Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
Vom Netzwerk:
dem Lechtenberger angeführt wurde, hatte sich zur Erkundung geteilt und sollte Informationen über die Truppenstärke des Feindes sammeln. Wichtig war es, einen geeigneten Platz für die Einheit des Lüttichers zu finden, die mit dem Beschuss die Schlacht eröffnen sollte.
Die Männer hatten, um Geräusche zu vermeiden, jeglichen Metallschutz abgelegt und waren nur mit jeweils einem Dolch bewaffnet, den sie unter ihrer Kleidung verbargen. Der Boden war hier von natürlichen Senken durchzogen, die sich hervorragend eigneten, die Pferde zu verbergen.
Als die Nacht anbrach, suchten sie im fahlen Licht des interessiert dreinblickenden Mondes eine Deckung, um sich ein letztes Mal zu besprechen. Einen seiner Männer teilte Ulrich zur Bewachung ein. Zur Vorsicht wurde den Pferden das Maul mit Stofffetzen zugebunden. Kommandant von Lechtenberg entließ die zweite Gruppe mit Instruktionen zur Westseite. Dort sollten die Français mit ihren Fußtruppen den Feind nach dem ersten Beschuss ganz hart angreifen und zur Mitte drängen. Um die volle Wirkung des Angriffs zu erreichen, mussten sie die Schwachstellen des Feindes erkennen und rücksichtslos ausnutzen.
In der Erkundungsgruppe war auch der riesige Hauptmann, der dem Junker nach dessen Verwundung nicht von der Seite gewichen war. Ein guter Mann und auch recht gerissen. Er führte diese braven Kerle an. Flink und geduckt entfernten sie sich und wollten noch vor Mitternacht alle wieder bei den Pferden sein.
Ulrich befahl den restlichen Leuten, ihm zu folgen und eine Senke für die Artillerie zu suchen, die nahe genug am Feind war. Die Gruppe bewegte sich tief geduckt und aufmerksam nach allen Seiten blickend vorwärts. Nicht jeder war für eine solche Mission geeignet. Die ausgewählten Männer waren sehr gute Einzelkämpfer und vor allem gehorsam. Der Sold und der Anteil an der Beute, den diese Kerle erwarten durften, überstieg sogar noch den der Hauptleute. Nach einiger Zeit erreichten sie eine kleine Anhöhe, von wo aus sie das Lager der Engländer gut einsehen konnten. Eine große Anzahl normannischer Ritter-Zelte waren schon aus dieser Entfernung zu erkennen. Das Lager war rings mit Palisaden befestigt und in einigen Abständen hatten sie die Schanze mit Körben verstärkt. In der Mitte der langen Frontseite prangte ein großes Tor.
»Wir müssen näher heran, um alles noch genauer in Augenschein nehmen zu können«, sagte Egmond der Bretone. Die Männer stimmten ihm wortlos zu und die Gruppe drang weiter vor. Das Gras duftete intensiv und die kleinen Büsche boten gute Deckung. Leider wechselte das Mondlicht in dieser Nacht häufig, denn die Wolken wurden durch den kräftigen Wind am Himmel entlang getrieben, als gelte es, einen Sieger zu ermitteln. Dieses Licht- und Schattenspiel machte es den Männern nicht gerade leichter, sich dem Feind unbemerkt anzunähern. Einen Vorteil hatte das Ganze jedoch: Der Wind stand ihnen entgegen und so drangen Geräusche schneller zu ihnen durch, als das in feindlicher Richtung der Fall war.
»Vorsicht!«, bedeutete der Lechtenberger, »Hier irgendwo könnte sich ein Beobachter des Feindes versteckt halten. Wenn dem so wäre, dann sollten wir ihn sehen, bevor er uns sieht.«
Ulrich von Lechtenberg hoffte, dass die westliche Gruppe ebenso bedacht vorgehen werde wie sie selbst. Nichts wäre schlimmer, als dem Feind ihre Anwesenheit durch eigene Fehler zu verraten und damit den Überraschungsvorteil aufgeben zu müssen. Niemand gab auch nur den kleinsten Laut von sich und alle Sinne der Erkunder waren auf das Äußerste gespannt. Sie mussten tiefer in die Ebene hinein, um eine Senke für die Artillerie zu finden. Wenn es ihnen gelingen würde, eine »Zunge« gefangenzunehmen, wäre dies schon der halbe Sieg: Ein feindlicher Gefangener, der zum Reden gebracht werden konnte, würde überaus nützliche Informationen über die Beschaffenheit des Lagers und die Anzahl der Feinde geben können.
Mit der Dunkelheit im Rücken kamen sie geduckt recht gut voran.
»Weiter nach Osten«, zischte Ulrich zu seinen Leuten hinüber. Nur noch dieses Stück Graslandschaft, dachten die Kundschafter, dann würden sie die Krüppelkiefern erreichen, die sich im Lichtspiel der Wolken und des jetzt grinsenden Mondes abzeichneten. Bald hatten sie sich bis auf wenige Hundert Fuß den östlichen Palisaden des Lagers genähert. Sie krochen noch eine kleine Strecke bis zu einer Stelle, die mit weichem Moos bewachsen war, um dann schließlich bäuchlings in einer

Weitere Kostenlose Bücher