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Im Kern der Galaxis

Im Kern der Galaxis

Titel: Im Kern der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Eklund
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nicht merklich kühler geworden. Zwar war es nicht ausgesprochen warm, aber gerade angenehm. Trotzdem konnte Leutnant Uhura nicht einschlafen.
    Sie hatte sich in die weichen Pelze auf dem harten Boden des Hauses gekuschelt, das sie mit Christine Chapel teilte. Immer wieder gähnend und sich von Seite zu Seite wälzend, hörte sie Chapels regelmäßigen Atem. Die Aufregungen des langen Tages wirkten in Uhura immer noch nach, deshalb fand sie keinen Schlaf, aber ein Schlafmittel zu nehmen, konnte sie nicht riskieren. Die Nacht auf Lyra war kurz, und sie würde schon bald wieder mit wachen Sinnen aufstehen müssen.
    Doch so sehr sie sich bemühte, oder vielleicht gerade deshalb, ließen sich die Bilder der Ereignisse des vergangenen Tages nicht vertreiben. Sie paradierten vor ihrem inneren Auge: Die Suche nach Leben auf Lyra; das Hinunterbeamen; die Erkundung des fruchtbaren Waldes; Ola; Kirks Kampf gegen den Kova; der Marsch zum Dorf; Domo; die Klingonen. Sie mußte unbedingt schlafen! Sie war ja so müde! Zu müde, um auch nur einen Finger zu rühren. Aber vielleicht zu müde zum Schlafen.
    Uhura drehte sich auf den Rücken und zog den Pelz so weit hoch, daß er knapp über ihren Busen reichte. Sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte zur dunklen Decke hoch. Was war eine gute Methode einzuschlafen? Sie kannte mehrere, aber das Problem war, daß sie sich in ihrem gegenwärtigen Zustand auf keine lange genug konzentrieren konnte.
    Sie wußte, daß Kirk und Sulu vorgezogen hatten, wach zu bleiben und den Morgen abzuwarten. Der Lichtschein aus ihrem Haus fiel durch das Fenster über ihrem Kopf. Boggs und Kaplan, auf der anderen Straßenseite, waren ebenfalls wach. Auch ihr Licht konnte sie sehen, wenngleich schwächer. Sie war Wissenschaftlerin. Wissenschaftler mußten ihre Sinne immer voll beisammenhaben. Was hatte sie doch einmal gesagt? Das häufigste Charakteristikum eines Wissenschaftlers ist seine (oder ihre) völlige Unfähigkeit, sich mit irgendeinem anderen Wissenschaftler zu verstehen. Sie gab der Spezialisierung daran die Schuld. Jeder Wissenschaftler war so vertraut mit seinem eigenen Fach, daß alles andere im Kosmos eine schattenhafte, unwirkliche Form annahm. Für einen guten Physiker war Biologie eine geheimnisvolle Wissenschaft, und für einen Biologen war Physik unergründlich.
    Die Enterprise konnte von Glück reden, Mr. Spock zu haben. Sie dachte oft, daß nur er die völlige Desintegration der wissenschaftlichen Bereiche auf dem Schiff verhinderte. Spock war kein Spezialist. Er war ein Anachronismus, wie Leonardo da Vinci, beispielsweise, indem er gewöhnlich alles von allem zu wissen schien. Über Musik, unter anderem. Uhura liebte Musik geradezu leidenschaftlich. Sie sammelte Lieder wie andere alte Bücher oder Münzen. Und doch verstand Spock mehr davon. Er konnte nicht singen – oder tat es zumindest nicht –, aber besser als jeder andere konnte er ihr den richtigen Ton angeben, wenn sie einmal falsch sang. Spock war kein Künstler. Er behauptete nie, daß er schöpferisch tätig werden könnte. Aber Spock kannte sich aus. Er war ein Gelehrter im positivsten Sinn dieses Wortes.
    Christine Chapel stöhnte plötzlich im Schlaf, dann lachte sie hell auf.
    Ist das nicht komisch? dachte Uhura und wälzte ich auf die rechte Seite. Sie dachte über Spock nach, während neben ihr die arme Chapel schlief, die Spock liebte und vermutlich von ihm träumte.
    Spock liebte Chapel nicht. Ob er sich überhaupt je verlieben konnte? Sie erinnerte sich noch zu gut daran, als Kirk entgegen höherem Befehl Spock zum Vulkan gebracht hatte, wo er eine Frau heiraten sollte, die er als Kind gekannt hatte. Irgend etwas war entsetzlich schiefgegangen – nie hatte sie erfahren können, was genau – und Spock vom Vulkan auf die Enterprise zurückgekehrt. Aber selbst das war keine Liebe gewesen, jedenfalls nicht das, was sie unter Liebe verstand, sondern ein biologischer Drang. Wenn Spock diesem Drang nicht nachgab, würde er sterben.
    Und was war mit ihr selbst? So sehr sie Mr. Spock bewunderte, liebte sie ihn doch nicht im Sinn eines wirklichen Gefühls. Sie war nicht Chapel, die sich damit abgefunden hatte zu lieben, ohne daß ihre Liebe erwidert wurde. Tatsächlich glaubte sie nicht, daß sie überhaupt jemanden liebte, und manchmal quälte der Mangel dieses Gefühls sie regelrecht. Sie hatte nie jemanden geliebt. Und doch, wenn sie von Liebe sang – und viele ihrer Lieder (selbst die, die Spock ihr

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