Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
Vom Netzwerk:
verwertbaren Spuren zu finden seien, räumten sie zu dritt den Schrank aus und warfen das Papier gleich oben aus dem Schlafzimmerfenster in den Container.
    Den leeren Schrank anschließend zur Seite zu schieben, war kein großer Kraftakt mehr. Dahinter kam eine Wand zum Vorschein, die nicht tapeziert und seit Jahrzehnten nicht gestrichen worden war. Mitten in diesem mit schwarzen Staub- und Spinnfäden dekorierten Viereck prangte eine schmale Tür.
    „Wer wettet mit mir, dass die Tür abgeschlossen ist?“ , fragte Benno.
    Brigitte probierte es sofort aus. Natürlich war sie abgeschlossen. Aber nicht lange. Dann schaute Arthur als erster durch die Tür: sie führte in einen extrem schmalen, finsteren Tre ppenaufgang, 80 Zentimeter breit, höchstens.
    Arthur fiel sofort der unerklärliche Vorsprung im früheren Kinderzimmer ein, das hinter di eser Treppe lag und von dem anscheinend extra für dieses Flürchen hier 80 Zentimeter abgezwackt worden waren.
    „Hat mal jemand `ne ordentliche Taschenlampe?“ Mit der Lampe leuchtete er die Innenseite der Tür ab und murmelte: „Vielleicht gibt´s ja hier drin so was wie Strom.“
    Ja, da war ein Schalter, den man drehen musste. Eine nackte, schmutzige Glühbirne erzeugte fahles Licht, das auf ein steiles, möglicherweise selbstgezimmertes Treppchen fiel. Und auf eine Luke in der Decke, eine geschlossene Luke selbstverständlich. Es war so eng und stickig in dem Treppenaufgang, dass Arthur einen Anflug von Klaustrophobie zu verspüren glaubte.
    Er trat zurück in den Flur und meinte zu Benno: „Gehst du bitte mal vor und versuchst die Luke aufzumachen?“
    „Wieso ich? Du machst dir wohl nicht gern die Hände schmutzig“, maulte Benno.
    „Quatsch! Aber du bist hier weit und breit der Kleinste und Dünnste!“
    „Sprach Arthur, der Riese“, spottete Benno, verschwand in dem winzigen Nebenflur und stieg die bedenklich knirschende Treppe hoch.
    Arthur schaute ihm hinterher. Benno ließ sich Zeit, belastete die Stufen erst probeweise, hielt sich mit beiden Händen an den Wänden fest, und stieß nach 5 Stufen bereits mit dem Kopf an die Holzluke über ihm. Also streckte er die Arme nach oben und drückte gegen die Klappe, die sich - welche Überraschung - sofort und leicht nach innen umlegen ließ.
    „Gibst du mir mal die Taschenlampe“, forderte er Arthur auf, der sie ihm reichte. Benno stieg ein paar Stufen höher und leuchtete in den Spitzboden hinein.
    „Und?“ , rief Arthur fragend von unten.
    „Oh mein Gott!“ , rief Benno zurück. „Überall Knochen ... und getrocknetes Blut ... und da vorne ein Messer, und noch eins, und -“
    „Jetzt lass den Scheiß! Was ist da oben?!“
    „Ein paar verstaubte Kartons. Mehr kann ich nicht sehen.“
    Eine halbe Stunde später waren alle Kartons ins Schlafzimmer befördert und durchsucht wo rden. Sie enthielten Dutzende von Fotos von Clemens mit Vater und Mutter, von Clemens erstem Schultag, von der Erstkommunion, Fotos aus Urlauben in Italien und Holland usw.
    In anderen Kartons hatte Carmen Elisabeth Baby- und Kinderkleidung gehortet, vielleicht für ihre Enkel, die sie nie haben würde. Eine große Blechkiste war bis oben hin mit Legosteinen gefüllt, im nächsten Karton fanden sich Puzzles und Kinderbücher. Aber das Tagebuch kam nicht ans Licht.
    Arthur nahm sich eins der Fotos, auf denen eine schon nicht mehr ganz junge Carmen abg elichtet war: sie stand im Garten neben einem weiß blühenden Baum und lächelte resigniert in die Kamera, in einem rosa gemusterten, kniekurzen Kleid, darüber eine dunkelbraune Strickjacke, die Füße in braunen Pantoffeln, die dunklen Haare mit den grauen Strähnen streng nach hinten genommen, tiefe Mund-Nase-Falten in ihrem weichen Gesicht.
    „Wo hast du das verdammte Buch versteckt?“ , murmelte Arthur und ärgerte sich plötzlich. Und das spornte ihn an.
    „Hast du einen Mundschutz für mich?“ , fragte er Benno. „Und ein Messer, Hammer, Schraubenzieher? Wenn es sein muss, nehme ich den Dachboden bis zum letzten Nagel auseinander!“
    Er bat Brigitte, mit nach oben zu kommen und ihm mit der stärksten Lampe, die vor Ort war, zu leuchten. Kurz darauf kraxelten sie das Treppchen hoch und krochen in den Speicher, in dem nicht einmal die kleine (aber nicht dünne) Brigitte aufrecht stehen konnte.
    Die Holzbohlen schienen in Ordnung, auch wenn sie manchmal knarrten und ächzten, als w ären sie kurz vor dem Zusammenbruch. Auf den Knien rutschte Arthur in die hintersten,

Weitere Kostenlose Bücher