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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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ich einen Streifenwagen vorbei und lasse Sie hierher bri ngen“, versicherte er ihr und legte auf.
    Drei Minuten später klingelte sein Telefon. Arthur bat die Frau darum, ihm von ihrem Chef, Paul Linden, zu erzählen, was für Probleme er eventuell habe und warum er immer so nervös sei.
    „Das hab ich mir schon gedacht, dass der irgendwann Ärger kriegt“, behauptete die Frau und berichtete, Linden sei verheiratet und habe zwei Söhne, einen braven, der Medizin studiere, und einen Problem-Sohn, der das Abitur geschmissen habe und abgerutscht sei. Seit der Zeit sei Linden besonders neben der Rolle, obwohl er schon immer so ein dürrer, hibbeliger Typ gewesen sei.
    „Was heißt denn, der Sohn ist ,abgerutscht‘ ?“, forschte Arthur nach.
    „Ich nehme an, Drogen oder so.“
    „Und wieso denken Sie, Linden könnte Ärger mit der Polizei bekommen?“
    Auf einmal klang sie zugeknöpfter. „Ja, ich weiß ja nicht, ich bin mir gar nicht so sicher ... also, wie soll ich das sagen ...“ Pause. „Normalerweise gibt Herr Linden den Schlüssel für unseren Medikamentenschrank mit den harten Sachen nicht aus der Hand. Aber vor ein paar Monaten war er so krank, dass ich ihn vertreten musste und ... na ja, aufgrund der Listen, die wir führen, schien mir da das eine oder andere Medikament im Schrank zu fehlen.“
    „Was heißt: es schien zu fehlen?!“ Musste er ihr denn jede Information einzeln aus der Nase ziehen?!
    „Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, ich dachte nur, vielleicht ist ja das eine oder andere R ezept noch nicht abgeheftet worden ... oder verloren gegangen ... oder so.“
    „Und Sie haben das nicht nachgeprüft oder gemeldet?“
    „Ich ... nein, ich wollte mich ... ähm ... da raushalten. Das gehört ja nicht zu meinen Aufgaben.“
    Arthur war klar, dass die Frau nichts Verwertbares mehr sagen würde. Er bedankte sich, legte auf und sah auf die Uhr: 17.45 Uhr. Die Apotheke schloss um 20 Uhr. Aber er würde gern außerhalb des Geschäfts mit Linden reden. Also in etwa einer Stunde auf zu ihm nach Hause und dort auf ihn wa rten.
    War es möglich, dass dieser ehrenwerte Apotheker schwer abhängig war, oder dass er seiner Schwe ster verschreibungspflichtige Tabletten einfach so, ohne Rezept, besorgt hatte? Oder dass er seinen Sohn mit Drogen versorgte?
                Arthur holte sich Kaffee und setzte sich vor den Computer. Zuerst durchforstete er Polizeiakten nach dem Namen ,Linden‘, aber dabei kam nichts heraus, dann klickte er sich durch die Seiten des Internets und fand den einen oder anderen Bericht über schwer oder mehrfach süchtige Ärzte und Apotheker, die ja an der Quelle saßen und sich selbst bedienen konnten.
    Dort erfuhr er auch, dass Ärzte ganz oben in der Selbstmordstatistik standen - weil sie ständig mit all dem Elend konfrontiert wurden, weil sie oft nicht helfen konnten, auch wenn sie noch so sehr wollten, und weil sie im Allgemeinen weder Anerkennung noch Dank von ihren P atienten ernteten. Arthur notierte das im Geist und nahm sich vor, sich bei seinem nächsten Arztbesuch dankbar zu zeigen. Falls der Arzt es verdient hatte.
    Gegen 19 Uhr zog e r seine dünne, schwarze Lederjacke über und fuhr in den gutsituierten Stadtteil, in dem Linden ein schmales Jahrhundertwendehaus sein eigen nannte. Cremefarben gestrichen, stuckverziert, in einer Straße mit blühenden Platanen. Ja, so hatte Arthur sich das vorgestellt.
    Er musste ca. zwei Millionen Mal um den Block kurven, bis er in der Nähe von Lindens Haus einen Parkplatz gefunden hatte. Dann lehnte er sich entspannt im Sitz zurück, behielt das Haus im Auge und rief Claudia an.
    „Schmitz.“
    „Hallo, du schönes Weib! Hier ist dein einzigartiger Arthur, und er hat Sehnsucht nach dir.“
    „Kann ich verstehen. Wenn ich ein Mann wäre, hätte ich auch Sehnsucht nach mir.“
    „Schön, dass du so viel Verständnis hast. Wann also sehen wir uns wieder?“
    „Du willst den genauen Termin?“
    „Ich bitte darum.“
    „Moment.“ Sie schien etwas zu suchen oder zu holen. „Also, schreib dir das auf: wir sehen uns morgen um 13.15 Uhr in der Praxis von Frau Dr. Frostenwald-Käfer. Und putz dir vorher die Zähne.“
    Arthur glaubte fünf Sekunden lang an einen Scherz. Als ihm bewusst wurde, dass Claudia es ernst meinte, schlug sein Herz ein paar Mal stark und unregelmäßig. Sein Verstand befahl ihm, er solle sich gefälligst bedanken.
    „Ähm ... ja dann ... danke. Aber nur zum Nachgucken!“
    „Ja doch! Sie hat dich

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