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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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einfühlsame Ansprache, die er heute nachmittag im Burghof vor seinen Bediensteten gehalten hatte, um ihr zu helfen, noch lebhaft im Gedächtnis. Noch dazu war die Aussicht darauf, wenn auch nur für ein paar Stunden vorgeben zu können, daß sie eine glückliche Braut und er ein zärtlicher, fürsorglicher Bräutigam war, sehr verlockend. Was konnte das schon schaden?
    Schließlich nickte sie zustimmend und sagte leise: »Wenn du es wünschst.«
    »Warum«, murmelte Royce und sah ihr in die bezaubernden Augen, »komme ich mir wieder vor wie ein Besiegter, obwohl du mir freiwillig nachgegeben hast. Und wenn ich dich gegen deinen Willen zu etwas zwinge, fühle ich mich jedesmal wie ein armseliger Tropf, der eine schmerzliche Niederlage erlitten hat.«
    Noch ehe sich Jenny von diesem erschütternden Bekenntnis erholen konnte, drehte er sich zum Gehen um.
    »Warte«, rief Jenny und hielt ihm die Schmuckschachtel hin. »Du hast das hier vergessen.«
    »Es gehört dir, genau wie der Inhalt. Nur zu, öffne die Schatulle.«
    Das Kästchen war aus Gold, und der Deckel war mit Saphiren, Rubinen, Smaragden und Perlen verziert. In der Schatulle lag ein Ehering mit einem großen Rubin. Jenny runzelte überrascht die Stirn, als sie das Band daneben entdeckte. »Ein Band?« fragte sie und betrachtete das schlichte, schmale rosafarbene Band, das ordentlich zusammengefaltet in einer kostbaren Schatulle lag, in der man auch die Kronjuwelen hätte aufbewahren können.
    »Die beiden Ringe und das Band haben meiner Mutter gehört. Das ist alles, was von dem Haus, in dem Stefan und ich geboren sind, übrig geblieben ist, nachdem es bei einem Angriff dem Erdboden gleichgemacht wurde.« Nach dieser Erklärung verabschiedete er sich und sagte noch, daß er sie in der Halle erwarten würde.
    Royce schloß die Tür hinter sich und blieb einen langen Moment im Flur stehen. Er staunte mindestens ebensosehr über das, was er zu ihr gesagt hatte, und über die Art, wie er es gesagt hatte, wie Jennifer, die ihre Überraschung nicht vor ihm verbergen konnte. Die Schmach, daß sie ihn zweimal - im Lager und in Hardin - überlistete, nagte immer noch an ihm, und noch mehr machte ihm zu schaffen, daß sie zusammen mit ihrem Vater einen Plan ausgeheckt hatte, der ihn um die Möglichkeit, eine Frau und einen Erben zu haben, betrogen hätte. Aber Jennifer konnte ein unwiderlegliches Argument zu ihrer Verteidigung hervorbringen, und gleichgültig, wie gern er dieses Argument beiseite schieben wollte, es sprach sie frei von Schuld.
    Ich habe das Verbrechen begangen, deinem plündernden und marodierenden Bruder über den Weg zu laufen ...
    Mit einem erwartungsvollen Lächeln durchquerte Royce die Galerie und ging über die gewundene Eichentreppe in die große Halle hinunter, wo bereits ein großer Trubel herrschte. Er war bereit, Jenny ihre vergangenen Taten zu vergeben. Trotzdem mußte er ihr unmißverständlich zu verstehen geben, daß er keine weiteren Listen und Betrügereien in Zukunft dulden würde.
    Jenny regte sich einige Minuten, nachdem er gegangen war, nicht vom Fleck. Sie bekam nichts mit von dem Lärm, der aus der Halle heraufdrang, und starrte nur auf das mit Juwelen besetzte und mit Samt ausgelegte Schmuckkästchen, das er ihr in die Hand gedrückt hatte. Noch immer plagte sie ihr Gewissen, weil sie ihm nachgegeben und sich mit seinem Vorschlag einverstanden erklärt hatte. Sie drehte sich um und ging langsam zum Bett, aber sie ließ sich Zeit, bis sie das schimmernde goldene Unterkleid, das dort ausgebreitet lag, aufhob. Bestimmt, beruhigte sie ihr Gewissen, beging sie keinen Verrat an ihrer Familie, ihrem Land oder sonst jemandem, wenn sie für ein paar wenige Stunden die Feindseligkeiten vergaß, die zwischen dem Duke und ihr zweifellos vorhanden waren. Und ganz sicher hatte sie das Recht auf ein bißchen Vergnügen und Fröhlichkeit. Dieser Abend war so kurz im Vergleich zu dem Rest ihres Ehelebens - nur ein paar Stunden wollte sie sich sorgenfrei und glücklich fühlen wie eine junge Braut.
    Der Goldbrokat fühlte sich kalt an, als sie das Unterkleid an ihren Körper hielt. Sie sah an sich herunter und stellte freudig fest, daß es die richtige Länge hatte.
    Agnes kam herein und brachte das lange, blaugrüne Samtgewand und einen dazu passenden, mit Gold eingefaßten Umhang mit. Die Zofe hielt mitten in der Bewegung inne, und ihr mißmutiges Gesicht hellte sich widerwillig auf, als sie die berühmte, rothaarige Tochter des

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