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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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seinen wohlklingenden Akkorden die fröhlichen Geräusche im Festsaal.
    Auch Frauen gab es, stellte Jenny erstaunt fest - ungefähr dreißig, bestimmt waren es die Gemahlinnen von Rittern oder Nachbarn aus den umliegenden Burgen. Jenny hatte keine Mühe, Royce auszumachen, denn er überragte alle bis auf Arik um Haupteslänge. Nicht weit weg von ihr unterhielt er sich mit ein paar Männern und Frauen. Er hielt einen Becher in der Hand und lachte über die Äußerung eines Freundes. Jenny wurde sich bewußt, daß sie ihn noch nie zuvor so erlebt hatte - entspannt, lachend und ganz der Herr seiner prachtvollen Festung. Heute erinnerte er sie nicht an das Raubtier, nach dem er benannt worden war; er sah viel eher aus wie ein mächtiger Aristokrat, und ein gefährlich gutaussehender noch dazu, dachte Jenny mit einer Spur Stolz, als sie sein sonnengebräuntes, scharfgeschnittenes Gesicht betrachtete.
    Das plötzlich leiser werdende Stimmengewirr machte Royce darauf aufmerksam, daß Jennifer in Erscheinung getreten war. Er stellte den Becher ab, entschuldigte sich bei seinen Gästen und drehte sich um - dann blieb er wie angewurzelt stehen. Ein bewunderndes Lächeln erhellte sein Gesicht, als er die königliche junge Duchesse erblickte, die in einem blaugrünen Gewand mit passendem Mieder und vom geschlitztem Rock, der ein goldenes Unterkleid sehen ließ, auf ihn zukam. Ein blaugrüner, mit Gold eingefaßter Samtumhang war über ihre Schultern drapiert und wurde von einer flachen goldenen, mit Aquamarinen besetzten Kette zusammengehalten. Ihr prächtiges rotgoldenes Haar, in der Mitte gescheitelt, floß in großzügigen Wellen und schimmernden Locken über die Schultern und den Rücken und bildete einen aufregenden Kontrast zu dem blaugrünen Samt.
    Beinahe zu spät wurde ihm klar, daß er seine junge, couragierte Braut zwang, zu ihm zu kommen, und er beeilte sich, ihr entgegenzugehen, um sie auf halbem Wege zu treffen. Er nahm ihre kalten Hände in die seinen, zog sie näher an sich und strahlte sie mit unverhohlener Bewunderung an. »Du bist unglaublich schön«, sagte er leise. »Bleib einen Moment ganz ruhig stehen, damit ich dich in voller Größe anschauen kann.«
    »Man hat mir zugetragen, Mylord, daß einer der vielen Gründe, warum Ihr - selbst wenn ich die Königin von Schottland wäre - gegen eine Heirat mit mir protestiert habt, meine Unscheinbarkeit ist.« Jenny sah den perplexen Ausdruck in seinen grauen Augen und wußte, daß seine Verblüffung nicht gespielt sein konnte.
    »Ich bin sicher, daß ich eine Menge Einwände während dieser ärgerlichen Unterhaltung mit Heinrich gegen dich erhoben habe, aber das gehörte bestimmt nicht dazu.« Ruhig fügte er hinzu: »Man kann mir viel nachsagen, doch gewiß nicht, daß ich mit Blindheit geschlagen bin.«
    »In diesem Fall«, antwortete sie neckend, »unterwerfe ich mich Eurer Urteilskraft, was meine Erscheinung heute abend betrifft.«
    »Und wirst du dich mir auch bei anderen Gelegenheiten unterwerfen?« fragte er bedeutungsvoll.
    Sie neigte den Kopf wie eine Königin, die einem Normalsterblichen ihre Gunst erweist. »Bei allen Gelegenheiten -solange wir uns hier in der Halle unter den Augen anderer aufhalten.«
    »Du bist ein eigensinniges Frauenzimmer«, versetzte er in gespielter Strenge, dann bedachte er sie mit einem liebevollen Blick und meinte: »Es wird Zeit, daß sich Braut und Bräutigam zu ihren Gästen gesellen.« Er legte ihre Hand in seine Armbeuge, und Jenny fiel auf, daß sich die Ritter während ihres kurzen Wortwechsels hinter ihm in einer Reihe aufgestellt hatten -offensichtlich war diese Szene sorgfältig vorausgeplant -, um ihrer neuen Duchesse formell vorgestellt zu werden. Als erster näherte sich ihr Stefan Westmoreland, der sie bis jetzt kaum eines Blickes gewürdigt und sie nur in der Hall von Merrick wie alle anderen Engländer böse angefunkelt hatte. Jetzt hauchte er einen brüderlichen Kuß auf ihre Wange, und als er einen Schritt zurücktrat, grinste er. Jenny registrierte erst in diesem Moment erstaunt, wie sehr er Royce ähnelte, besonders wenn er lächelte wie jetzt. Stefans Haare wirkten heller und seine Gesichtszüge weniger hart; seine Augen waren blau, nicht grau, aber wie sein Bruder hatte er Charme, wenn er sich die Mühe machte, ihn einzusetzen. »Die Bitte um Entschuldigung dafür, daß ich Euch so viel Kummer und Unannehmlichkeiten bereitet habe, wird wohl nicht genügen, dennoch ist sie überfällig. Ich möchte den

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