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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Haß du für mich empfindest.« Bei dem Wort >Haß< drehte sich Jenny der Magen um, aber Royce setzte noch hinzu: »Du hast viel eher Wunder bewirkt und ihnen klargemacht, daß sie mich nicht zu fürchten brauchen.« Er warf einen Blick auf die Tür, durch die Agnes verschwunden war, und meinte ironisch. »Niemand bekreuzigt sich mehr, wenn ich in der Nähe bin. Nicht einmal deine ängstliche Zofe.«
    Jenny, die keine Ahnung gehabt hatte, daß ihm das überhaupt aufgefallen war, nickte, wußte aber nicht, was sie darauf erwidern sollte.
    Royce schwieg eine ganze Weile, verzog dann die Lippen zu einem freudlosen Grinsen und rückte mit seinem eigentlichen Anliegen heraus: »Dein Vater, dein Bruder und drei andere Männer aus dem Merrick-Clan haben mich für das morgige Turnier herausgefordert.«
    Der zarte Keim der Zuneigung, den Katherines Bemerkung über seine liebevollen Blicke in Jennys Herzen genährt hatte, wurde von seinen nächsten Worten erstickt.
    »Ich habe die Herausforderungen angenommen.«
    »Selbstverständlich« versetzte sie mit unverhohlener Bitterkeit.
    »Ich hatte keine Wahl«, erklärte er. »Ich habe den strikten Befehl des Königs, nicht abzulehnen, wenn sich jemand von deiner Familie mit mir messen will.«
    »Du wirst morgen sehr beschäftigt sein«, erwiderte sie mit einem kalten Blick. Es war allgemein bekannt, daß sowohl Schottland als auch Frankreich zudem noch je zwei ihrer erfahrensten Ritter gegen den berühmten Royce Westmoreland aufs Feld der Ehre schickten. »Wie viele Kämpfe hast du angenommen?«
    »Elf, und außerdem reite ich bei dem Mannschaftsturnier mit.«
    »Elf«, wiederholte Jenny, und der unendliche Schmerz über seinen Verrat war ihr deutlich anzumerken. »Es ist üblich, daß ein Ritter höchstens drei Gegner an einem Tag hat. Ich nehme an, du mußt viermal so oft wie andere Männer deine Gewalttätigkeit beweisen, um dich richtig tapfer und stark zu fühlen.«
    Er wurde aschfahl. »Ich habe nur die Herausforderungen angenommen, die ich laut Befehl annehmen muß. Mehr als zweihundert andere habe ich ausgeschlagen.«
    Darauf fielen Jenny ein Dutzend bissige Antworten ein, aber sie hatte nicht den Mut, auch nur eine davon laut auszusprechen. Sie fühlte sich innerlich wie abgestorben, als sie ihn ansah.
    Royce drehte sich zum Gehen um.
    Plötzlich fiel ihr Blick auf Williams Dolch, der auf der Truhe lag, und sie verspürte den beinahe verzweifelten Drang, die Handlungsweise ihres toten Bruders zu verteidigen.
    Als Royce nach dem Türknauf faßte, sagte sie: »Ich habe immer und immer wieder darüber nachgedacht, und ich glaube, William hat seinen Dolch nicht gezogen, weil er dich damit verletzen wollte, sondern aus Vorsicht. Er wollte sichergehen, daß ihm nichts passiert, solange er mit dir allein war. Oder vielleicht fürchtete er um meine Sicherheit. Es war nicht zu übersehen, daß du wegen der Sache mit dem Kloster wütend auf mich warst. Aber er hätte nie versucht, dich von hinten anzugreifen.«
    Es war keine Anklage, sondern sie äußerte nur das Ergebnis ihrer Überlegungen, und obwohl Royce sein Gesicht abgewandt hatte, sah sie, wie sich seine Schultern strafften, als müsse er sich gegen den eigenen Kummer wappnen. »In der Nacht nach dem Zwischenfall bin ich zu demselben Schluß gekommen«, bekannte er und war fast erleichtert, die Selbstvorwürfe, mit denen er sich Tag und Nacht quälte, offen aussprechen zu können. »Ich habe aus den Augenwinkeln gesehen, daß sich hinter mir jemand bewegt, und dann blitzte eine Dolchklinge auf. Ich habe instinktiv reagiert. Es war ein Reflex. Es tut mir unendlich leid, Jennifer.«
    Die Frau, die er geheiratet hatte, vertraute nicht mehr auf sein Wort und wies seine Liebe zurück, aber seltsamerweise akzeptierte sie seine Entschuldigung. »Ich danke dir«, hauchte sie bekümmert, »dafür, daß du nicht versuchst, mich oder dich selbst davon zu überzeugen, daß William ein feiger Mörder war, der jemandem den Dolch in den Rücken bohrt. Das macht es ein wenig leichter für uns - für dich und für mich, uns ...«
    Jennys Stimme brach ab, als sie sich auszumalen versuchte, was vor ihnen lag, aber sie konnte an nichts anderes als daran denken, was sie einst geteilt und verloren hatten. »Es erleichtert dir und mir, einen höflichen Umgang miteinander zu pflegen«, schloß sie lahm.
    Royce holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und sah sie an. »Mehr erwartest du nicht mehr von mir?« fragte er mit rauher Stimme. »Nur

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