Im Kettenhemd (German Edition)
waren die Engländer zum Ende des Tages besiegt.
Dietrich hatte sein Schwert dem Earl of Northampton an den Hals gesetzt, als er diesem im Kampfgetümmel nahe genug war, um ihn töten zu können.
»Mon Seigneur, befehlt, den Kampf einzustellen, sonst ist mein Schwert das Letzte, was ihr in diesem Leben seht«, warnte Dietrich den Earl. Der hatte die Lage erkannt, wollte selbst nicht sterben, aber auch sinnloses Blutvergießen vermeiden.
Er streckte sein Schwert in die Luft und befahl seinen »Löwen«, den Kampf zu beenden. Zögernd fiel der Blutrausch von den eben noch auf Leben und Tod kämpfenden Männern ab. Das Signal einer Fanfare brachte dann aber für alle Gewissheit. Die besiegten englischen Truppen streckten ihre Waffen und konnten die Niederlage kaum fassen.
Da setzte ein Siegesjubel unter den Français ein, in dem sich die ganze Anspannung des Tages löste und der wohl fast bis nach Vernon zu hören war.
Dietrich forderte den Earl of Northampton auf, ihm umgehend die geraubten Kirchenschätze und alles Gold zu übergeben, welches sie in ihrem Besitz hatten.
Der antwortete mit steinerner Mine: »I’m sorry, my Lord, aber alles, was von größerem Wert ist, fuhr mit der Kutsche zum Chateau Gaillard.«
Dietrich ließ sich seine Wut über das entgangene Gold nicht anmerken und befahl, die adligen Gefangenen in Ketten zu legen, um sie später nach Vernon zu bringen. Als er sich wenig später mit de Dijon besprach, konnten sie nur noch hoffen, dass der Trupp der Verfolger die Kutsche noch vor der Burg würde abfangen können. Sollte die englische Kriegsbeute wirklich diese Feste erreichen, konnte man sich mit dem Angriff auf die letzte Bastion nicht mehr viel Zeit lassen. Vermutlich würde der König von England seinen Schatzkanzler schicken, um das Gold sicher auf die Insel zu bringen.
7. Kapitel
Nach dem Sieg
Im ehemaligen Kampfgebiet lagen viele Tote und Verwundete, die durch Schmerzensschreie und lautes Wehklagen das Mitleid ihrer Kameraden erweckten. Viele kümmerten sich um ihre Verwundeten, aber auch ehemalige Feinde wurden versorgt.
Von Bingen überwachte mit seinen Unterführern die Entwaffnung der noch kampffähigen englischen Soldaten und Ritter. Die Gemeinen wurden im Bereich der Ostpalisade zusammengebracht und von Bogenschützen bewacht.
Dietrich, Junker Jörg und all die Edlen der Ritterschaft trafen nach und nach am großen Tisch des Heerführers ein. Der Tisch war ein ehemaliges Stadttor von Montpellier, welches sich gut für diese Zwecke eignete. Die Sonne hatte bereits an Kraft verloren, und so war es für alle viel erträglicher als noch vor einigen Stunden. Dieser Platz direkt vor den nun leeren Zelten der normannischen Ritter schien am besten geeignet für ein erstes Treffen.
Rainier de Dijon erhob sich von einem eilig herbeigeschafften Prachtsessel. Er blickte lange in die Runde. In seinen Augen las man jene Verbundenheit für diese Männer, die nur jemand empfinden kann, der ebenfalls dem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hat.
»Messieurs, heute haben wir einen der wichtigsten Siege errungen auf dem Wege, dieses Land von unseren Feinden zu befreien. Wir werden sie bald auf ihre Insel zurückjagen und uns unser Gold wiederholen.«
»Dieser großartige Sieg wird den König in allerbeste Laune versetzten«, sprach de Dijon weiter. »Ihr, Baron von Seidenpfad, habt Euch große Verdienste um Frankreich erworben. Dies wird nicht ungesehen bleiben und bringt sicher ein stattliches Sümmchen ein.«
Dietrich verneigte sich artig und war stolz, diese Ritter zu einem so epochalen Sieg gegen die gefürchteten englischen Löwen geführt zu haben.
»Wenn wir in einigen Tagen die Truppen aufgefüllt und neu formiert haben, werden wir die letzte Bastion der Normannen einnehmen. Das Chateau Gaillard mit seinen starken Mauern wird ein letzter Prüfstein für unseren Mut und unseren Willen sein, dem König sein Land zurückzuerobern. Sie Messieurs werden sich über Belohnung und Anerkennung nicht beklagen können, denn unser Souverän ist ein großzügiger Monarch.«
Die Anwesenden hörten die Worte des Heerführers mit Wohlwollen, mussten sie doch gerade jetzt Ausbesserungen an den Rüstungen vornehmen lassen. Die erbeuteten Waffen, Rüstungen und Pferde überließ de Dijon nach Rang und Stand den besten Kämpfern des Heeres.
Mit der Verteilung wurde Chevalier de Petijon betraut. Dieser hatte im Kontor seines Vaters kaufmännische Erfahrungen sammeln können, bevor er durch die
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