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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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abzweigte. Royce runzelte unschlüssig die Stirn und gab seinen Männern ein Zeichen, haltzumachen, während er überlegte, welchen Weg die Flüchtigen eingeschlagen haben könnten. Wenn sie nicht so schlau gewesen wären, das vermaledeite Taschentuch dazu zu benutzen, ihre Entführer so erfolgreich in die Irre zu leiten, wäre er mit dem ganzen Trupp nach Nordwesten geritten. Aber so konnte er die Möglichkeit nicht außer acht lassen, daß sie sich absichtlich für eine Route entschieden hatten, die einen Umweg von einem halben Tagesritt bedeutete. Ein solcher Trick kostete sie zwar Zeit, bot ihnen aber mehr Sicherheit, das war Royce klar. Trotzdem zweifelte er daran, daß sie wußten, welcher Weg sie direkt nach Hause führte.
    Er betrachtete kurz den Himmel, in spätestens zwei Stunden wurde es dunkel. Der Weg nach Nordwesten schien sich in der Feme wieder durch die Berge zu schlängeln. Die kürzeste Route war oft mühsam, besonders nachts. Zwei verängstigte und verletzliche Frauen würden sich, selbst wenn sie Männerkleidung trugen, bestimmt eher für den sicheren und bequemeren Weg entscheiden und in Kauf nehmen, daß sie länger brauchten. Er hatte einen Entschluß gefaßt, schickte Arik mit den fünf Männern in die eine Richtung und ordnete an, daß sie etwa fünfundzwanzig Meilen weit reiten und nach den beiden Mädchen suchen sollten.
    Andererseits, überlegte Royce ärgerlich, als er sich nach Nordwesten wandte und Stefan bedeutete, ihm zu folgen, kann man dieser überheblichen, Ränke schmiedenden, blauäugigen Hexe Zutrauen, daß sie so unerschrocken ist, ganz allein mitten in der Nacht durch die Berge zu irren. Die ist zu allem fähig, dachte Royce und wieder kochte die Wut in ihm hoch, als er sich daran erinnerte, wie höflich er sich gestern abend dafür bedankt hatte, daß sie die Kleider der Männer stopften - angeblich. Und wie niedlich und vornehm sie seinen Dank angenommen hatte! Sie kannte keine Furcht. Noch nicht! Aber wenn er sie in die Finger bekam, würde sie lernen, was es hieß, wirklich Angst zu haben. Sie würde lernen, ihn zu fürchten.
    Jenny summte fröhlich vor sich hin, als sie Reisig auf das gemütliche kleine Feuer legte, das sie mit dem Feuerstein entfacht hatte, der ihr gestern gebracht worden war, weil sie die Kerzen in ihrem Zelt anzünden wollte. Irgendwo in der Nähe im dichten Wald heulte schaurig ein Tier den aufgehenden Mond an, und Jenny sang ein bißchen lauter und kaschierte den Schauer, der sie unweigerlich überlief, mit einem strahlenden Lächeln, um der armen Brenna zu zeigen, daß es keinen Grund zur Angst gab. Sie hatten einen Regenschauer überstanden, aber jetzt glitzerten unzählige Sterne am Himmel, und ein runder, goldener Mond spendete ihnen ein wenig Licht. Jenny war sehr dankbar dafür, denn Regen war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.
    Das Tier heulte wieder, und Brenna zog die Pferdedecke fester um ihre Schultern. »Jenny«, flüsterte sie und sah ihre ältere Schwester vertrauensvoll an. »Dieses Geräusch - war das das, was ich denke?« Als wäre schon allein das Wort so schrecklich, daß sie es nicht laut aussprechen konnte, formte sie mit ihren bleichen Lippen »ein Wolf«.
    Jenny war ziemlich sicher, daß mehrere Wölfe und nicht nur einer in der Nähe waren. »Sprichst du von der Eule, die du gerade gehört hast?« fragte sie lächelnd.
    »Das war keine Eule«, behauptete Brenna.
    Jenny zuckte erschrocken zusammen, als ihre Schwester von einem häßlichen Hustenanfall geschüttelt wurde und schließlich mühsam nach Luft schnappte. Das Lungenleiden, das Brenna schon seit ihrer frühesten Kindheit plagte, machte sich heute nacht, ausgelöst durch die feuchte Kälte und die grenzenlose Angst, wieder bemerkbar.
    »Auch wenn es keine Eule gewesen sein sollte«, beschwichtigte Jenny sie, »kannst du sicher sein, daß sich kein Raubtier einem Feuer nähert - das weiß ich genau. Garrick Carmichael hat mir das in der Nacht erklärt, in der wir von Aberdeen zurückkamen und vom Schnee überrascht wurden. Wir mußten damals im Freien lagern. Er hat ein Feuer angezündet und Becky und mir erzählt, daß alle Tiere Angst vor Feuer haben.«
    Im Augenblick machte Jenny die Gefahr, die ihnen durch das helle Feuer drohte, mindestens genauso viel zu schaffen wie die, die von den Wölfen ausging. Selbst ein kleines Feuer im dunklen Wald war schon von weitem zu sehen, und obwohl sie ein ganzes Stück von der Straße weg waren, konnte sie das Gefühl

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