Im Kettenhemd (German Edition)
Beratungsplatz ganz in der Nähe vom Zelt des Oberbefehlshabers ein. Die Versammlung dieser Edlen war recht imposant, waren doch alle Farben an Ritterkitteln, Schilden und Feldzeichen vertreten. Dietrich erkannte viele ihm bekannte Wappen, die Stolz und Freude in ihm aufkommen ließen. Es waren viele der Tapfersten, an deren Seite zu kämpfen er bereits die Ehre hatte.
Am großen Kartentisch versammelten sich nun die Hauptleute und Hundertschaftsführer, um die Befehle für den Angriff gegen das englische Heer zu empfangen.
Dietrich wurde den anwesenden Herren vom Herold vorgestellt, indem dieser seine bisherigen Einsätze sowie seine Kampferfahrung kundtat. Als Schwertträger eines spanischen Königs beeindruckte er so manchen, der Zweifel an seinen Fähigkeiten gehegt haben könnte.
Rainier de Dijon erschien in einem safranfarbenen Lederwams, über dem er einen Bauchharnisch und metallene Unterarmschienen trug. Er war um die dreißig Jahre alt und hatte ein verbindliches Wesen. Seine klugen Augen und das gewinnende Lächeln machten ihn zu einem als Heerführer viel zu sympathischen Mann. Dennoch, wer meinte in seiner Freundlichkeit Schwäche gefunden zu haben, sah sich in dem Augenblick getäuscht, als es galt, sich durchzusetzen und kompromisslos seine Ziele zu verfolgen. Er war dafür bekannt, im entscheidenden Moment auch selbst Hand anzulegen und sein eigenes Leben nicht zu schonen. Aus diesem Grund und auch aus politischen Gründen hatte ihn sein Vetter König Karl V. zum Befehlshaber des Heeres und Stadthalter von Vernon gemacht.
Es galt nun, die nahe dem Chateau Gaillard lagernden Truppen der Engländer ebenfalls überraschend anzugreifen und vernichtend zu schlagen. Danach sollte die Feste angegriffen und notfalls bis zu ihrer Erstürmung belagert werden.
Lutz von Lüttich, ein Hüne von einem Ritter, äußerte seine Bedenken über den Teil des Angriffsplanes, der den Einsatz seiner Katapulte betraf. Er berichtete den Anwesenden von einem Hinterhalt, der in den Lüneburger Erbfolgekriegen zu einem beachtlichen Sieg geführt hatte. Hier hatte er seine Katapulte und auch die neuen Mörser in einer Senke versteckt, die dem Feind verborgen blieb. Als dann die Schüsse die Truppen der kaiserlichen Allianz überraschend trafen, konnte die verbliebene schwere Reiterei der Truppen des Bischofs den Sieg erringen. Die neuen Gusstechniken der Stückgießer, die aus früheren Glockengießern hervorgegangen waren, hatten die Mörser zu kriegsentscheidenden Belagerungswaffen entwickelt. Ihre Steilschüsse konnten große Steinkugeln bis weit hinter die Mauern einer Befestigung tragen.
De Dijon blickte anerkennend in die Runde und befahl, die gleiche Taktik anzuwenden, um die rechte Seite der Engländer zur Mitte zu drängen. Nach einer heftigen Debatte einigte man sich dann auch darauf, eine viertausend Mann starke Kampfeinheit, die aus den besten Fußsoldaten bestehen sollte, am linken Flügel unter der Führung des Burghart von Bingen angreifen zu lassen. Hier sollten die Fußtruppen des Feindes ebenfalls zum Zentrum gedrängt werden, um sie in der Enge wirkungslos zu machen. Dietrich sollte dann mit seinen vierhundert schweren Rittern und weiteren dreihundert Mann der leichten Reiterei das Zentrum des Feindes angreifen und niederreiten.
Als alle Details des Angriffsplanes besprochen waren und sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, wünschte de Dijon, die schwere Reiterei aufgesessen zu besichtigen und mit Dietrich an seiner Seite den Angriffsplan persönlich zu verkünden.
In weniger als einer Stunde stand auf der großen Freifläche gleich neben dem Wäldchen die ritterliche Streitmacht, die Dietrich zu befehligen gedachte. Da waren sehr verwegene Ausrüstungen zu erkennen, die sein erfahrenes Auge als nicht wirklich tauglich beurteilen musste. Dennoch, auch viele ruhmvolle Wappen waren dabei, hinter denen auch gestandene und kampferprobte Namen zu erkennen waren. Viele ritterliche Söldner aus deutschen Landen sowie aus Navarra und Spanien, aber auch guter französischer Adel waren vertreten. Man kannte sich von Turnieren, hatte aber auch bereits in anderen Heeren gemeinsam gefochten. Diese Männer konnten bei guter Führung und bedachtem Einsatz eine feindliche Streitmacht hinwegfegen wie ein Wind die Blätter im Herbst.
Beim Heranreiten an die erste Linie blieb Dietrich dicht an der Seite des Heerführers, um für alle das Vertrauen des Obersten in ihn erkennbar zu machen. De Dijon wandte sich, leicht auf den
Weitere Kostenlose Bücher