Im Kinderzimmer
Terrassenflutlichts wurde Katherine bleich.
Das Glas in ihrer Hand zitterte. David wanderte zum Büfett hinüber und half Monica, die der Aushilfe half. Katherine drehte sich um und 99
schaute dem Kätzchen zu, damit sie nicht sehen mußte, wie Davids gebräunte Hände die tüchtigen Finger seiner Gastgeberin berührten, während er ihr Teller abnahm. Colin Neill, stets der Kavalier, fand, daß Katherine etwas blaß wirkte und kam ihr zu Hilfe, tat es gern.
Jenny, träge mit dem Rücken an die Wand gelehnt und ins Gespräch mit den Nachbarn der Neills vertieft, merkte von alledem nichts, bis sie aus dem Augenwinkel sah, wie Colin das Kätzchen hochnahm. Er klemmte das Katzenkinn zwischen seine Finger und zeigte Katherine die porzellanblauen Augen. »Schau«, sagte er eben, »sie mag dich.«
Katherine hörte auf zu zittern. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie mit zaghaften Fingern die Ohren der kleinen Katze berührte. Das Augenpaar vor Colin Neills war voller naiver Bewunderung, leuchtete froh. »Sie ist so weich«, staunte Katherine. »Ja«, sagte Colin und sah sie bewundernd an. »Ja, das ist er wirklich. Der Kater gehört dir.«
Jenny wandte sich wieder den Neill-Nachbarn zu, ein klein wenig überrascht, ein klein wenig beunruhigt.
»Was fressen denn Katzen?« fragte Katherine Colin.
»Na, was Naschkatzen eben so lieben: Nur vom Feinsten. Wie du.«
Sie streichelte das Kätzchen jetzt schon weniger zaghaft. Ihr nervö-
ses, ein wenig schrilles Lachen bohrte sich in die Rücken der um das Büfett Versammelten.
David hörte es, lächelte Monica an, berührte ihren nackten Arm.
»Schmeckt köstlich, Monica. Wie um alles in der Welt schaffst du das bloß immer, zusätzlich zur Arbeit.«
Monica ließ sich gern bewundern, und die Tatsache, daß ihr Mann die Angewohnheit hatte, seine Bewunderung anderen zukommen zu lassen, war eine Quelle häufiger Irritation. Ihre kirschrote Seidenblu-se spannte sich über ihrem vollen Busen. Trotz des vielen Geldes, das sie und Colin verdienten, bestand ihr Alltag meist in einem un-gleichen Kampf zwischen tausenderlei Anforderungen und zuwenig Zeit. Wenn sie einen gegenteiligen Eindruck erweckte, dann freute sie das um so mehr.
»Ach, irgendwie komme ich immer zu den Dingen, die mir Spaß machen. Es sind die Pflichten, die so lästig sind.«
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»Dann kommen wir vielleicht mal dazu, über euren neuen Wintergarten zu sprechen?« fragte David vorsichtig. »Dein Mann kann sich nicht recht entscheiden, was die Details angeht. Das ist nicht abfällig gemeint, aber ich könnte mir vorstellen, daß du entscheidungsfreudi-ger bist.«
Monicas Blick wanderte hinüber zu dem reizenden Tableau, welches Katherine, das Kätzchen und ihr eigener Ehemann boten. Jennys in die gleiche Richtung weisende Nase, wie die eines Spürhunds, der Gefahr wittert, entging ihr nicht. Schließlich kannten sie beide Colin. David dagegen war über jeden Verdacht erhaben, seine Loyalität unerschütterlich.
»Stimmt«, sagte sie munter. »Ich bin sehr entschieden. Wir könnten uns doch nächste Woche zum Mittagessen treffen?«
Einladungen wie diese verschmolzen für Katherine miteinander, waren die Höhepunkte ihres Terminkalenders. Den ganzen glorreichen Sommer über würde eine die andere ablösen, wie sie es auch im Winter taten. Sie gesellte sich zu den Frauen, im Grunde waren es immer dieselben Frauen, in den immer gleichen Häusern – mit Ausnahme gelegentlicher Abwechslungen wie dem durchreisenden amerikanischen Ehepaar, das derzeit ihre Clique umkreiste und voller Bewunderung war. Das Paar hatte die Absicht, sich mit dem Fest aller Feste für die ihm erwiesene Gastfreundschaft zu revanchieren.
Die Allendales luden etwa alle Vierteljahr die Neills und die Fosters ein, dazu ihre Nachbarn. Die Fosters und die Neills hielten es ebenso, und wenn alle einmal an der Reihe gewesen waren, hatten sie sich im Grunde in fast zweiwöchentlichem Turnus gesehen, rund ums Jahr, und der Konkurrenzdruck stieg dabei ständig. Davids nahender vierzigster Geburtstag, zu dem er einige der Anwesenden einladen wür-de, würde in punkto Essen alles bisher Dagewesene übertreffen. Am heutigen Abend hatte man sich aus Hampstead, St. John’s Wood, Totteridge, ja sogar aus den Randgebieten Surreys zusammengefun-den, war unter seinesgleichen, das hieß, einigermaßen wohlhabend und, wie David scherzte, sich gegen die zusammenrottend, die es nicht waren. Solche Kommentare waren Katherine zu hoch; sie selbst hatte
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