Im Kern der Galaxis
Stimmen und Lachen. Sie duckte sich und schlich vorbei. Sie wollte nicht gesehen werden. In ihrer spärlichen Kleidung fühlte sie sich nicht recht wohl. Aber es war doch nur ein Traum. Wie konnte es da etwas ausmachen, ob jemand sie sah oder nicht? Sie bog um eine weitere Ecke – und blieb stehen. »Wer bist du?« fragte sie die dunkle Gestalt. »Ich kenne dich.«
Finger strichen über ihr Gesicht – steife, kalte Finger, wie die eines Toten. Starr blieb sie stehen.
»Vater?« fragte sie. »Vater, bist du es?«
Sie konnte ihn nicht deutlich sehen. Seine Züge waren verschwommen, nicht fest. Seine Hände berührten ihre Wangen, hoben ihr Kinn. Er war ein Riese von Mann. Sie mußte den Kopf zurücklegen, um ihm in die Augen sehen zu können.
Ja, er hatte sich verändert. Er war älter – oh, unglaublich viel älter. Sein Gesicht war fast wie ein Totenkopf, und das Haar gespenstisch weiß. Ein Geist, dachte sie. Die lebende Spiegelung eines Toten. Aber war er tot? So kalt die Hände an ihrem Gesicht auch waren, sie prickelten von Leben.
»Vater, du weißt ja nicht, wie sehr du mir gefehlt hast. Ich …«
Sie schmiegte den Kopf an seine Brust und weinte lautlos. Starke, kräftige Arme legten sich um ihre Schultern.
»Dir ist kalt«, sagte er. Sie kannte seine Stimme.
»Ich kam, als ich dich hörte. Ich hatte keine Zeit, mich anzuziehen.«
»Ich verstehe.« Er lachte beruhigend. Es war ein tiefes Lachen und so vertraut. »Geh zurück und zieh dich an. Ich warte. Es ist ein kalter, schrecklicher Ort, Tochter.«
»Ich – ich hasse ihn.«
»Ich bin jetzt bei dir.«
»Ich weiß.«
»Dann komm mit mir.« Er nahm sie an der Hand. Sie gingen um das Haus herum, wo Kirk sie nicht sehen konnte. An der Tür drückte er die kalten Lippen flüchtig auf ihre. »Denk daran, ich liebe dich und habe dich immer geliebt.«
»Das weiß ich.«
»Aber manchmal hast du daran gezweifelt.«
»Nein, nie.«
»Selbst wenn ich so lange wegblieb?«
»Selbst dann nicht.«
Er tätschelte ihren Kopf. »Du bist eine gute Tochter.«
»Vater …« Sie wollte etwas sagen, aber er war verschwunden. Sie ging ins Haus. Ihre Finger waren schwer, als sie sich anzog. Träumte sie immer noch? Sie saß auf dem Boden, schlüpfte in die Stiefel und schloß den Reißverschluß. Chapel wachte auf und blinzelte sie an.
»Mir war, als hätte ich etwas gehört«, sagte sie.
»Ich konnte nicht schlafen.« Uhura trat ans Fenster und schaute hinaus. »Ich hatte den seltsamsten Traum. Mein Vater schaute durchs Fenster. Ich ging hinaus und unterhielt mich mit ihm, dann brachte er mich hierher zurück.«
»Ihr Vater ist tot, nicht wahr?« sagte Chapel.
»Woher wissen Sie das?«
»Ich habe Ihre psychologischen Aufnahmen gesehen. Aber das hätte ich Ihnen vielleicht nicht sagen dürfen. Die meisten fühlen sich dann unbehaglich.«
»Mich stört es nicht. Ja, er ist tot, deshalb ist es ja so seltsam. Im Traum war er sowohl lebendig als auch tot.«
Ein Laut war zu hören. Die Frauen horchten auf. Uhura wußte sofort, was es war. Das Summen eines Phasers.
Sie rannte mit Chapel zur Tür. Draußen war es heller, als sie erwartet hatte. Der Himmel war wie ein graues Tuch. Sie fing zu laufen an, blieb dann aber abrupt stehen. Im weichen Staub neben der Tür sah sie zwei Paar ganz deutliche Fußabdrücke. Ein Paar war von ihren eigenen nackten Füßen. Das andere Paar war größer, tiefer eingedrückt und war von abgetragenen Stiefelsohlen.
Chapel rannte an ihr vorbei und die Straße entlang. Stimmen brüllten in der Nähe. Uhura konnte sich nicht rühren. Es war wie in einem Traum, wenn man glaubt, die Füße steckten in Beton. Aber das hier war kein Traum.
Eine Stimme sagte: »Tochter.« Kalte Finger berührten ihren Arm.
18.
Mit den Füßen auf den Rand des Fensterbretts gestützt, saß Kirk auf einem Stuhl, der für jemanden von Olas zierlicher Gestalt gedacht war und nicht für einen von seinem Gewicht. In gewisser Weise freute er sich über diese Diskrepanz, bewies sie doch, daß nicht alles für sie hergerichtet gewesen war. Während er sich darüber amüsierte, hörte er das Summen eines Phasers. Er sprang auf die Füße.
»Stimmt etwas nicht, Captain?« erkundigte sich Leutnant Sulu, der Ola mit noch ein paar Kartentricks verblüffte.
»Mir war, als hätte ich einen Phaser gehört.«
»Aber wer …?«
»Still!« Das Summen war wieder zu vernehmen. Diesmal gab es keinen Zweifel. »Kommen Sie! Wir sehen nach!«
Sulu stand hastig
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