Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kerker der schönen Justine

Im Kerker der schönen Justine

Titel: Im Kerker der schönen Justine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sie. Als sie aufgeschlossen und die Tür geöffnet hatte, schlug ihr bereits der typische Geruch nach frischer Wäsche entgegen.
    Lilian drängte sich hinein. Neben dem mit Wäsche gefüllten Wagen stand ein Stuhl. Darauf lag ein flaches Kissen. So war das Sitzen nicht zu unbequem.
    Sie ließ sich nieder, nachdem sie die Tür wieder zugezogen hatte, und jetzt rannen die Tränen aus ihren Augen...
    ***
    Lilian war enttäuscht und wütend zugleich. Sie konnte die Reaktion des Arztes sogar verstehen, denn sie hätte an seiner Stelle kaum anders gehandelt.
    Und trotzdem wollte sie sich mit der Reaktion des Arztes nicht abfinden. Sie sah sie als spöttisch und auch als überheblich an. Er hatte nichts Besonderes gesehen, das stand fest, aber dass er so leicht über ihre Aussage hinweggegangen war, das ärgerte sie durchaus.
    Dr. Bonham hatte gedacht, eine müde und ausgepowerte Mitarbeiterin vor sich zu sehen. Das traf nur zum Teil zu. Okay, sie war müde gewesen, aber nach der Entdeckung war es anders gewesen. Da war der Adrenalinspiegel in ihr hochgeschnellt, und sie wollte sich einfach nicht für dumm verkaufen lassen. Sie bildete sich nichts ein. Sie hatte auch keine Wahnvorstellungen. Sie war gesund, und was sie gesehen hatte, das war ein Tatsache gewesen.
    Ein menschenleeres Zimmer und ein offenes Fenster. Wenig später war beides nicht mehr vorhanden gewesen, und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Cecil Frazer dafür gesorgt hatte. Da musste etwas anderes passiert sein.
    Nur was?
    Ihre Gedanken bewegten sich hin und her. Sie spielte mehrere Möglichkeiten durch und merkte kaum, dass die Luft in ihrem Kabuff immer schlechter wurde.
    Das konnte sie einfach nicht auf sich sitzen lassen, sie musste sich rehabilitieren. Es konnte durchaus sein, dass man den Patienten weggeholt und anschließend wieder an seinen Platz gelegt hatte. Einen Grund konnte sich die Schwester nicht vorstellen, aber wer kannte schon alles in diesem komplizierten Leben?
    Auch sie nicht, obwohl sie tagtäglich mit vielen Schicksalen konfrontiert wurde.
    Der neue Plan schlug bei ihr ein wie ein Blitzschlag. Urplötzlich war er vorhanden, und er sah sehr simpel aus, auch wenn sie aufpassen musste. Sie wollte die Wäschekammer verlassen und würde erneut dorthin gehen, wo Cecil Frazer lag. Es war ihr ein Bedürfnis, obwohl sie damit rechnete, dass Frazer auch weiterhin in seinem Bett lag. Sie wollte sehr nahe an ihn heran. Vielleicht bekam sie sogar die Chance, ein paar Sätze mit ihm zu reden. Das wäre dann perfekt.
    Sie stand auf und spürte, dass ihr die Kleidung beinahe an der Haut klebte. Der kleine Raum war in den letzten Minuten wirklich zu einer Sauna geworden.
    Der Schweiß klebte ihr auf der Stirn. Sie merkte, dass sie wieder zitterte, worüber sie sich ärgerte, aber es ließ sich nicht vermeiden.
    Ein kurzer Blick aus der Tür.
    Dieser Quergang war leer. Und er endete nicht weit von der Zimmertür entfernt in den Hauptflur. Dort blieb die Krankenschwester noch mal stehen und drehte den Kopf nach rechts, dann wieder nach links, wobei sie anfing zu lächeln.
    Es war niemand da.
    Sie gab sich einen Ruck und huschte in ihren weichen Leinenschuhen auf die entsprechende Zimmertür zu, vor der sie stoppte. Diesmal hielt sie sich nicht länger auf. Sie drückte die Klinke und schob die Tür behutsam nach innen.
    Es gab niemand, der sie störte. Die Stille empfand sie als beinahe abgrundtief. Eine Gänsehaut bildete sich in Höhe ihres Nackens.
    Dann trat sie in das Zimmer.
    Noch warf sie keinen Blick auf das Bett. Sie drückte erst die Tür zu, atmete tief durch und näherte sich mit kleinen, schleichenden Schritten dem Ziel.
    Es war das Bett.
    Sie hätte das große Licht einschalten können, aber darauf verzichtete sie, denn es gab den kleinen Nachttisch neben dem Bett, und darauf stand ebenfalls eine Lampe.
    Lilian Smith wusste, dass diese kein strahlendes Licht abgab, sondern ein weiches, das den Augen nicht wehtat, und drückte auf den Schalter.
    Nach einem leisen Klicklaut erhellte sich die Lampe. Der Schirm aus Rauchglas dimmte das Licht der Lampe, doch es reichte aus, um noch genug erkennen zu können.
    Wieder musste sie sich konzentrieren. Dann beugte sie den Kopf nach unten.
    Ja, er lag still und schlafend in seinem Bett. Selbst seine Atmung hatte sich reduziert.
    Das Licht der Lampe erreichte seinen Kopf und auch einen Teil des Oberkörpers. Das war alles in Ordnung. Es gab keine Spuren irgendeiner Gewalttat zu

Weitere Kostenlose Bücher