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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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verräterischen Merrick im Raum stehen sah. Ihre neue, ungeliebte Herrin preßte das hastig geänderte Unterkleid an sich und schaute mit glücklich leuchtenden Augen auf ihre Zehen, die unter dem Saum hervorspitzten.
    »Es ist wunderschön, nicht wahr?« sagte Jenny ehrfurchtsvoll und strahlte das verblüffte Mädchen an.
    »Es ...« Agnes stockte. »Es wurde mit allen anderen Kleidern, die wir von den Töchtern des früheren Lords finden konnten, zu mir gebracht«, erklärte sie mürrisch.
    Statt das bereits getragene Kleid voller Abscheu von sich zu schleudern, wie es Agnes im Grund von ihr erwartet hätte, lächelte die junge Duchesse erfreut und rief: »Aber sieh nur - es paßt sogar!«
    »Es wurde ...« Wieder brach Agnes ab, als sie versuchte, in dieser unbefangenen, offenherzigen jungen Frau die Person zu sehen, die in den vielen Geschichten beschrieben wurde, die man sich landauf, landab von ihr erzählte. Der Duke selbst hatte sie als Schlampe bezeichnet, wenn man dem Gerede der anderen Diener Glauben schenken durfte. »Es wurde abgeschnitten und geändert, während Ihr Euch heute nachmittag ausgeruht habt, Mylady«, brachte sie mit Mühe heraus, als sie behutsam das Gewand und den Umhang auf dem Bett ausbreitete.
    »Wirklich?« Jenny zeigte sich aufrichtig beeindruckt und betrachtete die vielen feinen Nähte. »Hast du all diese Säume genäht?«
    »Ja.«
    »Und das in dieser kurzen Zeit?«
    »Ja«, erwiderte Agnes kurzangebunden. Ihr war unbehaglich zumute, weil ihr die freundliche Frau, die sie eigentlich verachten und schmähen sollte, mit soviel Güte und Herzlichkeit begegnete.
    »Das sind unglaublich feine Nähte«, sagte Jenny leise. »Ich hätte das niemals so gut gekonnt.«
    »Wünscht Ihr, daß ich Euch helfe, das Haar hochzustecken?« erkundigte sich Agnes und überging so das Kompliment, obwohl ihr irgendwie zu Bewußtsein kam, daß es falsch sein könnte, die Freundlichkeiten auf diese kühle Weise zu quittieren. Sie stellte sich hinter Jenny und nahm die Bürste in die Hand.
    »O nein«, erklärte ihre neue Herrin und strahlte das sprachlose Mädchen über die Schulter hinweg an. »Heute abend bin ich für ein paar Stunden eine Braut, und Bräuten ist es gestattet, ihr Haar offen zu tragen.«

Kapitel zwanzig
    Der Lärm, der schon in ihrem Schlafzimmer zu hören war, wurde ohrenbetäubend, als sich Jenny der großen Halle näherte. Eine Kakophonie von donnerndem Männerlachen und Musik übertönte das allgemeine Murmeln der vielen Stimmen. Auf den letzten Stufen blieb sie einen Moment stehen, ehe sie sich den Gästen zeigte.
    Sie brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, daß die Halle voll mit Männern war, die alles über sie wußten. Die meisten von ihnen waren sicherlich in der Nacht im Lager gewesen, in der sie wie eine erlegte Gans bei Royce abgeliefert worden war. Andere hatten bei ihrem erzwungenen Aufbruch von Merrick mitgewirkt, und wieder andere waren Zeugen gewesen, wie sie heute vor den Dorfbewohnern gedemütigt wurde.
    Vor einer halben Stunde, als ihr Mann mit seiner tiefen, überzeugenden Stimme von einer wertvollen Erinnerung an ihre Hochzeit gesprochen hatte, war die Aussicht auf dieses Fest wundervoll gewesen, aber jetzt verdarb ihr der Gedanke daran, wie und was sie in Wirklichkeit hierhergeführt hatte, jede Freude. Sie überlegte, ob sie in ihr Zimmer zurückgehen sollte, doch dann würde Royce schon in den nächsten Minuten hinaufstürmen und sie holen. Außerdem, redete sie sich ein, um sich Mut zu machen, würde sie all diesen Leuten ohnehin früher oder später einmal gegenübertreten müssen, und - eine Merrick verkroch sich niemals.
    Sie holte tief Luft, überwand die letzten Stufen und ging um die Kurve in die Halle. Der Anblick, der sich ihr bot, verwirrte sie so sehr, daß sie blinzeln mußte. Mindestens dreihundert Personen standen schwatzend herum oder saßen an langen Tischen, die man an einer Seite des Saals aufgestellt hatte. Einige sahen den Unterhaltungskünstlern zu, von denen eine Unmenge Possen trieben und Kunststückchen zeigten. Auf der Galerie saßen Barden und musizierten, während andere Musikanten im Saal von Gruppe zu Gruppe schlenderten und die Gäste mit ihren Melodien erfreuten. Vier Jongleure in bunten Kostümen warfen Bälle hoch, und vier weitere fingen sie wieder auf. Auf der anderen Seite wirbelten drei Akrobaten mit wilden Sprüngen durch die Luft. Hinter dem großen Tisch auf dem Podest stand ein Lautenspieler und verstärkte mit

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