Im Koenigreich der Traeume
aber die können bis später warten. Um deine ursprüngliche Frage zu beantworten - eigentlich war dies der Grund für meinen Besuch in deinem Zimmer ...«
Jenny nahm gar nicht wahr, daß sich seine Hand bewegte -sie starrte ihm unverwandt ins Gesicht und fragte sich verwirrt, ober er sie ausgerechnet jetzt küssen wollte. Er mußte ihre Gedanken gelesen haben, denn seine festen, sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, aber er wandte den Blick nicht von ihren Augen und unternahm keinerlei Anstalten, ihr noch näher zu kommen.
Nach langem Schweigen sagte er leise: »Gib mir deine Hand, Jennifer.«
Jennys Augen wurden riesengroß vor Staunen, und ihre Verwirrung wuchs von Minute zu Minute mehr, doch sie löste widerstrebend die Finger vom Kragen ihres Morgenmantels. »Meine Hand?« wiederholte sie verständnislos und streckte sie ihm vorsichtig entgegen.
Er nahm ihre Finger in die linke Hand, und die warme Berührung jagte unliebsame Hitzewellen über ihren Arm. Erst jetzt entdeckte sie den prachtvollen Ring und die mit Juwelen verzierte kleine Schachtel, die er in der rechten Hand hielt. Ein massiver, breiter Goldring mit den schönsten Smaragden, die sie je gesehen hatte, funkelte und blitzte im Kerzenlicht, als Royce ihr das kostbare Stück über den Ringfinger streifte.
Vielleicht war das Gewicht des Rings oder dessen, was er ausdrückte, daran schuld, möglicherweise lag es aber auch an dem seltsam ruhigen, zärtlichen Ausdruck in seinen grauen Augen, die sie reglos ansahen - was auch immer die wirklich Ursache war, konnte Jenny nicht ergründen, doch sie spürte deutlich, daß ihr Herz mit einemmal mindestens doppelt so schnell schlug.
Mit heiserer, samtweicher Stimme sagte er: »Bei uns beiden ist nichts wie bei anderen Brautpaaren verlaufen. Wir haben die Ehe noch vor der Verlobung vollzogen, und ich habe den Ring an deinen Finger gesteckt, lange nachdem wir die Ehegelübde ausgesprochen haben.«
Wie hypnotisiert starrte Jenny in diese unergründlichen silbernen Augen, während sie seine rauhe Stimme weiter liebkoste und in seinen Bann zog. »Und obwohl nichts an unserer Hochzeit bis jetzt wie üblich war, möchte ich dich um einen Gefallen bitten ...«
Jenny nahm das leise Flüstern, das über ihre eigenen Lippen drang, selbst kaum wahr. »Um ... was für einen ... Gefallen?«
»Könnten wir - nur für heute abend -« , sagte er und hob die Hand, um mit den Fingerspitzen die Kurve ihrer geröteten Wange nachzuzeichnen, »unsere Differenzen vergessen und uns benehmen wie ein ganz normales, frisch verheiratetes Paar bei einem ganz normalen Hochzeitsfest?«
Jenny hatte angenommen, daß das Fest zu Ehren seiner Heimkehr und seiner letzten Siege über ihr Volk stattfinden würde, und hatte gar nicht an die Hochzeit gedacht.
Royce merkte, daß sie noch zauderte, und lächelte schief. »Da offensichtlich mehr als nur eine einfache Bitte nötig ist, um dein Herz zu erweichen, biete ich dir einen Handel an.«
Jenny war sich der verheerenden Wirkung, die die Berührung an ihrer Wange in ihr ausübte, und der Anziehungskraft seines Körpers schmerzlich bewußt. »Welchen Handel?« flüsterte sie bebend.
»Als Gegenleistung für dein Wohlwollen heute abend kannst du dir, wann immer es dir beliebt, einen Abend aussuchen, an dem du tun kannst, was dir gefällt. Egal, wie du ihn verbringen willst, ich werde genau das tun, was du dir wünschst.«
Als sie immer noch zögerte, schüttelte er belustigt und verärgert zugleich den Kopf. »Ich hatte großes Glück, daß ich auf dem Schlachtfeld nie einem so hartnäckigen Gegner wie dir gegenüber gestanden habe. Ich fürchte, in diesem Fall hätte ich eine vernichtende Niederlage erlitten.«
Merkwürdigerweise schlug dieses Geständnis, das mit einem bewundernden Unterton ausgesprochen worden war, eine Lücke in Jennys Widerstand. Was er als nächstes sagte, richtete noch mehr Schaden an.
»Ich bitte dich nicht nur um meinetwillen um diesen Gefallen, Kleines, sondern auch um deinetwillen. Meinst du nicht, daß wir beide nach den vielen Aufregungen der letzten Tage -und vor den Turbulenzen, die uns möglicherweise noch bevorstehen - ein ganz besonderes, ungetrübtes Ereignis verdient haben, das uns die Erinnerung an unsere Hochzeit angenehm und wertvoll macht?«
Unbekannte Empfindungen überfielen Jenny, und ein Kloß schnürte ihr fast die Kehle zu. Obwohl sie keineswegs den berechtigten Groll vergaß, den sie gegen ihn hegte, hatte sie die unglaublich
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