Im Königreich der Frommen (German Edition)
US-Dollar entstehen.
Als Bauzeit für den Turm sind fast sechs Jahre, für das
gesamte Viertel zehn Jahre veranschlagt. Der Baubeginn ist für
Dezember 2011 geplant.
Die „Kingdom
Holding Group“ ist das Unternehmen Prinz Al Walid bin Talals,
des reichsten Mannes Saudi Arabiens. 2010 war er die Nummer
sechsundzwanzig auf der Forbes-Liste der reichsten Männer der
Welt. Er ist ein Neffe König Abdullahs.
Die „Kingdom
Holding Group“ ist der größte Einzelinvestor von
Citigroup und hält Anteile an Rupert Murdochs Newscorp. Dieses
Unternehmen wiederum ist an Al Walids Mediengruppe „Rotana“
beteiligt.
Prinz Walid ist
also ein wichtiger Mann, aber wenn man den Medien glaubt, die ihn
und seine Investitionen ein bisschen genauer angeschaut haben, auch
ein ganz schön windiger. Er selbst beschreibt seinen Werdegang
so: Sein Finanz-Imperium hat er als junger Mann mit dem bescheidenen
Startkapital von 30.000 US-Dollar, einem Kredit von 300.000
US-Dollar und einem Haus geschaffen. Die Werte habe ihm sein Vater
zur Verfügung gestellt. Der war in den sechziger Jahren
Wirtschaftsminister des Königreiches.
Das renommierte
britische Nachrichtenmagazin „The Economist“ jedoch hat
seine Zweifel an dieser Version der Ereignisse. 1999 hat es in einem
langen Beitrag dargelegt, dass Al Walids Ausgaben während der
gesamten neunziger Jahre deutlich höher waren als seine
Einnahmen. Deshalb vermutete das Magazin das Naheliegende: Dass
Prinz Al Walid das Geld anderer investiert. „Investoren aus
dem Mittleren Osten benützen gewöhnlich Deckmänner“,
schreibt „The Economist“. „Mitglieder des
saudischen Königshauses mögen keine Öffentlichkeit,
und das Eigentum großer Anteile an ausländischen Firmen
könnte politische Implikationen haben.“
Auch das
amerikanische Wirtschaftsmagazin „Forbes“ steht fest im
Lager der Zweifler. Im März 2013 kündigte Prinz Al Walid
die Zusammenarbeit mit der Milliardärsliste von „Forbes“
auf, weil er sich schnöde behandelt fühlte. Daraufhin
veröffentlichte „Forbes“ ein äußerst
unschmeichelhaftes Porträt von ihm.
Wenn man Prinz Al
Walid glaubt, hatte „Forbes“ seinen Wert um fast ein
Drittel unterschätzt. Nach der „Forbes“-Liste wäre
er nämlich nicht mehr als zwanzig Milliarden US-Dollar wert und
hätte eben nicht zu den zehn reichsten Männern der Welt
gehört – „eine Position, nach der er [Walid]
lechzt“, so „Forbes“ in dem Porträt. Die
Kündigung des Prinzen beende eine Zeit, heißt es darin
weiter, „von einem Vierteljahrhundert von abwechselndem
Lobbying, Schmeicheln und Drohungen, was sein Ranking auf der Liste
des Nettowertes betrifft.“
Als sein Wert zum
Beispiel auf der Milliardärsliste von 2006 auf sechs Milliarden
weniger angesetzt wurde, als er selbst angegeben hatte, rief er,
laut Forbes, am Tag nach der Veröffentlichung die zuständige
Redakteurin zuhause an: „Er hörte sich an, als sei er den
Tränen nahe. „,Was wollen Sie?', sagte er bittend und bot
seinen Privatbanker in der Schweiz an. ,Sagen Sie mir, was Sie
brauchen.'“
In einer
Pressemappe, die Al Walid der „Forbes“-Journalistin
zukommen ließ, fanden sich selbstgebastelte Titelbilder von
„Time“, „Vanity Fair“ und „Forbes“,
auf die jemand per Photoshop Al Walid gesetzt hatte. Unter dem
Titelbild von „Forbes“ stand: „Der gewandteste
Geschäftsmann der Welt“.
Nicht nur weil der
gewandteste Geschäftsmann der Welt auch im Geschäft des
Windmachens eine gewisse Erfahrung zu besitzen scheint, ist es nicht
klar, inwieweit seine Pläne für den höchsten
Wolkenkratzer der Welt in Dschidda wirklich ernst zu nehmen sind. Es
gibt auch andere Gründe.
Ich habe meine
eigenen Erfahrungen mit Al Walid und seinen Plänen gemacht. Im
Mai 2011 machte ich ein Praktikum bei den „Arab News“.
Genau in dieser Zeit meldete die emiratische Tageszeitung „Gulf
News“, die „Kingdom Holding Group“ plane in
Dschidda einen Wolkenkratzer zu bauen, der eine Meile (rund 1609
Meter) hoch sei. Für die Planung sei das renommierte
US-Architekturbüro Adrian Gill + Gordon Smith Architecture
zuständig, hieß es in dem Bericht. Als ich die Firma
jedoch anrief, sagte mir ein Sprecher: „Wir planen kein Haus
in dieser Höhe.“ Die Pläne für einen solch
hohen Turm nannte er eine „Internet-Legende“.
Laut einem von
Wikileaks veröffentlichten Bericht des US-Konsulats in Dschidda
besitzt Al Walid fünfunddreißig Prozent des
Mutterunternehmens der „Arab
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