Im Kern der Galaxis
schließlich verhungern. Wenn die Männer genügend Vorrat mitgenommen haben und diesen mit Fisch aus dem Meer strecken, können sie seinen Hungertod leicht abwarten. Und wenn das Ungeheuer erst tot ist, brauchen sie bloß zurückzukehren und ihre Hütte wieder aufzubauen.«
»Spock, Spock«, sagte McCoy. »Ich kann nicht glauben, daß Sie …«
»Das ist eine logische Lösung, Doktor.«
Ehe McCoy explodieren konnte, sagte eine Stimme: »Hände hoch!«
Spock wirbelte herum. Ein dürrer Mann im Anzug eines Sanitäters stand neben dem Turbolift. Thomas Clayton!
Er hielt einen Handphaser schußbereit.
»Clayton, Sie verdammter Narr!« rief McCoy und sprang auf. »Was zum …«
»Ruhig, Doktor.« Clayton fuchtelte mit dem Phaser. »Ich habe Sie einmal verwundet, zwingen Sie mich nicht zu einem zweiten Mal.«
Spock legte eine Hand auf McCoys Arm. »Vergessen Sie nicht, daß dieser Mann nicht zurechnungsfähig ist.«
»Er müßte auch im Koma liegen. Clayton, was haben Sie mit dem Sanitäter in Ihrer Zelle gemacht?«
»Ich habe mir lediglich seinen Anzug und seinen Phaser geliehen. Er ist unverletzt.«
»Was wollen Sie hier?« fragte Spock.
»Ich will Sie holen. Ich will …« Clayton unterbrach sich und lachte rauh. »Ich? Ich will gar nichts. Ay-nab will etwas. Er hat mir befohlen, auf seine Welt zurückzukehren. Sie und Dr. McCoy müssen mich begleiten. Es ist Zeit für uns alle, ins leuchtende Auge des Gottes zu schauen.«
16.
Soweit Spock sehen konnte, war Captain Kirks Beschreibung von Tumara genau gewesen, und doch erschien der Ort in der Finsternis geheimnisvoll und unheildrohend mit seinen leeren Straßen, den dunklen Häusern und dem unablässigen kühlen Wind.
»Haben Sie ein bestimmtes Ziel im Auge?« erkundigte sich Spock. Der nur in Umrissen erkennbare Clayton, mit dem Phaser in der Rechten, stand hinter ihm. Sie befanden sich irgendwo am Rand der Ortschaft.
»Marschieren Sie los«, befahl Clayton. »Wenn es Zeit zum Abbiegen oder Anhalten ist, werde ich es Ihnen schon sagen.«
»Es wird Ihnen noch leid tun«, warnte Dr. McCoy. »Ich weiß wirklich nicht, was Sie sich von dieser Entführung versprechen.«
»Gehen Sie jetzt los!«
Wütend brummelnd setzte der Schiffsarzt Fuß vor Fuß, mit Spock neben sich. Nur die scharlachrote Korona der Sonne um die dunkle Mondscheibe verlieh ein wenig Licht, daß sie nicht ganz im Dunkeln tappen mußten. Lyra war eine Welt ohne Sterne. Glücklicherweise war der Boden eben. Die Umrisse der Häuser waren gut zu sehen.
Clayton begann plötzlich vor sich hin zu lachen.
»Thomas, stecken Sie den Phaser ein«, sagte McCoy. »Wir sind jetzt hier, wo Sie uns haben wollen, und Spock und ich werden Ihnen bestimmt nichts tun.«
Clayton lachte weiter. Er murmelte etwas, doch der Wind nahm seine Worte mit sich.
»Wir möchten nicht, daß es zu einem Unfall kommt«, sagte McCoy.
»Ein Unfall?« Claytons Stimme klang nun schrill. »Unter dem Auge eines Gottes gibt es keine Unfälle.«
Spock erinnerte sich, wie Captain Kirk gesagt hatte, daß hier weder ihre Phaser noch die Handwaffen der Klingonen funktioniert hatten. In einem logischen Universum konnte das nur so ausgelegt werden, daß auch Claytons Waffe nutzlos war. Aber durfte er sich hier auf Logik verlassen? Er spürte etwas, eine Wesenheit, ja fast sogar eine Stimme. Irgend etwas hier war verkehrt, das beunruhigte ihn zutiefst.
Er ging langsamer, und plötzlich blieb er stehen. Clayton, der ihm dichtauf gefolgt war, prallte gegen ihn. McCoy drehte sich um und fragte: »Was ist los, Spock?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Spock ging ein Stückehen weiter. Da hörte er es erneut – Schritte, ganz in der Nähe.
»He! Gehen Sie weiter!« Clayton gab Spock einen Stoß.
»Entschuldigung.« Spock gehorchte. »Ich bin über einen Stein gestolpert«, behauptete er.
Spock holte McCoy wieder ein. Die Schritte begleiteten ihn. Er hörte sie nun ganz deutlich links von sich, parallel mit einer Reihe Häuser.
»Was war denn?« flüsterte der Schiffsarzt. Clayton, der wieder lachte, konnte sie nicht hören.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte er erneut.
»Haben Sie etwas gesehen?«
»Nein, das nicht.« Gesehen nicht, aber gehört. Wer konnte es sein? fragte er sich. Nach Captain Kirks Beschreibung waren die Lyraner klein und zierlich, die Schritte jedoch so schwer wie von einem großen Mann. Kirk oder einer seiner Gruppe war es sicher nicht, denn sie hätten sich bestimmt inzwischen
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