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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Junge ist noch ein Kind! Ein dummes, naives Kind ...« Ihre Stimme brach ab, als Royce sich an Arik wandte und befahl: »Sorge dafür, daß er morgen zu mir gebracht wird.« Nach diesen Worten gab er seinem Hengst die Sporen. Wie auf ein stummes Signal galoppierten die Ritter hinter ihm los und formierten sich zu beiden Seiten von Jennifer und Royce, um sie gegen die Menge abzuschirmen.
    Keine Rufe wurden mehr laut, und die Leute beobachteten in tödlichem Schweigen, wie die Truppe an ihnen vorbeigaloppierte. Jenny konnte kaum atmen, bis sie die Spalier stehenden Dorfbewohner hinter sich gelassen hatten, dann sank sie kraftlos in sich zusammen. Sie lehnte sich an Royce, der unnatürlich starr auf dem Pferd saß, und ließ die schreckliche Szene noch einmal im Geist Revue passieren. Im nachhinein erschien es ihr so, als wäre er nur um ihretwillen und wegen der ungehörigen Zurufe so wütend geworden, als hätte er ihrem Wunsch, den Jungen ungestraft davonkommen zu lassen, aus Zuneigung zu ihr entsprochen. Sie drehte sich zu ihm um, und da er unverwandt geradeaus starrte, sagte sie zaghaft: »Mylord, ich möchte Euch ... danken, weil Ihr den Jungen verschont ...«
    Er sah sie scharf an, und Jenny schreckte zurück bei diesem zornentflammten Blick. »Wenn du es noch einmal wagst«, warnte er sie grimmig, »mir in aller Öffentlichkeit die Stirn zu bieten und in diesem Ton mit mir zu sprechen, wird das unabsehbare Folgen haben, das schwöre ich bei Gott.«
    Vor Royces Augen verwandelte sich ihr Gesicht - vom Ausdruck der Dankbarkeit zur Erschütterung bis zur Wut -, dann zeigte sie ihm die kalte Schulter.
    Royce war fuchsteufelswild, weil sie tatsächlich glaubte, er würde ein Kind enthaupten lassen für eine Missetat, die eine wesentlich mildere Bestrafung verdiente, und weil sie durch ihr Verhalten seine Leute dazu verleitet hatte, ihm eben diese Brutalität zuzutrauen. Aber im Grunde war er am meisten wütend auf sich selbst, weil er nicht vorausgesehen hatte, daß ein solches Ereignis eintreten könnte, und keine Schritte unternommen hatte, um einen solchen Affront von vornherein zu unterbinden.
    Wann immer er einen Angriff plante oder in eine Schlacht zog, bedachte er alle Möglichkeiten und jedes Detail, das schiefgehen konnte, aber heute - hier in Claymore - hatte er törichterweise alles dem Zufall überlassen und vorausgesetzt, daß ihre Ankunft ohne unliebsame Zwischenfälle verlaufen würde.
    Andererseits, dachte Royce mit einem ärgerlichen Seufzer, war in einem Krieg auch der kleinste seiner Befehle voraussehbar, und er wurde ohne Fragen oder Widersprüche ausgeführt. Auf dem Schlachtfeld gab es keine Jennifer, mit der man fertig werden mußte und die ständig etwas in Frage stellte oder protestierte.
    Blind für die Schönheit der Umgebung, nach der er sich acht lange Jahre gesehnt hatte, fragte er sich mißmutig, wieso er Ritter, Adlige, Knappen und kampferprobte Soldaten mit einem einzigen Blick zum Gehorsam bringen konnte, bei diesem eigensinnigen, trotzigen schottischen Mädchen jedoch nicht den geringsten Erfolg aufzuweisen hatte. Sie war impulsiv, dickköpfig und hatte nicht den geringsten Respekt vor ihm, den man eigentlich von einer Ehefrau erwarten konnte. Als sie die Zugbrücke überquerten, warf er einen Blick auf ihre steifen Schultern, und erst jetzt wurde ihm klar, wie erniedrigend der Vorfall für sie gewesen sein mußte. Mit einemmal empfand er Bedauern und widerwillige Bewunderung, und er mußte sich eingestehen, daß sie noch sehr jung, sehr tapfer und außerordentlich mitfühlend war. Jede andere Frau ihres Standes hätte vermutlich den Kopf des Jungen gefordert und sich keineswegs so vehement für sein Leben eingesetzt, wie Jenny es getan hatte.
    Im riesengroßen Innenhof der Festung drängten sich die Menschen, die in der Burg arbeiteten oder wohnten. Eine Armee von Stallburschen, Mägden, Wäscherinnen, Küchenhilfen, Tischlern, Hufschmieden, Bogenschützen, Dienern und Lakaien sowie die gesamte Burgwache hatten sich hier versammelt. Die höhergestellten Bediensteten - der Haushofmeister, Sekretäre, Buchhalter, der Butler und eine Menge andere - hatten sich auf den Stufen, die zur Halle führten, aufgestellt. Royce sah sich um und konnte trotz der formellen Begrüßung die Feindseligkeit, die sich gegen Jennifer richtete, nicht übersehen. Er hatte nicht vor, noch einmal das Risiko einzugehen, daß etwas Unvorhergesehenes geschah. Damit jede einzelne Person in dem überfüllten

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