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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Burghof einen Blick auf Jennifer und ihn werfen konnte, drehte sich Royce zum Rittmeister der Garde um und deutete mit dem Kopf auf die Ställe. Erst als der letzte Ritter den Hof verließ und sein Pferd zum Stall führte, stieg Royce ab, dann drehte er sich um und hob Jennifer vom Pferd. Ihm fiel auf, daß ihre Miene wie versteinert war und sie es tunlichst vermied, irgend jemanden anzusehen. Sie versuchte nicht einmal, ihr Haar zu glätten oder ihr Kleid zurechtzuzupfen, das brach ihm beinahe das Herz, denn offensichtlich kümmerte es sie nach diesem Erlebnis nicht mehr, wie sie aussah oder welchen Eindruck sie auf die Menschen machte, in deren Nähe sie ihr zukünftiges Leben verbringen sollte.
    Ihm entging keineswegs das unfreundliche Getuschel der Dienerschar, als er Jennys Arm nahm und sie zum Fuß der Treppe führte. Sie wollte ohne Unterbrechung die Stufen hinaufgehen, aber Royce hielt sie entschlossen zurück und drehte sich um. Jenny hatte nie etwas Beschämenderes erlebt und warf ihm einen verzweifelten Blick zu, doch Royce sah sie nicht an. Er stand da, ohne einen Muskel zu bewegen, sein Gesicht war wie aus Granit gemeißelt, während er die unruhige Menge im Hof betrachtete.
    Selbst in ihrem jämmerlichen Zustand spürte Jenny, welche Stärke und Macht in diesem Augenblick von ihm ausging - eine Kraft, die auch ohne jedes Wort allen klarmachte, wen sie vor sich hatten. Als hätte jemand eine Zauberformel ausgesprochen, wurde die Menge von einem Moment zum anderen mucksmäuschenstill, und alle sahen ihn gebannt an. Erst als der letzte Laut verklungen war, ergriff Royce das Wort. Seine tiefe Stimme dröhnte in der unnatürlichen Stille wie Donnerhall.
    »Die Frau an meiner Seite ist eure neue Herrin und meine Gemahlin«, verkündete er. »Wenn sie euch um etwas bittet, dann ist es, als hätte ich euch darum gebeten. Die Dienste, die ihr meiner Frau erweist, erweist ihr mir. Die Loyalität, die ihr zuteil oder verweigert wird, wird mir zuteil oder verweigert.«
    Sein eisiger Blick schweifte in atemlosem, bedrohlichem Schweigen von einem zum anderen, dann wandte er sich wieder an Jennifer und bot ihr seinen Arm.
    Tränen der Dankbarkeit und Bewunderung schimmerten in ihren wundervollen blauen Augen, als sie ergeben zu ihm aufsah und langsam und beinahe ehrerbietig die Hand auf seinen Arm legte.
    Im Hof klatschte der Waffenmeister zweimal in die Hände. Die Schmiede fielen mit ein, dann ein Dutzend Diener. Als Royce und Jenny die breite Treppe hinter sich gebracht hatten und vor den Türen zur Halle standen, wo Stefan und Bruder Gregory sie erwarteten, brandete donnernder Beifall im Burghof auf. Es war nicht der begeisterte, spontane Empfang, der von Herzen kam, aber ein Tribut an die faszinierende Macht, der niemand Widerstand leisten konnte.
    Stefan Westmoreland war der erste, der etwas sagte, nachdem sie die große Halle betreten hatten. Er klopfte Royce liebevoll auf die Schulter und scherzte: »Wenn ich nur auch so blendend eine widerspenstige Menge in Schach halten könnte wie du, Bruderherz.« Bedeutsam setzte er hinzu: »Gönnst du mir ein paar Minuten deiner Zeit? Wir müssen etwas besprechen?«
    Royce entschuldigte sich bei Jenny, und sie sah den beiden Männern nach, als sie zum Kamin gingen, wo sich Sir Godfrey, Sir Eustace und Sir Lionel bereits versammelt hatten. Offensichtlich waren sie alle zusammen mit Stefan Westmoreland vorausgeritten, um vor Royce in Claymore zu sein.
    Jenny war noch immer wie betäubt, weil Royce so umsichtig und einfühlsam seine Bediensteten mit seiner kleinen Ansprache in die Schranken verwiesen hatte, und es fiel ihr nicht leicht, den bewundernden Blick von ihm zu wenden. Aber dann sah sie sich doch um. Die Halle, in der sie stand, war immens groß mit einer hohen Holzdecke und einem glatten Steinboden, auf dem frische, saubere Binsen ausgestreut waren. Hoch oben umgrenzte eine Galerie mit kunstvoll gemeißelten Steinbögen den Raum an drei Seiten. An der vierten Wand befand sich der Kamin - er war so groß, daß ein erwachsener Mann ohne weiteres aufrecht darin hätte stehen können; das Mauerwerk war reich mit Steinmetzarbeiten verziert. Wandbehänge mit Kriegs- und Jagdszenen schmückten die Wände, und Jenny registrierte erschrocken, daß jemand sogar zwei große Teppiche auf den Boden in der Nähe des Kamins ausgebreitet hatte. Am anderen Ende der Halle befand sich ein Podest, auf dem ein langer Tisch und Vitrinen mit Bechern, Tellern und Schüsseln aus

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