Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
Vom Netzwerk:
Brust.
    »Der Name ist mir leider entfallen. Eine Nachbarin.« Er tat so, als suchte er in seinen Taschen, zugleich warf er unauffällig einen Blick zum Souterraineingang hinunter, spähte nach Anhaltspunkten. So sehr war er damit beschäftigt gewesen, daß er zunächst nicht bemerkt hatte, daß sie ihn auslachte, der massige Leib ein einziger Wackel-pudding, auf dem die auf der Brust verschränkten Arme auf und ab tanzten. »Oho, oho, haha!… das schlägt dem Faß den Boden aus, 34
    muß man ihr lassen! So eine Frechheit, die schreckt ja vor nichts zurück, mir auch noch den Kinderschutzbund auf den Hals zu schik-ken.«
    »Ich bin nicht vom Kinderschutzbund…«, hob er an.
    »Dann das gleiche in Grün, möcht’ ich wetten. Ist mir scheißegal, woher. Erst der Buchklubheini, dann vergangenen Monat die Fürsorge und letzte Woche die Tierschützer! Das geht ja noch, eine Katze habe ich immerhin.«
    »Tja, und was die Kinder angeht…«
    »Kinder?!« kreischte sie. »Kinder?! Du Armleuchter! Willste nach-sehen? Kannst meinen Alten zum Abdecker mitnehmen, aber Kinder?! Das soll wohl ein Witz sein!« Sie schob ihm ihr Bulldoggenge-sicht vor die Nase. »Ich bin vierundsiebzig, du Armleuchter. Und dich hat man ganz gewaltig verarscht.«
    John Mills wand sich, als er daran dachte. Längst hätte er über die Blamage hinweg sein müssen, aber er war immer noch beschämt, stierte mißmutig in seinen dünnen Kaffee und hätte dieser Elfe gegenüber im perfekt sitzenden Kleid glatt eine herunterhauen mögen, einfach wegen ihrer unverschämten Eleganz und wegen ihres flüchtigen Lächelns.
    Sechs Uhr. Monica kam zur eigenen Haustür hereingerempelt, beidseits mit Einkaufstüten bepackt, was sie noch mal so breit machte wie ohnehin schon. Auf dem Heimweg hatte sie überlegt, daß sie wirklich in dieses Gymnastik-Studio gehen sollte, von dem Katherine Allendale gesprochen hatte. Ach nee, eigentlich keine Lust, und außerdem sollte ich weiß Gott fit genug sein, bei den vielen Treppen, die ich steige, dem Zeug, das ich schleppe, dem Kochen, Putzen, dem ständigen Kampf! Ja, sogar die Gartenarbeit mache ich! Du kannst noch soviel Geld haben, irgendwie findet sich trotzdem keiner, der dir die Arbeit abnimmt. Ha! Einkaufen tut er, der schmucke David Allendale? Zum Schreien. Muß ich Colin erzählen – auch, daß er Katherine Kleider kauft. Derselbe David Allendale, der demnächst den Anbau ihres, Monicas, Wintergartens überwachen würde, eines Wintergartens ähnlich dem, den sie jüngst bei anderen gesehen hatte.
    Wenn auch natürlich nichts im Vergleich zu Katherines Küche. Katherine war nicht bloß gertenschlank, besaß nicht nur ein einmalig 35
    schönes Haus, nein, der dazugehörige Mann erledigte sogar die Einkäufe! Kunststück, dann so sorgenfrei und spendabel zu sein! Monica schob sich durch die Türöffnung, der von diesen flüchtigen Gedanken geweckte Ärger war rasch verflogen, als sie mit unsichtbaren Antennen registrierte, wer da war und wer nicht: Mann ein paar Kilometer von hier bei der Besprechung des Umbaus mit David Allendale, eine ausführliche Besprechung, wie er sie liebte. Na, jedenfalls wußte sie, wo er steckte, das war keineswegs selbstverständlich. Und wer würde – nach den ausführlichen Besprechungen – die Sägespä-
    ne, den Ziegelstaub und Mörtel auffegen, in dem die Kinder tobten?
    Scheiße.
    »Mama, Mama, Mamaa…!« Geschrei vom Treppenabsatz, Freu-
    dengeheul und Gezänk weiter oben. Der erste der beiden Jungen schoß kopfüber vom Treppenabsatz auf sie zu, wie ein Schlitten sauste er über die mit Teppich ausgelegten Stufen. Nur hin und wieder mit den Händen bremsend kam er in affenartigem Tempo auf sie zugerutscht. Die neueste Masche, angetan, ihr das Herz stocken zu lassen. Ohne auch nur Luft zu holen, ließ sie ihren ersten Anschiß los, noch ehe die Einkaufstüten zu Boden sanken.
    »Himmelsakrament! Wie oft muß ich dir noch sagen: Du sollst das lassen!« Da stand er schon vor ihr, kein Stück eingeschüchtert, grinste keck hoch, die Hosen durch die Reibung des Teppichs über den Po heruntergezerrt. »Hallo, hallo!«
    »Erpresser!« schimpfte sie, schwang ihn in die Arme hoch, knuffte ihn. »Du unwiderstehlicher kleiner Schuft!«
    Jennys Haus ähnelte Monicas, es lag nur sechs Kilometer nordwest-lich von dem der Allendales entfernt – in bequem erreichbarer Nähe für die gegenseitigen Abendeinladungen. Die drei Häuser bildeten ein Dreieck, mit dem der Allendales an der Spitze, und

Weitere Kostenlose Bücher