damit gerechnet haben, denn er packte Arthur, als er an ihm vorbei wollte, am Arm.
    Arthur schlug ihm aufs Handgelenk und kam frei. Daraufhin stürmte Dornsiefer vorwärts und rammte Arthur mit seinem ganzen Körpergewicht an die gegenüberliegende Wand. Ein Bild fiel vom Haken, eine Blumensäule kippte um, und Frau Dornsiefer rief entsetzt: „Aufh öre! Aufhöre!“
    Diese Aufforderung kam anscheinend nicht in Dornsiefers Großhirn an. Er versuchte mit allen Mitteln Arthur von der Treppe weg in Richtung Haustür zu schubsen, zu stoßen, zu zerren. Nach einem schmerzhaften Schlag gegen seinen Oberarm hatte Arthur die Nase voll. Das hier war ein tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten, der einem um Hilfe rufenden Kind beist ehen wollte!
    Also verpasste er Dornsiefer einen nicht zu kräftigen Hieb in den Magen, woraufhin sich der Mann ächzend zusammenkrümmte. Arthur griff sich sein rechtes Handgelenk, turnte einmal flink um ihn herum, wobei er Dornsiefers Arm mitnahm und ihm auf den Rücken bog. Der Kerl schrie auf und ließ sich auf die Knie fallen.
    Arthur hielt das Handgelenk unerbittlich mit einer Hand fest, holte mit der anderen sein Handy heraus, forderte Verstärkung an und behielt auch Frau Dornsiefer im Auge.
    Dann: Handy weg, Handschellen raus, die er mitgenommen hatte, als hätte er’s geahnt. Ein Klick, und Dornsiefer war mit der rechten Hand am Treppengeländer befestigt. Er stöhnte und jammerte noch, aber lange würde das sicher nicht mehr anhalten. Arthur verlor keine Zeit und lief die Treppe hoch. Im Moment war alles still.
    „Hallo?“, rief er gut hörbar. Oben gab es einen düsteren Flur mit fünf Türen, die alle geschlossen waren. „Hallo? Hier ist die Polizei! Wo steckst du?“
    Links von ihm ein zaghaftes Klopfen und ein Piepsen: „Hier.“
    Arthur griff zur Türklinke, aber die Tür war abgesperrt. Schon wollte er Dornsiefers Frau anweisen, ihm gefälligst den Schlüssel hochzubringen, als er ihn neben der Tür an einem kleinen Haken hängen sah. Arthur nahm ihn ab, schloss auf, öffnete die Tür. Ein Raum, kahl wie eine Zelle, Bett, Tisch mit Stuhl, Schrank, sonst nichts, kein Fernseher, kein Computer, kein Bild, keine Dekoration. Doch, ein paar Schulbücher auf dem Tisch.
    Nicht weit von der Tür entfernt stand ein dünnes, aufgeschossenes Mädchen, vielleicht 14 oder 15, im grauen Jogginganzug, die Augen groß, dunkel, leicht schräg stehend, verweint. Das schwarze, glatte Haar knapp unter den Ohren schlecht und asymmetrisch abgeschni tten.
    „Hallo, ich bin Kommissar Schüller. Wie heißt du?“ , sprach er das Mädchen an.
    „Liliana Dornsiefer“ , antwortete sie leise und irgendwie verschwörerisch. „Ich werde hier gefangen gehalten!“
    „Was? Von wem?“
    „Ist der Arsch da?“, flüsterte sie und wies mit dem Finger ein paar Mal nach unten.
    Natürlich war klar, wen sie meinte. Arthur nickte.
    „Der nennt das immer ,Hausarrest‘“, beschwerte sie sich etwas lauter. „Ich bin ein paar Minuten zu spät zum Essen gekommen. Aber nur, weil der Bus ausgefallen ist! Dafür kann ich doch nichts! Warum macht der so was mit mir?!“
    „Keine Ahnung.“
    „Das wird immer krasser!“ Ihre Stimme wurde lauter, höher, wütender. „Jetzt hat der mir sogar die Haare abgeschnitten! Das darf der doch gar nicht! Stimmt’s?! Das darf der nicht!“
    „Nein, natürlich nicht“ , bestätigte Arthur und wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Er konnte sie doch nicht einfach in den Arm nehmen. Oder doch? Nein, lieber nicht. „Gleich kommt eine Frau vom Jugendamt, und der kannst du alles erzählen. Ich nehme erst mal deinen Vater mit aufs Präsidium, mit dem muss ich ein Wörtchen reden.“
    „Aber Sie sperren ihn doch ein, oder?“ Angst, Hoffnung, Triumph, alles in einem Blick.
    Arthur lächelte ihr beruhigend zu. „Wir werden schon dafür sorgen, dass in Zukunft alles anders wird.“
    Liliana schien überhaupt nicht beruhigt und guckte durch Arthur hindurch, als schaue sie in eine schreckliche Zukunft. Auf einmal drehte sie sich um, warf sich theatralisch auf ihr Bett und fing an zu weinen. Im gleichen Moment steckte ihre Mutter den Kopf zur Tür he rein.
    „Ich darf zu mein Tochter?“ , fragte sie verängstigt.
    Liliana antwortete unter Tränen und Schluchzen selbst: „Nein, geh weg! Du machst ja immer nur, was Papa sagt! Nie hältst du zu mir! Hau doch ab!“
    Als

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