Im Keller
sowieso nur irgendwo dazwischen geschoben, und es dauert sicher lä nger als 15 Minuten, dein Gebiss zu sanieren!“
Das klang jetzt aber schon ein wenig abschätzig. Er sollte sie auf keinen Fall mit ins Behan dlungszimmer nehmen, er wollte nicht, dass sie seine kaputten Zähne sah! Und jetzt schnell das Thema wechseln.
„Es gibt übrigens was Neues aus dem Haus deiner Erbtante, aber das behältst du für dich, k lar?“
„In Ordnung.“
„Sitzt du?“
„Mensch, jetzt jag mir doch nicht so `ne Angst ein!“
„Tut mir leid, aber dafür ist deine Tante Carmen verantwortlich! Wir haben in ihrem Keller drei Babyleichen gefunden.“
Am anderen Ende der Leitung begann ein längeres Schweigen. Dann ein betont nüchternes: „Stammen die Kinder von damals?“
„Vermutlich.“
„Wisst ihr schon, wer sie geboren hat?“
„Nein.“
„Willst du mir ein paar Details erzählen? Vielleicht kann ich ja helfen.“
Arthur berichtete ihr das Wenige, das er wusste, plötzlich aber musste er abbrechen. „Du, ich bin hier gerade in einer Observation, und die Zielperson ist aufgetaucht. Ich melde mich.“
Während er auflegte, war Linden aus seinem teuren Sportwagen gestiegen und ging auf sein Haus zu. Die weiße Hose hatte er anbehalten, das weiße Polo-Shirt aber gegen einen dünnen, weißblau gestreiften Pullover getauscht. Den Ausdruck auf seinem hageren, augenbrauenl osen Gesicht konnte man getrost als ,missmutig‘ bezeichnen. Er trug eine braune Ledertasche mit sich, aus der er den Hausschlüssel zog, aufschloss und im Haus verschwand.
Arthur wartete noch ein paar Minuten, damit Linden in Ruhe seine Frau begrüßen, auf Toile tte gehen und sich in Sicherheit wiegen konnte, dann stieg er aus und klingelte an der schönen, alten Holztür, die mit geschnitzten Ornamenten und einem vergitterten Fensterchen versehen war. Er musste ein zweites Mal klingeln, ehe ihm eine sehr schlanke Frau Ende Vierzig die Tür öffnete: schwarze Hose, fliederfarbene Bluse, blondes, fransig geschnittenes Haar, grüne Augen hinter einer Brille mit futuristischem, blutrotem Gestell.
„Ja bitte?“ , fragte sie mit unsicherer Stimme.
Arthur wies sich aus. „Ich würde gerne mit Ihrem Mann sprechen.“
„Äh ... ja, der hat sich gerade ein bisschen hingelegt. Um was geht es denn? Um unseren Sohn?“
„Nein, nicht direkt. Ich ermittle in mehreren Mordfällen und -“
„Um Gotteswillen, Roland hat jemanden umgebracht?!“
„Nein, Frau Linden, mit unseren Morden hat Ihr Sohn garantiert nichts zu tun. Darf ich vie lleicht reinkommen ... oder wollen Sie die Nachbarschaft unterhalten?“
Frau Linden schickte ein paar suchende Blicke zu den umliegenden Häusern, entdeckte wohl jemanden am Fenster, den sie nicht unterhalten wollte, und bat Arthur ins Wohnzimmer. Dunkle, antike Eichenmöbel, aber auch viel Glas und bunte, abstrakte Malerei an den Wä nden.
Arthur setzte sich auf eine geblümte Couch und fragte die Frau zunächst über Kirchfeld, Dornsiefer und Hovenbitzer aus, aber sie guckte nur ernst durch die vieleckige, rote Brille, strich i mmer wieder die rechte Kragenseite ihrer lila Bluse glatt und konnte angeblich kaum etwas zu diesen Leuten sagen.
Daraufhin bemühte sich Arthur, der Frau ein paar aussagekr äftige Antworten zu den Themen ,Sohn/Drogenmissbrauch‘ und ,verschreibungspflichtige Medikamente‘ zu entlocken. Aber Frau Linden, schwer mit ihrem Blusenkragen beschäftigt, bestand darauf, nicht zu wissen, wovon er rede.
Zweimal während des Gesprächs mit Apotheker Lindens Frau schien es ihm, als habe er i rgendwo ein Knarren im Haus gehört, so, als schliche jemand auf der Treppe herum. Die Frau tat, als habe sie nichts bemerkt, sondern bot Arthur etwas zu trinken an.
Während er sich ein Mineralwasser bringen ließ, fasste er den Entschluss, jetzt doch mit Li nden zu reden - der konnte sich auch später noch ausruhen! Also bat er seine Frau, die mit nervösem Lächeln ein Glas Wasser vor ihm absetzte, ihren Mann nach unten zu holen.
Recht war es ihr nicht, denn sie guckte unwillig und wandte sich abrupt a b. Aber sie stieg in den ersten Stock, und Arthur hörte sie an eine Tür klopfen.
„Paul? Hier ist ein Kommissar, der mit dir sprechen möchte.“ Pause. Eine halbe Minute sp äter: „Paul? Hörst du mich? Würdest du bitte mal runterkommen?“ Wieder Pause. „Paul? Bist du eingeschlafen?“ Lautes Klopfen an der Tür. „Hallo?“ Sie hämmerte jetzt förmlich.
Außerdem schien sie gerade bemerkt
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