Im Koenigreich der Traeume
Satz in triumphierendem Tonfall zu beenden: »... mit seinem Stuhlgang.«
Nach dieser Verunglimpfung herrschte einen Sekundenbruchteil knisternde Stille, die sich jedoch sofort in schallendes Gelächter entlud. Sir Godfrey konnte nicht mehr an sich halten und lachte donnernd, aber ein eisiger Blick von Arik brachte ihn zum Verstummen. Zu Jennys Entsetzen stieg auch in ihr ein Lachen auf - zum Teil war das eine Reaktion auf die Anspannung der letzten Tag und die Erlebnisse mit dem Jungen und den Bediensteten im Hof, außerdem steckten sie die erstickten Kicherlaute an, die vom Kamin herüberdrangen. »O Tante Elinor«, prustete sie hilflos und vergrub ihr lachendes Gesicht am Hals der Tante, um es vor den Männern zu verbergen.
»Aber, aber, süßes Täubchen«, beschwichtigte Tante Elinor ihre Nichte, doch ihre Aufmerksamkeit galt den Rittern, die sich über ihre Diagnose lustig machten. Über Jennys bebende Schultern hinweg funkelte sie die Kämpen und ihren Herrn finster an und machte ihnen in aller Strenge klar: »Ein schlechter Stuhlgang ist nichts zum Lachen, meine Herren.« Dann wandte sie sich wieder dem düsteren Arik zu und sagte bedauernd: »Seht Euch nur Eure Leichenbittermiene an, Ihr Ärmster - das ist ein eindeutiges Anzeichen für Verstopfung. Ihr braucht dringend ein Abführmittel. Ich werde Euch mein Geheimrezept brauen. In kürzester Zeit könnt Ihr wieder ... äh ... lachen und fröhlich sein.«
Jenny grabschte nach der Hand ihrer Tante und sah zu ihrem schmunzelnden Gemahl. »Euer Gnaden«, sagte sie, »meine Tante und ich haben uns viel zu erzählen, und ich würde mich gern ein wenig ausruhen. Wenn Ihr uns bitte entschuldigen wollt, dann könnten wir uns zurückziehen in... in...« Ihr wurde klar, daß sie über das Schlafarrangement nicht früher als unbedingt diskutieren wollte, »... in das Zimmer meiner Tante«, schloß sie zögerlich.
Ihr Gemahl hatte sich nicht von der Stelle gerührt oder auch nur mit der Wimper gezuckt, seit Tante Elinor Ariks Namen zum erstenmal ausgesprochen hatte, und hielt auch noch den Alekrug so wie vorhin. Es glückte ihm, einigermaßen ernst zu bleiben, als er erwiderte: »Natürlich, Jennifer, ganz wie du willst.«
»Was für eine wunderbare Idee, mein Kind«, rief Tante Elinor sofort begeistert aus. »Du mußt ja todmüde sein, nach allem, was du durchgemacht hast.«
»Trotzdem«, warf Royce noch ein und sah Jennifer unnachgiebig an, »solltest du eines der Mädchen mit nach oben nehmen, das dir dein Zimmer zeigen kann - ich bin sicher, dort hast du es bequemer. Heute abend findet hier ein Fest statt, und darauf solltest du dich vorbereiten. Bitte das Mädchen, dir alles, was du brauchst, zu bringen, wenn du wieder wach bist.«
»Ja ... danke«, entgegnete sie lahm.
Als sie ihre Tante zur Treppe führte, wurde ihr nur allzu bewußt, daß die Männer ihnen schweigend nachsahen. Und genauso sicher war sie, daß sie auf Tante Elinors nächsten frevelhaften Ausspruch warteten. Tante Elinor enttäuschte sie nicht.
Sie ging ein paar Schritte zurück, um Jennifer einen der Vorzüge ihres neuen Heims zu zeigen - einige dieser Vorzüge hatte Jenny selbst schon entdeckt. »Sieh mal da hinauf, Liebes«, sagte Tante Elinor aufgeregt und deutete auf das Buntglasfenster. »Ist das nicht prächtig? Ein Fenster mit bunten Scheiben! Du traust deinen Augen nicht, wenn du erst siehst, wie groß die Galerie dort oben ist und welchen Prunk es hier gibt. Kerzenhalter aus purem Gold, die Baldachine über den Betten aus Seide, und fast alle Becher und Kelche sind mit Edelsteinen verziert. Genaugenommen«, setzte sie nachdenklich hinzu, »bin ich jetzt felsenfest davon überzeugt, daß Rauben und Plündern sehr profitabel sein muß.« Nach diesen Worten drehte sich Tante Elinor wieder zum Kamin um und wandte sich zuvorkommend an den »Räuber und Plünderer«, dem diese prächtige Festung gehörte. »Würdet Ihr mir beipflichten, daß man beim Rauben und Plündern Reichtümer anhäufen kann, Euer Gnaden, oder habe ich mich getäuscht?«
Jenny wand sich vor Verlegenheit. Ihr Mann, der gerade einen Schluck Ale trinken wollte, verharrte mitten in der Bewegung und ließ einen Augenblick später den Krug ganz langsam sinken. Jenny fürchtete schon, er würde Tante Elinor gleich über die Burgmauer werfen lassen. Statt dessen neigte er höflich den Kopf und erklärte ungerührt: »Das Kriegshandwerk ist tatsächlich ein ausgesprochen einträgliches Geschäft, Madam. Ich kann jedem
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