Im Königreich der Frommen (German Edition)
haarsträubend.
Er zitiert den Fall
des philippinischen Hausmädchens Romelyn Eroy-Ibañez,
über den auch die englischsprachigen Zeitungen hier im Herbst
2010 berichtet haben. Sie wurde mit multiplen Stichwunden in Rücken
und Oberkörper in der Küche ihres Arbeitgebers in Dammam
gefunden. Außerdem waren ihr Mund und ihre Arme schwer
verätzt, weil sie Schwefelsäure getrunken hatte, oder
wahrscheinlich eher, weil ihr Schwefelsäure eingeflößt
wurde. Die leere Flasche stand noch neben dem Mädchen in der
Küche ihres Arbeitgebers, als sie leblos gefunden wurde. Die
saudische Polizei jedoch kam zu dem Schluss, dass das Mädchen
Selbstmord begangen hat. „Das ist die Standard-Todesursache
der saudischen Polizei, wenn Hausmädchen ums Leben kommen“,
sagt Monterona.
Im August 2010
hämmerte ein saudisches Ehepaar seinem Hausmädchen
vierundzwanzig Nägel in Hände, Beine und Stirn. Die Frau
aus Sri Lanka hatte sich über die zu große
Arbeitsbelastung beschwert. In ihrem Heimatland musste ein Arzt die
Nägel operativ entfernen. Laut der Frau waren die Nägel
heiß, als sie in ihren Körper getrieben wurden.
Der Fall des
indonesischen Hausmädchens Sumiati Bint Salan Mustapa hat
international Schlagzeilen gemacht. Als die 23-jährige im
November 2010 von ihrer Arbeitgeberin in ein Krankenhaus in Medina
gebracht wurde, war sie bewusstlos und hatte zahllose Verletzungen
am ganzen Körper. Fast ihre ganze Oberlippe war abgeschnitten,
offenbar mit einer Schere. Sie hatte Stichwunden am ganzen Körper
und schwere Verbrennungen an Kopf, Gesicht und Körper,
wahrscheinlich von einem heißen Bügeleisen. Rippen und
Finger waren gebrochen, ihre Beine waren fast gelähmt.
Die 53-jährige
Arbeitgeberin behauptete, das Hausmädchen habe sich all diese
Verletzungen selbst beigebracht. Nach einem Aufschrei in der
internationalen Presse wurde die Arbeitgeberin jedoch zu drei Jahren
Haft verurteilt. Wegen Menschenhandels. Die indonesische Regierung
kritisierte das Urteil als viel zu milde und legte Berufung ein.
Im März 2011
sprach das Berufungsgericht die Arbeitgeberin dann jedoch auf einmal
frei. Nach einem Medienbericht, weil die erste Instanz dem
Dienstmädchen keinen Eid abgenommen hatte. Nach einem anderen,
weil das Gericht das Urteil in dem parallel laufenden Zivilverfahren
nicht abgewartet habe.
Die indonesische
Regierung hat erneut Berufung eingelegt, aber der Anwalt der
Arbeitgeberin, nicht des Hausmädchens, gab nach dem Freispruch
bekannt, seine Klientin verlange nun Schadenersatz in einer Höhe
von umgerechnet sechs Millionen Euro.
Das sind nur die
spektakulärsten aus einer Flut von solchen Fällen.
Dann gibt es aber
auch noch die Saudis, die nicht nur im eigenen Land, wo ihnen kaum
etwas passieren kann, den Foltermeister geben, sondern auch im
Ausland, wo Leute zu quälen nicht ganz so gern gesehen wird.
2006 wurde ein
saudischer Doktorand im US-Staat Colorado zu achtundzwanzig Jahren
Haft verurteilt, weil er sein indonesisches Hausmädchen
vergewaltigt und vier Jahre lang als seine Sklavin gehalten hat.
Im Juni 2011 wurde
dann auch in Deutschland ein Fall bekannt, der allzu vertraut
erschien. Ein saudischer Diplomat der Botschaft seines Landes in
Berlin soll sein indonesisches Hausmädchen wie eine moderne
Sklavin gehalten haben. Nach Angaben der Frau rief er sie nur mit
dem Namen „Scheiße“. Sie wurde regelmäßig
geschlagen, musste achtzehn Stunden am Tag arbeiten und durfte das
Haus nicht verlassen. Bezahlt wurde sie dafür so gut wie nicht.
Die „Saudi
Gazette“ schreibt, dass neun von zehn Haushalten im Königreich
mindestens ein Hausmädchen beschäftigen. Daraufhin stellt
ein Kommentator in der Zeitung die interessante Frage, wie es kommt,
dass fünfzehn bis zwanzig Prozent der Saudis unter der
Armutsgrenze leben, aber nur zehn Prozent der Haushalte keine
Hausmädchen haben.
Die Antwort darauf
ist einfach: Körperliche Arbeit, ob im oder außerhalb des
Hauses, war bei den Beduinen immer verpönt. Sie war den Sklaven
vorbehalten.
Früher hatte
diese Sklaverei jedoch ein menschlicheres Gesicht als heute. In
einem typischen Bericht vom Anfang des 20. Jahrhunderts schreibt T.
E. Lawrence, dass Sklaven den Haushalt besorgten und die
Palmengärten und Felder bestellten. Laut „Die sieben
Säulen der Weisheit“ waren sie fast ausschließlich
als Kinder aus Afrika hergebracht und während der Pilgerreise
in Mekka verkauft worden. „Nachdem sie stark wurden, waren sie
fünfzig bis achtzig
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