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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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springen, und ihn statt dessen zwang, einen Umweg zu nehmen. Ohne Sattel lief sie offensichtlich Gefahr, abgeworfen zu werden, wenn sie ihn zu hoch springen ließe.
    Royce hatte die Distanz auf etwa fünfzig Meter verringert und schloß noch mehr auf, als er sah, daß Thor plötzlich vom Weg abwich und den Sprung über einen Baumstamm verweigerte - ein sicheres Zeichen, daß er Gefahr witterte und versuchte, sich selbst und seine Reiterin vor Schaden zu bewahren. Ein entsetzter Warnschrei drang aus Royces Kehle, während er in die finstere Nacht spähte und erkannte, daß sich hinter dem umgefallenen Baum ein steiler Abgrund befand. »Jennifer, nicht!« brüllte er, aber sie achtete nicht auf die Warnung.
    In ihrer Panik trieb sie Thor in einem Bogen noch einmal auf das Hindernis zu und grub ihre Fersen in die glänzenden Flanken des Tiers. »Los !« kreischte sie, und nach kurzem Zögern, riß das riesige Pferd die Hinterläufe unter sich und machte einen hohen Satz. Ein menschlicher Schrei gellte durch die Nacht, als Jenny das Gleichgewicht verlor und von dem springenden Streitroß rutschte. Einen bangen Augenblick lang krallte sie sich an der dichten Mähne fest, ehe sie in den Zweigen und Ästen des umgestürzten Baums landete. Gleich darauf hallte ein anderer Laut durch die Finsternis - ein großes Tier schlug auf dem Boden auf und rollte über einen steilen Abgrund in den Tod.
    Jenny befreite sich aus dem Gewirr von Ästen und zog sich unsicher auf die Füße, während Royce von seinem Pferd sprang und zum Rand des Abgrunds rannte. Sie wischte sich die Haarsträhnen aus den Augen und erkannte, daß gleich neben ihr nichts war als gähnende Leere. Dann richtete sie den Blick auf ihren Verfolger, der jedoch, ohne auf sie zu achten, mit versteinerter Miene in die Tiefe starrte. Sie war so entmutigt und durcheinander, daß sie nicht einmal protestierte, als er ihren Arm mit schmerzhaftem Griff umklammerte und sie mit sich den steilen Abhang hinunterzerrte.
    Für einen Moment begriff Jenny nicht, was er vorhatte, aber dann klärte sich ihr Verstand ein wenig. Thor! Er sucht sein Pferd, dämmerte es ihr, und ihr Blick huschte über das zerklüftete Gelände. Sie betete, daß ein Wunder geschehen und das prächtige Tier nicht verletzt sein möge. Sie entdeckte Thor im selben Moment wie Royce - der reglose schwarze Hengst lag nur ein paar Meter vom Fluß im Tal entfernt neben einem Felsen, der den Sturz abgefangen und ihm das Genick gebrochen hatte.
    Royce schleuderte ihren Arm von sich. Jenny blieb wie betäubt vor Reue und Schmerz stehen und schaute das wunderschöne Tier an, das sie aus Unachtsamkeit in den Tod getrieben hatte. Wie in Trance beobachtete sie, daß Englands gefürchtetster Krieger neben seinem toten Pferd in die Knie sank und das glänzende schwarze Fell streichelte. Er flüsterte mit rauher Stimme ein paar Worte, die Jenny nicht verstehen konnte.
    Tränen brannten in ihren Augen, bevor Royce aufstand und sich umdrehte, um ihr gegenüberzutreten. Panik verdrängte für einen Augenblick ihren Kummer. Ihr Instinkt riet ihr loszulaufen, sie wirbelte herum und ergriff die Flucht, aber sie war nicht schnell genug. Er erwischte ihr Haar, riß sie zurück und schwang sie zu sich herum. Seine Finger bohrten sich grausam in ihre Kopfhaut.
    »Gott verdamme Euch!« stieß er grimmig hervor. Seine Augen blitzten vor Zorn. »Das Pferd, das Ihr gerade umgebracht habt, besaß mehr Courage und Loyalität als die meisten Männer. Thor war so mutig und so treu, daß er Euch gestattet hat, ihn in den Tod zu schicken.«
    Trauer und Entsetzen zeichnete sich auf Jennys blassem Gesicht ab, aber der Wolf ließ sich dadurch nicht erweichen. Er zog noch fester an ihrem Haar und zwang sie, den Kopf in den Nacken zu legen.
    »Er wußte, daß hinter diesem Baumstamm ein Abgrund war«, fuhr er unbarmherzig fort. »Und er hat Euch sogar davor gewarnt, erst dann gehorchte er Eurem Befehl und sprang in den sicheren Tod.«
    Als könnte er sich selbst nicht länger trauen, schleuderte er sie von sich, schnappte dann aber doch wieder nach ihrem Handgelenk und zog sie hinter sich den Abhang hinauf. Jenny wurde sich bewußt, daß er sie nur gezwungen hatte, in die Schlucht hinunterzuklettern, weil er dadurch verhindern konnte, daß sie loslief und ihm ein zweites Pferd stahl. Aber vorhin war sie so verwirrt gewesen, daß es ihr nicht in den Sinn gekommen wäre, auch nur den Versuch zu unternehmen, selbst wenn sich ihr eine günstige

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