Im Keller
entsichern musste? Er konnte es darauf anko mmen lassen und die Tür eintreten. Falls sie es aber doch wusste, hatte er sie vielleicht auf dem Gewissen. Und die Medien hätten eine hübsche Schlagzeile: Kommissar treibt Verdächtige in den Selbstmord! Verdammter Mist! Er sollte sich Hilfe holen. Vom Polizeipsychologen.
Er hatte das Handy schon gezückt, als ihm plötzlich etwas anderes einfiel.
„Frau Gerber? Ich rufe jetzt Ihre Freundin Simone an. Ist das ok? Frau Gerber, reden Sie mit mir! Soll ich Ihre Freundin anrufen? Oder sonst jemanden?“
Tiefes Schweigen. Arthur sah auf die Uhr, er gab der Frau eine Minute, sonst würde er etwas unternehmen müssen.
Dann, auf einmal, ein verzagtes „Ja, sagen Sie Simone, sie soll herkommen.“
„Gut, das mache ich, Frau Gerber. Das war richtig so, Sie werden sehen, alles wird gut.“ So rasch er konnte, suchte er die Nummer von Simone Kamp aus seinem Notizbuch. Hoffentlich war die Frau zu erreichen. Er musste es ziemlich lange klingeln lassen, bis sie abnahm.
„Kamp.“
„Hier ist Kommissar Schüller. Ich bin bei Ihrer Freundin Uschi - sie hat sich mit einer Waffe im Schlafzimmer eingeschlossen. Können Sie bitte sofort kommen und sie beruhigen?“ Seine Bitte klang möglicherweise eher wie eine Aufforderung, denn Simone Kamp reagierte leicht ungehalten.
„Mit einer Waffe?! Was haben Sie mit ihr gemacht, Sie -“
Arthur fiel ihr ins Wort. „Kommen Sie nun oder nicht?!“
„Ja!“
Schluss, aufgelegt. Sofort beschwor Arthur die Gerber, sie solle keine Dummheiten machen, ihre Freundin sei in wenigen Minuten da.
Dann verzog er sich kurz ins Wohnzimmer und rief das Überwachungsteam an. „Khalid? Gleich taucht die Kamp vor dem Haus auf; kann jemand von euch mit hochkommen?“ Er schilderte, was passiert war. „Und gebt in der Zentrale Bescheid.“
Zurück zur Schlafzimmertür und positiv auf die Gerber einreden. Zwischen Schlafzimmertür und Badezimmertür hing ein blau gerahmtes Foto an der Wand, a uf das er die ganze Zeit guckte - ein Sandstrand vor einer Felsenküste irgendwo im Süden, wenn nicht gar in der Karibik. Einzelne, gigantische, kantige Felsen ragten vor dieser Küste mit lupenreinem, türkisblauem Wasser auf, das in kleinen, schaumgekrönten Wellen an den Sandstrand lief.
Was sagte ein solches Foto über den Menschen aus, der es aufgehängt hatte? Uschi selbst war garantiert nie an einem solchen Strand gewesen, nein, das war ein Kalenderfoto ... Fernweh? Sehnsucht nach einer besseren, schöneren, wärmeren Welt? Aber warum wählte sie dann kein Foto vom friedlichen Palmenstrand mit Bambushütten? Warum diese eckigen, schroffen Fe lsen?
Unsanft riss ihn das Klingeln an der Haustür aus seinen philosophisch-psychologischen B etrachtungen. Kurz darauf standen Simone Kamp und hinter ihr Kollege Khalid in der Tür, der eindeutig ein verärgertes Funkeln im Auge hatte. Kleiner Zusammenstoß mit Simone?
Die Frau, angetan mit Jeans und schwarzem T-Shirt mit großzügigem Ausschnitt, kam, kaum merklich hinkend, auf Arthur zu. Eine Welle aus Aggression rollte geradezu vor ihr her.
„Warum machen Sie die Frau so fertig?“ , herrschte sie Arthur auch schon an. „Sie wissen doch, wie empfindlich sie in dem Punkt ist! Warum warten Sie nicht, bis ich dabei bin?!“
Nein, so nicht! Arthur sprach leise, machte aber seine Stimme eiskalt. „Ich wollte mit Frau Gerber allein reden! Sie ist, soweit ich weiß, 46 Jahre alt und kann für sich selbst denken! Oder sind Sie ihre amtlich bestellte Betreuerin?!“
Mit Widerstand hatte die Kamp wohl nicht gerechnet. Sie schaute zur Tür und gab sich plöt zlich besorgt. „Was ist denn passiert?“
Arthur blieb kühl. „Fragen Sie Ihre Freundin.“
Ein verächtlicher Blick aus ihren stark geschminkten Augen, dann klopfte sie an die Schlafzimmertür. „Uschi? Ich bin´s, Simone. Machst du bitte auf?“
„Nein! Du kannst reinkommen, aber nur du allein!“
„Gut, der Kommissar ist einverstanden. Jetzt mach schon auf.“
Man hörte, wie der Schlüssel gedreht wurde, und Arthur war einen Moment lang versucht, gleich hinter der Kamp das Zimmer zu stürmen und die Sache zu Ende zu bringen. Aber i rgendwie hatte er kein gutes Gefühl dabei. Eine hysterische Frau mit Pistole sollte man nicht unterschätzen.
Die Tür öffnete sich einen Spalt, Simone Kamp schlüpfte hindurch, Tür zu, abg eschlossen. Arthur wandte sich um und blickte in Khalids immer noch verärgerte, pechschwarze Augen.
„Was hat sie dir
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