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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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funkelndem Silber und Gold standen. Obwohl nur ein paar Fackeln in den Wandhaltern brannten, war es hier nicht halb so finster wie in der Halle von Merrick. Der Grund dafür war ein riesiges rundes Fenster mit bunten Glasscheiben, das hoch oben neben dem Kamin in die Mauer eingelassen war. So etwas hatte Jenny in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen, und sie schnappte erstaunt nach Luft.
    Jennys Betrachtungen wurden jäh von einem freudigen, schrillen Schrei, der von irgendwo über ihr herkam, unterbrochen.
    »Jennifer!« kreischte Tante Elinor und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die schulterhohe Brüstung, die die Galerie umgrenzte, spähen zu können. »Jennifer, mein armes, armes Kind!« Als sie die Galerie entlanglief, verschwand sie außer Sicht, aber das hinderte sie nicht daran, auf ihre bekannte Art weiterzuplappern. Ihr fröhlicher Monolog hallte von den Steinwänden wider und war weithin zu hören, bis sie den oberen Treppenabsatz erreichte. »Jennifer, ich bin ja so froh, dich wiederzusehen, mein armes Kind.«
    Jenny legte den Kopf in den Nacken, suchte die Galerie ab, und ihr Blick folgte dem Klang der Stimme. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, mein liebes Herz, ich konnte kaum schlafen oder einen Bissen hinunterbekommen. Aber das wäre mir sowieso schwergefallen, nachdem ich quer durch ganz England auf dem unbequemsten Pferd, auf dem ich je das Pech hatte zu sitzen, geritten und so sehr durchgeschüttelt worden bin, bis mir jeder einzelne Knochen im Leib weh tat.«
    Jenny lauschte angestrengt der schnatternden Stimme, ging langsam dem Klang nach zur entgegengesetzten Seite der großen Halle und suchte nach der Person, zu der diese Stimme gehörte.
    »Und das Wetter war grauenvoll!« fuhr die Stimme fort. »Gerade als ich dachte, ich würde in dem strömenden Regen ertrinken, kam die Sonne heraus und röstete mich bei lebendigem Leib. Mein Kopf dröhnte, meine Knochen schmerzten teuflisch. Und ich hätte mir bei diesem Unternehmen sicherlich den Tod geholt, hätte Sir Stefan Westmoreland nicht schließlich doch eingewilligt, eine kurze Rast zu machen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich zum Glück einige Heilkräuter sammeln.«
    Tante Elinor hatte die letzte Stufe überwunden und erschien etwa zwanzig Meter von Jenny entfernt in der Halle. Während sie auf ihre Nichte zueilte, schwatzte sie unaufhörlich weiter: »Das war eine sehr gute Entscheidung, denn nachdem ich ihn erst einmal überredet hatte, meine Geheimmedizin, vor der er sich zuerst so geekelt hat, zu trinken, bekam er nicht einmal einen Schnupfen.« Sie spähte zu Stefan Westmoreland, der gerade Ale aus seinem Krug trinken wollte, und unterbrach ihn mit der Aufforderung, ihre Aussage zu bestätigen: »Ihr habt nicht ein einziges Mal geniest, nicht wahr, mein Junge?«
    Stefan ließ den Krug sinken und antwortete gehorsam. »Nein, Ma’am, kein einziges Mal.« Er verbeugte sich leicht, dann setzte er den Alekrug an die Lippen, trank ein paar Schlucke und vermied es tunlichst, Royces spöttischem Blick zu begegnen.
    Arik betrat die Halle und steuerte den Kamin an. Tante Elinor musterte ihn mißbilligend, während sie Jenny, die auf sie zuging, weiter unterrichtete: »Alles in allem war es gar keine so schlimme Reise. Wenigstens wurde es ganz annehmbar, nachdem ich nicht mehr gezwungen war, mit diesem Burschen Arik zusammen zu reiten wie am ersten Tag, als wir von Merrick aufgebrochen sind ...«
    Die Ritter am Kamin drehten sich zu ihr um, und Jenny beeilte sich zielstrebig, um zu verhindern, daß sich die alte Dame um Kopf und Kragen redete. Ihre Mühen waren vergeblich, denn Tante Elinor hatte sich auf den blonden, Streitaxt schwingenden Hünen eingeschossen.
    Sie breitete die Arme aus, um Jennifer mit einem strahlenden Lächeln willkommen zu heißen, fuhr aber dennoch unbeirrt fort: »Arik kam ganze zwanzig Minuten vor euch hier an, und er hat doch tatsächlich keine meiner besorgten Fragen nach dir beantwortet.« Da sie fürchtete, nicht mehr genug Zeit zu haben, ihre Ausführungen zu beenden, wenn Jennifer erst einmal vor ihr stand, sprach sie doppelt so schnell wie sonst weiter. »Trotzdem glaube ich nicht, daß er aus Gemeinheit oder Niedertracht so unfreundlich- ist und einen so sauertöpfischen Gesichtsausdruck hat. Ich glaube viel eher, er hat Schwierigkeiten mit seinem ...«
    Jenny warf die Arme um die kleine Frau und zog sie ganz fest an sich, aber Tante Elinor gelang es, sich aus ihrem Griff zu winden, um den

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