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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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konnte. Reglos beobachtete sie, wie Royce zu den Truhen ging, die Hand ausstreckte und die Stoffe berührte.
    »Freust du dich?« fragte er noch einmal.
    »Worüber?« sagte sie und zog den Morgenrock so fest um Hals und Brust, daß sie kaum noch atmen konnte.
    »Über diese Stoffe«, erwiderte er trocken und deutete auf die Truhen. »Sie sind für dich. Du kannst dir Kleider, oder was immer du brauchst, daraus machen lassen.«
    Jenny nickte und sah ihm argwöhnisch zu, wie er den Truhen den Rücken kehrte und sich ihr näherte. »W-was willst du von mir?« fragte sie und haßte sich selbst, weil ihre Stimme hörbar zitterte.
    Er blieb eine Armlänge entfernt vor ihr stehen, aber statt sie zu berühren, entgegnete er gelassen: »Erstens möchte ich, daß du deinen Griff um den Kragen lockerst, bevor du dich selbst erdrosselst. Ich habe schon Männer gesehen, die am Galgen hingen, und der Strick war nicht fester zugezogen als dieser Morgenrock.«
    Jenny zwang ihre steifen Finger, sich ein wenig zu lösen. Sie wartete darauf, daß er weitersprach, und als er sie schweigend musterte, half sie schließlich nach. »Ja? Und was noch?«
    »Ich würde gern mit dir reden«, sagte er ungerührt, »bitte setz dich.«
    »Du bist hergekommen ... um zu reden?« fragte sie nach, und als er nickte, war sie so erleichtert, daß sie seinem Wunsch ohne Zögern nachkam. Sie zog ihren viel zu langen Morgenrock hinter sich her, als sie zum Bett ging, und setzte sich. Dann strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und schüttelte die Flut über ihre Schultern. Royce beobachtete interessiert, wie sie die Wellen ordnete.
    Sie ist die einzige Frau, dachte Royce ein wenig bitter, die sogar noch in einem Gewand, in dem sie vollkommen versinkt, aufreizend wirkt. Nachdem sie das Haar zu ihrer Zufriedenheit gerichtet hatte, sah sie ihn erwartungsvoll an. »Worüber möchtest du mir mir sprechen.«
    »Über uns. Über heute abend«, antwortete er und ging auf sie zu.
    Sie sprang auf, als hätte jemand Feuer unter ihrem kleinen Hintern gelegt, und wich zwei Schritte zurück, bis ihre Schultern die Wand berührten.
    »Jennifer ...«
    »Was?« keuchte sie aufgeregt.
    »Knapp hinter dir ist das Kaminfeuer.«
    »Mir ist kalt«, behauptete sie zitternd.
    »Du wirst gleich in Flammen aufgehen.«
    Sie beäugte ihn argwöhnisch, dann betrachtete sie den Saum ihres viel zu langen Gewandes und stieß einen erschrockenen Schrei aus, während sie ihn eilig aus dem Kamin zog. Hektisch klopfte sie die Asche aus dem Stoff und sagte: »Das tut mir leid. Es ist ein hübscher Morgenrock, aber vielleicht ein bißchen ...«
    »Ich wollte mit dir nur über das Fest reden«, fiel er ihr entschlossen ins Wort, »und nicht darüber, was in der Nacht danach geschieht. Aber da wir schon einmal dieses Thema angeschnitten haben«, setzte er hinzu, ohne auf ihre furchtsame Miene zu achten, »könntest du mir erklären, weshalb dich die Aussicht auf eine gemeinsame Nacht mit mir plötzlich so sehr ängstigt.«
    »Ich habe keine Angst«, stritt sie verzweifelt ab, weil sie es für falsch hielt, ihm auch nur die geringste Schwäche einzugestehen. »Aber da ich dies ... so etwas schon einmal gemacht habe, empfinde ich schlicht und einfach nicht den Wunsch, es zu wiederholen. Mit Granatäpfeln ging es mir genauso. Nachdem ich einmal einen Granatapfel probiert hatte, wollte ich keinen mehr essen. So bin ich eben manchmal.«
    Seine Mundwinkel zuckten, und er kam ihr immer näher, bis er direkt vor ihr stand. »Wenn dir der Mangel an Verlangen zu schaffen macht, kann ich dich beruhigen. Ich glaube, ich kenne ein wirksames Mittel dagegen.«
    »Rühr mich nicht an!« warnte sie. »Oder ich werde ...«
    »Droh mir nicht, Jennifer«, unterbrach er sie ruhig. »Das wäre ein Fehler, den du bitter bereuen würdest. Ich berühre dich, wann immer und wie immer es mir gefällt.«
    »Jetzt, da du mir jede Freude auf das Fest und den Abend gründlich verdorben hast«, sagte Jenny eisig, »darf ich dich wohl um die Erlaubnis bitten, mich allein anziehen zu dürfen.«
    Ihre kränkenden Worte hinterließen nicht die geringste Spur in seinem starren Gesicht, aber seine Stimme wurde um eine Nuance leiser. »Es war nicht meine Absicht, herzukommen und dir Neuigkeiten zu eröffnen, die dir den Abend vergällen, aber ich halte es für hilfreicher, dir klarzumachen, was auf dich zukommt, statt dich im ungewissen zu lassen. Es gibt noch viele andere Angelegenheiten, die zwischen uns geklärt werden müssen,

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