Im Keller
Enthüllungen reagierte: mit Erstaunen, mit Entsetzen, mit Ungläubigkeit. Das alles wirkte nicht direkt gespielt, aber Arthur war noch nicht bereit, Dornsiefer als Verdächtigen auszuschließen.
„In diesem Haus sind jede Menge Straftaten verübt worden, und ich hoffe darauf, dass Sie uns weiterhelfen können.“
„Aber ich hatte doch keine Ahnung!“, beschwerte sich der Mann sofort.
Arthur berichtete vom ersten Tagebuch, das im Kohlenkeller gefunden worden war. „Vers uchen Sie sich bitte zu erinnern - wo könnte Carmen das zweite Buch versteckt haben? Sie kennen das Haus, und Sie kannten die Frau. Denken Sie nach, es wäre von Vorteil für Sie, wenn Ihnen was einfällt, das uns hilft.“
Dornsiefer guckte zunächst wie ein trotziges Kind, dann fing er doch an zu überlegen. Arthur ließ ihm Zeit. Und plötzlich entschloss sich der Mann, den Mund aufzumachen.
„Ja, ich kannte Carmen tatsächlich gut, damals jedenfalls, aber wir hatten wirklich nichts miteinander. Sie hat mich mal gefragt, ob ich ihr so Verstecke in den Dielenboden zimmern könnte, und das hab ich dann gemacht.“
Arthur holte ein Blatt Papier aus einer Schublade, darauf drei grobe Umrisse, Keller, Parterre, erster Stock. Er hatte einige Kopien davon angefertigt.
„Würden Sie bitte die Verstecke einzeichnen, an die Sie sich erinnern“, bat Arthur, legte Dornsiefer das Blatt vor die Nase und drückte ihm einen Stift in die Hand.
Der Mann gab sich unerwartet viel Mühe und kritzelte kleine Kreuzchen in die Zimmer. Aber Arthur wurde schnell klar, dass er die eingezeichneten Verstecke bereits alle kannte. Schlie ßlich legte Dornsiefer den Stift weg, nahm den Kaffeebecher und trank ein paar Schlucke.
„Fällt Ihnen sonst noch was zum Thema ,Versteck‘ ein?“, fragte Arthur.
Dornsiefer schaute in die Ferne, oder vielleicht auch in die Vergangenheit, und erzählte: „Ich hab Carmen mal ein paar Kästen Sprudelwasser vorbeigebracht, sie war nicht im Haus, ich also ab in den Garten, wo sie immer in ihren Gemüsebeeten rumgewerkelt hat - und da sah ich, wie sie hinten in der ä ußersten Ecke der Wiese was vergraben hat.“
„War das, nachdem ihr Sohn verschwunden war?“
Er dachte nach. „Nein, vorher.“
Dann handelte es sich vermutlich doch nicht um die zweite Hälfte des Tagebuchs. Andere rseits, um den Garten hatte sich bisher niemand gekümmert, wer wusste schon, was die Frau so alles in der Wiese verbuddelt hatte.
„Wussten Sie eigentlich von dem umfunktionierten Kohlenkeller?“
Dornsiefers Blick kehrte zurück. „Sie meinen, was Clemens da unten mit seinen Schlampen getrieben hat?!“ Sein Gesicht rötete sich unter der Blässe. Anscheinend war der Name Clemens so etwas wie ein blutdrucksteigerndes Mittel für ihn. „Carmen hat mir den Raum mal gezeigt. Ich will mir gar nicht vorstellen, dass der Kerl auch mit Gisela da unten war!“
„Ihre erste Frau?“ Dornsiefer nickte. „Was wissen Sie über Kirchfelds Frau Uschi?“
„Ich glaub, die kam aus dem Heim, sehr schlichtes Gemüt. Die hat den Kerl geradezu angehimmelt, jedenfalls am Anfang. Ich weiß wirklich nicht, was die Weiber alle an der Drecksau gefunden haben!“ Dornsiefer war wieder bei seinem Lieblingsthema.
Arthur versuchte, ihn zurück auf die richtige Bahn zu lenken. „Kennen Sie auch Uschis Freundin Simone?“
„Klar.“ Dornsiefer war immer noch zornig. „Die hat sich doch auch von dem Wichser flachlegen lassen!“
„Bitte?! Frau Simone Kamp?!“
„Keine Ahnung, wie die Frau mit Nachnamen heißt. Damals war sie jedenfalls so `ne dralle, aufgetakelte Blondine.“
Arthur war beinah sprachlos. Das glaubte er doch kaum. „Sind Sie sicher? Woher wissen Sie das?“
Dornsiefer lachte einmal höhnisch auf. „Hah! Meine Exfrau, dieses Luder, hat das irgendwie rausgekriegt, denn die beschwerte sich noch bei mir, dass der Weiberheld schon wieder `ne Neue hat! Unglaublich ... diese Heuchlerin!“ Dornsiefers Gedanken schienen wieder in die Vergangenheit abwandern zu wollen.
Arthur hielt ihn zurück. „Fällt Ihnen vielleicht noch ein Ort ein, an dem Carmen Kirchfeld was ve rsteckt haben könnte?“
Dornsiefer trank ein Schlückchen Kaffee, guckte ein bisschen in der Luft herum und fragte: „Waren Sie schon auf dem Dachboden?“
„Dachboden?“ Arthur stutzte. „Ich hab keine Treppe gesehen und auch keine Luke.“
„Stimmt, ich hab selbst einen Schrank vor den Eingang zur Dachbodentreppe geschoben . Weil Carmen das so wollte.“
Genau, der
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