Im Koenigreich der Traeume
würde.
»Antwortet mir!« befahl er mordlustig.
Da sie merkte, daß er bereits jenseits aller Vernunft war, nickte sie und schluckte.
»Und ...« begann er, brach aber ab, als könnte er sich selbst nicht mehr trauen, wenn er mehr sagte. Er drehte sich um, nahm einen Weinkrug vom Tisch und trank einen großen Schluck, als sein Knappe Gawin ins Zelt stürmte. Gawin brachte die Decken herein, die er am Vormittag aus dem Zelt der Ladies geholt und an die Soldaten verteilt hatte, ohne gemerkt zu haben, daß sie zerschnitten und nicht geflickt worden waren. Der Junge war offensichtlich wütend.
»Was, zum Teufel, ist los mit dir?« knurrte Royce, als er den Krug absetzte.
Gawin sah seinen Herrn und Meister voller Entrüstung an. »Die Decken, Sire«, sagte er und richtete einen anklagenden Blick auf Jenny. »Sie hat sie zerschnitten und zerfetzt, statt sie zu flicken. Den Männern wäre mit diesen dünnen, zerschlissenen Decken sowieso schon kalt genug, aber jetzt...«
Vor Schreck begann Jennys Herz wild zu pochen, als der Earl ganz langsam und umsichtig den Krug auf den Tisch stellte. Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern, als er zornbebend sagte: »Kommt her.«
Jenny schüttelte entschlossen den Kopf und wich einen Schritt zurück.
»Ihr macht Eure Lage nur noch schlimmer«, warnte er leise, als sie einen weiteren Schritt zurücktrat. »Ich sagte, kommt her!«
Jenny wäre eher von einem hohen Felsen gesprungen. Die Zeltklappe stand offen, doch es gab keine Möglichkeit zu entkommen; einige der Männer hatten sich draußen versammelt, nachdem Royce sie hereingebracht hatte. Ohne Zweifel wollten sie die aufsässige Gefangene winseln und um Gnade flehen hören.
Royce richtete das Wort an seinen Knappen, aber er behielt dabei Jenny ständig im Auge. »Gawin, bring eine Nadel und Garn.«
»Sehr wohl, Mylord«, erwiderte Gawin und eilte in eine Ecke des Zelts, um beides zu holen. Er legte die Garnspule und die Nähnadel auf den Tisch neben Royce, dann trat er zurück und beobachtete erstaunt, wie Royce lediglich die Fetzen, die einstmals Decken gewesen waren, hochhob und sie der rothaarigen Hexe, die für die Zerstörung verantwortlich war, unter die Nase hielt.
»Ihr werdet all diese Lumpen wieder zu ordentlichen Decken zusammennähen«, erklärte er Jenny in unnatürlich ruhigem Tonfall.
Die Anspannung wich aus Jennys Körper, und sie betrachtete ihren Zuchtmeister mit einer Mischung aus Verblüffung und Erleichterung. Nachdem sie ihn gezwungen hatte, ihr einen ganzen Tag und eine Nacht nachzuhetzen, nachdem sie sein Pferd getötet und seine Kleider unbrauchbar gemacht hatte, fiel ihm keine drastischere Strafe für sie ein, als sie die Decken flicken zu lassen, die sie kaputtgemacht hatte? Das meinte er damit, als er gedroht hatte, ihr das Leben zur Hölle zu machen?
»Ihr werdet ohne Decke schlafen, bis jede einzelne von diesen hier wieder ganz ist, habt Ihr verstanden?« fügte er eiskalt hinzu. »Solange meine Männer frieren müssen, werdet Ihr Euch auch mit der Kälte herumschlagen.«
»Ich ... ich habe verstanden«, stammelte Jenny mit zitternder Stimme. Er benahm sich so beherrscht, so autoritär, daß ihr gar nicht in den Sinn kam, er könnte ihr noch mehr als das antun. Als sie vortrat und mit zitternden Händen die Stoffstreifen an sich nahm, die er ihr hinhielt, schoß ihr der Gedanke durch den Kopf, daß die Gerüchte, die seine Ruchlosigkeit und Brutalität betrafen, weit übertrieben waren - ein Gedanke, der sich nur einen kurzen Augenblick später in Luft auflöste.
»Au!« schrie sie, als seine große Pranke vorzuckte wie eine angreifende Schlange und sich um ihr Handgelenk schloß. Er zerrte sie mit einem so heftigen Ruck weiter vor, daß ihr die Luft wegblieb und ihr Kopf zurückschnellte.
»Ihr seid eine ungezogene Göre«, zischte er. »Jemand hätte den verdammten Stolz aus Euch herausprügeln sollen, als Ihr noch ein Kind wart. Da sich niemand die Mühe gemacht hat, werde ich ...«
Er hob die Hand, und Jenny riß einen Arm hoch, um ihren Kopf zu schützen, weil sie dachte, daß er ihr eine deftige Ohrfeige versetzen wollte, aber die riesige Hand schlug ihr den Arm herunter. »Ich würde Euch das Genick brechen, wenn ich Euch ins Gesicht schlagen würde. Ich hatte ein anderes Ziel im Sinn ...«
Ehe Jenny reagieren konnte, setzte er sich und zerrte sie gleichzeitig mit einer geschmeidigen Bewegung quer über seinen Schoß.
»Nein!« japste sie und zappelte wild in seinem
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