Im Kettenhemd (German Edition)
bei dem es auf beiden Seiten schon Hunderte Verletzte und Tote gab. Das Einreiten der französischen Reiterei brachte nun endlich Entlastung, denn die normannischen Reiter hatten sich bereits auf die Sturmtruppen der Français geworfen. Diese hätten dem Druck der Berittenen sicher nicht mehr lange standhalten können. Karl, der Hauptmann, hatte es mit seinen Männern geschafft, viele Normannen von den Pferden zu hauen, indem sie diese seitlich umstürzten. Nun wichen sie zurück, um nicht in Dietrichs Angriff zu geraten.
Was nun geschah, kann kaum mit Worten beschrieben werden. Die schweren Ritter jagten im vollen Galopp mit gesenkten Lanzen, tief hinter ihre Schilde geduckt, auf die sich noch teilweise im Stand befindlichen Normannen zu. Ihre Keilformation hatten sie nach hinten verbreitert und konnten so auch die etwa zweitausend Fußsoldaten der Engländer attackieren. Die ersten Engländer rannten bereits um ihr Leben, wurden aber seitlich von Karls Truppen zurückgeschlagen. Die hohe Angriffswucht und der harte Anprall auf die feindlichen Truppen machten diesen Tag zu einem der schwärzesten für das englische Heer. Die eiserne Streitmacht der Français schnitt sich tief in die überraschten Normannen und erzeugte Panik selbst unter den gestandenen Rittern. Als sie die Lanzen der Français durchbohrten und die zu Boden gerissenen Leiber der Mannen und Pferde überritten wurden, war dies ein Schock. Dietrichs Reiterei drang weiter in die Masse der Berittenen ein und zertrampelte auch viele der Fußsoldaten unter ihren Hufen. Blut spritzte aus geöffneten Leibern und tränkte den Boden der Heidelandschaft. Vorn schlugen die Ritter bereits mit Schwertern, Streitkolben und Morgensternen auf die demoralisierten Engländer ein. Der Sieg muss uns gehören, dachte Dietrich und schwang seinen Morgenstern gegen die noch kampffähigen Feinde. Die englischen Eisenhüte boten ein gutes Ziel, das man zu Pferde kaum verfehlen konnte.
Dennoch hatte sich weiter hinten im Lager der Widerstand organisiert und etwa hundertfünfzig normannische Ritter, gefolgt von einigen Hundert Schwertknechten, griffen in den Kampf ein. Sie drangen schnell auf den Kampfplatz vor und setzten ihre Waffen geschickt ein. An der linken Seite, gleich neben dem Chevalier de Petijon schlugen sich der Junker und Cedric mit angreifenden Fußsoldaten herum. Der Chevalier kämpfte so wie Cedric mit dem Bidenhänder zu Pferd und konnte das Langschwert schon einige Male in seine Gegner schlagen, sodass diese blutend zurückweichen mussten. Der Junker verspürte heftige Schmerzen in der rechten Schulter, die er sich beim Stoß mit der Lanze wieder verletzt hatte. Der Attacke eines berittenen Normannen entging er nur knapp. Seinen Hieb mit dem Streithammer konnte dieser mit dem Schild gut parieren und stieß sogleich mit der Lanze hervor. Cedric hatte das Geschehen trotz eigener Hiebe, die er austeilte, im Blick, und zerschlug mit einem wuchtigen Streich seines Langschwertes, die Lanze des Normannen. Der nächste Schlag, den Jörg unter Schmerzen, aber dennoch treffsicher führte, traf diesen am Halse, und er sank vom Ross.
Dietrichs Wappen mit dem Stierkopf wurde von den Angreifern als lohnendes Ziel erkannt, und so konnte er sich ebenfalls nicht über zu wenige Feinde beklagen. Viel Feind – viel Ehr, so war immer sein Gedanke. Die königliche Garde, die de Dijon sonst zur Seite stand, war nun zu seinem Schutz um ihn und behinderte eigentlich mehr, als sie nützte. Dietrich hatte es im Kampfverlauf mit einigen recht geschickten Raufbolden zu tun bekommen, von denen einer seinen Morgenstern so heftig auf ihn niederprasseln ließ, dass er nur dank seines harten Schildes und des treuen Arcons aus dieser Klemme herauskam. Er trieb Arcon voran und drückte das Schlachtross des Normannen in eine kleine Senke. Als dieser dann einige Fuß unter ihm war, schlug Dietrich mit einem wuchtigen Hieb seinen Morgenstern gegen den Spitzhelm dieses Ritters. Der kippte sogleich vorn über und rutschte seitlich zu Boden.
Der Kampf war noch in vollem Gange, als die leichte französische Reiterei, an deren Spitze Ulrich von Lechtenberg ritt, in das verwüstete Lager der Engländer preschte. Unter allerlei Gebrüll warfen sie sich schwertschwingend auf die Fußtruppen. Die verbliebenen englischen Bogenschützen bereiteten ihnen einen blutigen Empfang, und viele sanken getroffen zu Boden, ehe sie am Feind waren. Trotzdem gab ihnen die erhöhte Position zu Pferd den Vorteil, von oben
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