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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Lager kamen, drehten sich alle Männer nach ihnen um, und ihre Gesichter entspannten sich, aber keiner war so dumm, Jubelschreie auszustoßen. Daß zwei Gefangene die Möglichkeit hatten, zu entkommen, war an sich schon eine Schande. Aber daß es sich bei diesen Gefangenen auch noch um schwache Frauen handelte, schien schlichtweg unvorstellbar. Es war erniedrigend.
    Royce und Stefan ritten auf die Koppel. Royce stieg ab und hob Jenny unsanft auf den Boden. Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg zu ihrem Zelt, stieß aber sofort einen überraschten Schmerzensschrei aus, als Royce sie grob zurückriß.
    »Ich will wissen, wie Ihr die Pferde aus der Koppel holen konntet, ohne von der Wache gesehen zu werden.«
    Alle Männer in Hörweite sahen Jenny gespannt an und warteten auf ihre Antwort. Bis dahin hatten sich alle so verhalten, als wäre sie unsichtbar, doch jetzt quittierte Jenny ihre starren Blicke mit einem höhnischen Lächeln.
    »Antwortet!« herrschte der Wolf sie an.
    »Ich mußte mich gar nicht besonders anstrengen dabei«, erwiderte Jenny mit so viel Würde und Verachtung wie möglich. »Euer Wachmann hat tief und fest geschlafen.«
    Ungläubigkeit flackerte in Royces zornigen Augen auf, sein Gesicht drückte jedoch keine Regung aus, als er kurz Arik zunickte. Der blonde Hüne trat mit der Streitaxt in der Hand durch die Reihen der Männer nach vorn und ging auf den verschreckten Wachmann zu. Jenny beobachtete die Szene und fragte sich, was den armen Jungen wohl erwartete. Zweifellos würde er für seine Pflichtvergessenheit bestraft werden, das wußte sie, aber die Strafe konnte doch nicht allzu schlimm sein, oder? Ihre Neugier wurde nicht befriedigt, weil Royce ihren Arm umfaßte und sie mit sich zog.
    Während er sie mit entschlossenen Schritten durch das Lager führte, warfen ihr alle Soldaten und Ritter, denen sie begegneten, bitterböse Blicke zu. Jennifer Merrick hatte Narren aus ihnen allen gemacht, weil sie ihnen entwischt war und die Verfolgung so erschwert hatte. Sie haßten sie für diese Tat, und der Abscheu, der Jenny entgegenschlug, war körperlich spürbar -ihre Haut brannte regelrecht. Selbst der Earl schien noch zorniger zu sein als vorher. Jenny mußte beinahe rennen, um mit ihm Schritt zu halten und die Gefahr zu vermeiden, daß er ihr die Schulter auskugelte.
    Ihre Sorge über seine Wut wurde plötzlich von einer größeren Angst überlagert - Royce Westmoreland brachte sie zu seinem Zelt, nicht zu ihrem eigenen.
    »Ich gehe da nicht hinein!« kreischte sie und zuckte vehement zurück.
    Der Earl fluchte leise, packte sie und warf sie sich wie einen Mehlsack, mit dem Hinterteil nach oben, über die Schulter. Ihr langes, rotes Haar hing ihm bis zu den Waden. Unanständiges Gelächter und Gegröle hallte über die Lichtung, als die Männer Zeugen dieser öffentlichen Demütigung wurden, und Jenny wäre fast an ihrer Wut und der Erniedrigung erstickt.
    Im Zelt ließ Royce sie auf einen Haufen Felle fallen, der auf dem Boden aufgetürmt war, und beobachtete ungerührt, wie sie sich erst in eine sitzende Position und dann auf die Füße kämpfte. Dabei starrte sie ihn an wie ein kleines, in die Enge getriebenes Tier.
    »Wenn Ihr Euch an mir vergeht, bringe ich Euch um, das schwöre ich«, zischte sie. Innerlich schauderte sie, als sie den Zorn erkannte, der sein Gesicht in eine steinerne Maske verwandelt hatte. Seine grauen Augen glitzerten wie silberne Scherben.
    »An Euch vergehen?« wiederholte er mit schneidender Verachtung. »Das letzte, was Ihr im Augenblick in mir weckt, ist Lust. Ihr bleibt in diesem Zelt, weil es ohnehin gut bewacht wird, und ich möchte nicht die Zeit meiner Männer vergeuden, indem ich noch mehr Wachen vor dem Euren aufstelle. Außer-dem befindet Ihr Euch jetzt in der Mitte des Lagers, und falls Ihr wieder durchbrennen wollt, werden Euch meine Leute schonungslos niederschlagen. Ist das klar?«
    Sie blitzte ihn böse an, schwieg jedoch, und diese arrogante Verweigerung, sich seinem Willen zu unterwerfen, brachte Royce noch mehr in Rage. Er ballte die Hände zu Fäusten, beherrschte sich aber eisern, als er fortfuhr: »Wenn Ihr auch nur noch ein einziges Mal mir oder sonst jemandem in diesem Lager Unannehmlichkeiten bereitet, sorge ich persönlich dafür, daß Euer Leben zur Hölle wird. Habt Ihr mich verstanden?«
    Als sie in dieses schroffe, finstere Gesicht sah, war Jenny sich voll bewußt, daß er das fertigbringen und auch tatsächlich tun

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