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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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Grinsen im Gesicht. Es war Junker Jörg, und als hätte Arcon die Worte des Junkers gehört, antwortete dieser mit einem besonders lang gezogenem Wiehern. Cedric und Jörg lachten und begrüßten sich recht herzlich.
»Geht es Euch wieder gut, Herr, und wollt Ihr morgen mit uns gegen den Feind reiten?«, fragte der Knappe ganz aufgeregt.
»Nun, ich habe mich genug ausgeruht, aber die Fürsorge der Damen kann ebenso anstrengend sein wie ein Kampf mit den Engländern. Nur einen ganz entscheidenden Unterschied gibt es doch, die Kerle sind viel hässlicher und duften nicht nach Rosenwasser«, sprachs und brach in schallendes Gelächter aus.
»Kann Er mein Zeug richten und mir etwas zu essen geben?«, fragte der Junker noch und ließ sich dann auf Dietrichs Lager nieder, um noch mehr Kraft zu sammeln. In kürzester Zeit war er eingeschlafen, und das Essen musste warten.
»Wer schnarcht da während meiner Abwesenheit in meinem Zelt?«, wollte Dietrich bei seiner Rückkehr wissen. »Bist du denn nicht Manns genug, die Kerle von meinem Lager fernzuhalten?«, rief er dem verdutzten Cedric zu und stürzte ins Zelt hinein. Jörg schlief dort den Schlaf der Gerechten und wurde erst wach, als ihn eine Schwertspitze an seinem Kinn kitzelte. »Steh auf, du Hundesohn, sonst machst du Bekanntschaft mit einer Klinge aus Solingen!« Jörg blinzelte leicht mit den Augen und rief dann: »Bitte tut mir nichts Herr, der dumme Knappe ist an allem Schuld!« Er sprang auf, beide waren froh, sich gesund wiederzusehen, und begrüßten sich aufs Herzlichste.
»Willst du uns also doch noch die Ehre geben und morgen an meiner Seite die Engländer in den Staub treten?«, fragte Dietrich.
»Ja, dank der Kräuter deines Knappen und meiner eisernen Gesundheit«, gab Jörg zur Antwort. »Naja, ein bisschen war auch diese Angelique an meiner raschen Auferstehung beteiligt«, gab er mit einem versonnenen Lächeln zum Besten.
»Wenn das so ist«, sagte Dietrich verschmitzt, »dann kannst du ja morgen neben allem anderen auch wieder dein Schwert schwingen können. Den obersten Befehlshaber wird’s freuen, wenn du in alter Manier durch die feindlichen Reihen schneidest wie ein heißer Dolch durch die Butter.«
»Ja, nur feindliche Ritter schmelzen leider nicht wie Butter in der Sonne. Denen muss man schon kräftig was um die Ohren hauen, um sie zu überzeugen«, entgegnete der Junker mit funkelnden Augen.
Bevor sie sich in dieser Nacht zum Kampfe rüsteten, saßen sie noch einige Stunden beisammen und sprachen über bereits errungene Siege in längst vergessenen Schlachten und darüber, wie sie mit reicher Beute heimgekehrt waren, um die Schulden der Väter zu bezahlen.
Auch nach diesem Krieg musste es ihnen wieder gelingen, gesund und reich belohnt in die Heimat zu ziehen. Dietrich musste an seine unverheirateten Schwestern denken, denen die Bewirtschaftung ihres Gutes während seiner Abwesenheit oblag. Der Vater war bei ihnen in guten Händen, konnte er doch kaum noch das Bett verlassen. Er war trotz seiner durchgestandenen Kriegsjahre und einiger schlechter Erfahrungen ein milder und eigentlich freundlicher Mann geblieben, der allerdings auch seinen Rang als Lehnsherr zu verteidigen verstand. Auf dem Gut wurden etwa zehn Knechte beschäftigt, die auch für den Schutz des Hofes ausgebildet wurden. Dietrich hatte sie in der Waffenkunde unterwiesen, und so hoffte er, dass marodierende Kriegsleute abgewehrt werden können. Gemeinsam mit dem Junker beteten sie an diesem Abend für ihre unversehrte Rückkehr aus diesem Krieg und dafür, dass es ihren Lieben wohlergehe. Sollte ihnen etwa der Tod im Kampfe beschieden sein, so würden die zu Hause bald nichts mehr zu beißen haben.
Wie zuvor, in längst vergangenen Zeiten, versicherten sie sich gegenseitig ihrer Unterstützung und besiegelten dieses neue Bekenntnis ihrer freundschaftlichen Treue mit einigen Bechern des besten Beaujolais.

4. Kapitel
Auf Erkundung

    Das Lager der Engländer lag westlich von Vernon nicht sehr weit von einer Anhöhe, ganz in der Nähe einer Felsengruppe. Etwas weiter in Hintergrund konnte man bei guter Sicht die Burgstadt von Gaillard erkennen. Ein stolzer Bau, dessen Zugang nur über ein langes Vorwerk mit fünf Toren führte. Im Innern befanden sich starke Wehranlagen und an den Toren jeweils hohe Türme, die es Eroberern schon von alters her sehr erschwerten, ihren Fuß in die Feste zu setzen.
Die Kundschafter waren am Abend des 21. Juni aufgebrochen. Die kleine Truppe, die von

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