Im Keller
man die bloß knacken?“
Dazu fiel auch Khalid vorerst nichts ein. Arthur fuhr nach Hause, mit der festen Absicht, sich zu entspannen, und bis zum nächsten Tag keinen Gedanken an die Kirchfelds, Gerbers und Kamps dieser Welt zu verschwenden. Von unterwegs rief er Claudia an, vielleicht hatte sie ja ein bisschen Zeit für ihn.
Claudia sei nicht da, erklärte Sohn Tim am Telefon. Ob Arthur nicht Lust hätte, mit ihm ins Kino zu gehen, da liefe ein total abgefahrener Film mit Außerirdischen und so!
Vorsicht, ermahnte sich Arthur und meinte: „Ja, tolle Idee, aber ich muss hier grad jemand verhaften, ich rufe in `ner Viertelstunde zurück, ok?“
Es war nicht ungefährlich, sich mit Sprösslingen von Freundinnen zusammenzutun, das hatte er schon erlebt. Die Mütter mussten unbedingt immer über alles informiert werden. Kurz nach sechs rief er Claudia auf ihrem Handy an und fragte nach wegen des Kinobesuchs.
Claudia klang amüsiert. „Natürlich kannst du mit ihm ins Kino gehen, aber sag dem Geizhals, er soll die Kinokarte gefälligst selbst bezahlen!“
„Mach ich. D u glaubst ja nicht, was unsere ,arme Uschi‘ vorhin für eine Show abgeliefert hat.“ Arthur musste das einfach loswerden.
Claudia unterbrach ihn auch nicht. „Könnt ihr euch denn erklären, warum sie so ausgerastet ist?“
„Ich hab das Gefühl, dass im Haus noch viel schlimmere Dinge passiert sind, als wir ahnen.“
„Wieso? Was denn?“
„Wir haben da unten im Kohlenkeller so `ne Art Tagebuch deiner Tante gefunden ... da deutet sich irgendwas an, aber blöderweise ist mitten im letzten Satz die Seite voll und das Heft zu Ende.“ Arthur überlegte kurz, ob er nicht besser den Mund halten sollte, aber vielleicht konnte Claudia auch hier helfen. „Ich bin sicher, es gibt noch ein zweites Tagebuch. Hast du vielleicht `ne Idee, wo sie’s versteckt haben könnte?“
„Nee, keine Ahnung.“ Claudia schien zu überlegen. „Nein, wirklich nicht, aber du musst das Buch unbedingt finden - ich will alles wissen, was im Haus passiert ist. Lass mich doch ei nfach mitsuchen.“
„Geht’s noch?! Ich dürfte dir das eigentlich nicht mal erzählen!“
„Zu spät. Aber ich behalte das natürlich für mich.“
„Das will ich doch hoffen. Sag mal, hast du nachher ein bisschen Zeit für mich?“
„Nee du, heute ganz sicher nicht!“ Sie berichtete von dem Stress, den sie gerade in der Arbeit hatte, dann musste sie auch schon auflegen.
Kurz darauf holte Arthur Tim ab und fuhr mit ihm in die Stadt. Unterwegs fragte der Junge nach Arthurs Musikgeschmack, aber mit ,Irish Folk‘ konnte er nun gar nichts anfangen. Also wechselte er zum Thema ,Fußball‘, bis Arthur ihn aufklärte, dass er sich höchstens Fußballweltmeisterschaften im Fernsehen anzusehen pflegte.
Damit ihn der Junge nicht für komplett unmännlich hielt, erzählte ihm Arthur von den Kampfsportarten, die er mehr oder weniger (eher weniger als mehr) ,beherrschte‘, sowie vom rauen Alltag bei der Mordkommission, und der Junge war entweder furchtbar beeindruckt oder zu Tode gelangweilt, denn er sagte gar nichts mehr.
Natürlich lud Arthur ihn ins Kino ein, natürlich spendierte er ihm Cola und Popcorn, natürlich brachte er Tim anschließend unbeschadet nach Hause. Claudia war immer noch nicht zurück von der Arbeit, aber Arthur hoffte, dass er einen überragenden Eindruck bei Tim hinterlassen hatte. Das kam gut an bei Müttern.
Kapitel 7
Freitag, der 23. April
Am nächsten Morgen ließ sich Arthur noch einmal Martin Dornsiefer ins Büro bringen. Seine wenigen, weißen Haare standen kreativ vom Kopf ab, sein Gesicht war ungewöhnlich blass. Arthurs Blick wurde sofort von dem dunkelbraunen Muttermal auf seiner Wange einfangen. Ob er den Mann nicht doch warnen sollte?
Dornsiefer ließ sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Stuhl plumpsen und wirkte sehr unausgeschlafen.
„Und, was werfen Sie mir jetzt wieder vor?“ , nörgelte er zur Begrüßung.
„Möchten Sie eine Kaffee?“ , fragte Arthur zurück, und Dornsiefer nickte.
Arthur stellte die Tasse vor ihm auf dem Schreibtisch ab, setzte sich wieder und schaute Dornsiefer beim Trinken zu, was diesem nicht gerade angenehm zu sein schien. Als er die Tasse absetzte, begann Arthur, dem Mann alles zu erzählen, was man bisher über den Fall Clemens Kirchfeld und die and eren Leichen herausgefunden hatte.
Er beobachtete genau (obwohl sein Blick hin und wieder zum dunklen Gewächs wa nderte), wie Dornsiefer auf all die
Weitere Kostenlose Bücher