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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Gelegenheit geboten hätte. Jetzt jedoch hatte sie sich einigermaßen gefaßt und konnte klar denken. Als Royce sie auf den Pferderücken hievte, bot sich ihr eine neue Chance. In dem Augenblick, in dem der Earl sein Bein über den Sattel schwang, schnappte sie sich die Zügel, riß sie Royce aus der Hand und trieb das Pferd vorwärts. Das Vorhaben mißlang, denn Royce hatte keine Mühe, auf das antrabende Pferd zu springen. Dann schlang er den Arm um Jennys Taille und drückte so fest zu, daß ihr beinahe die Luft wegblieb. »Versucht noch einmal, mich zu hintergehen«, zischte er ihr so wütend ins Ohr, daß sie sich krümmte, »verärgert mich nur noch ein einziges Mal, dann sorge ich dafür, daß Ihr es ein ganzes Leben lang bereut. Habt Ihr mich verstanden?« Er unterstrich die Bedeutung seiner Frage, indem er ihren Brustkorb kurz und fest zusammenpreßte.
    »Ja«, keuchte Jenny, und er löste langsam die Umklammerung.
    Wie Jenny sie angewiesen hatte, kauerte Brenna unter dem Baumstamm und beobachtete, wie Stefan Westmoreland auf die Lichtung ritt und ihr Pferd hinter sich herführte. Von ihrem Blickwinkel aus konnte sie nur die Pferdehufe, den Waldboden und, als er abstieg, seine Beine sehen. Sie hätte tiefer in den Wald laufen sollen, dachte sie verzweifelt, aber dann hätte sie sich wahrscheinlich verirrt. Außerdem hatte Jenny angeordnet, daß sie bleiben sollte, wo sie war, und Brenna verließ sich immer auf Jenny und folgte in allen Lebenslagen ihren Instruktionen.
    Stefan kam näher, blieb an der Feuerstelle stehen und stocherte mit der Stiefelspitze in der Asche. Brenna spürte instinktiv, daß er mit Blicken die dunklen Büsche absuchte, hinter denen sie sich versteckte. Plötzlich setzte er sich in Bewegung, kam auf sie zu ... in ihrer Brust verkrampfte sich etwas, und sie rang nach Luft. Sie preßte die Hand auf den Mund und bemühte sich, den Hustenanfall zu unterdrücken, während sie in hellstem Entsetzen die Stiefelspitzen anstarrte, die nur noch ein paar Zentimeter von ihr entfernt waren.
    »Also gut«, dröhnte seine tiefe Stimme über die Lichtung, »kommt aus Eurem Versteck, Mylady. Die Hetzjagd ist vorbei.«
    Brenna hoffte, daß das ein Trick war und er nicht wirklich wußte, wo sie steckte. Sie drückte sich vorsichtig noch tiefer in die Kuhle zwischen Strauch und Baumstamm.
    »Schön«, seufzte er, »dann muß ich Euch eigenhändig herausziehen.«
    Im nächsten Moment bückte er sich, seine große Hand schob die Zweige beiseite, tastete den Boden ab und schloß sich um Brennas Brust.
    Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken, als er den Griff lockerte und langsam wieder zupackte, als wollte er herausfinden, was er da erwischt hatte. Sobald ihm klar wurde, womit er es zu tun hatte, riß er erschrocken die Hand zurück und ergriff Brennas Arm, um sie aus dem Versteck zu zerren.
    »Sehr gut«, sagte Stefan ernst. »Es scheint, als hätte ich eine Waldfee gefunden.«
    Brenna hatte nicht genug Mut, ihn zu schlagen oder zu beißen, wie Jenny es mit seinem Bruder getan hatte, aber sie schaffte es, ihn düster anzufunkeln, als er sie auf ihr Pferd hob und sich selbst in den Sattel seines eigenen schwang, ohne dabei ihre Zügel loszulassen.
    Als sie aus dem Wald und auf die Straße kamen, schickte Brenna ein geflüstertes Stoßgebet zum Himmel, daß wenigstens Jenny die Flucht gelungen sein möge. Sie wagte einen Blick auf den gegenüberliegenden Berg, und ihr Herz wurde bleischwer, als sie Jenny vor dem Schwarzen Wolf auf einem Pferd sitzen sah. Stefan fiel, sobald sein Bruder auf die Straße kam, neben ihm in Trab. »Wo ist Thor?« fragte er.
    Royces mordlustige Miene sprach Bände. »Tot«, erwiderte er knapp, preßte die Lippen zusammen und ritt schweigend weiter. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde er wütender. Außer der Trauer über den Verlust von Thor plagten ihn Hunger, Müdigkeit und der Zorn darüber, daß ein junges Mädchen (Brenna hielt er für vollkommen schuldlos) mit rotem Haar - jetzt wußte er das - es fertiggebracht hatte, einen gerissenen, erfahrenen Wachmann zu überlisten, eine halbe Armee in Aufruhr zu versetzen und ihn dazu zu zwingen, sie einen ganzen Tag und eine Nacht zu jagen. Aber was ihn wirklich fuchsteufelswild machte, war ihr ungebrochener Wille, ihre Halsstarrigkeit und ihre trot-zige Haltung. Sie war wie ein verwöhntes Kind, das unter keinen Umständen weinen wollte, weil es sonst zugeben würde, daß es etwas Schlimmes angestellt hatte.
    Als sie ins

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