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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Tränen hinunterzuschlucken, aber die Trauer über den Tod des tapferen Tieres konnte sie nicht so einfach unterdrücken.
    Royce, der Angst hatte einzuschlafen, bevor Jenny es tat, hörte ihre stockenden Atemzüge und ein leises, verdächtiges Schniefen. Sicher tat sie so, als würde sie heulen, in der Hoffnung, ihn dadurch milde stimmen und dazu bringen zu können, daß er sie unter das Fell ließ. Er rollte auf die Seite, umfaßte ihr Gesicht und drehte es zu sich. In ihren Augen glänzten die ungeweinten Tränen.
    »Ist Euch so kalt, daß Ihr die Tränen zurückhalten müßt?« stieß er ungläubig hervor und musterte ihr Gesicht im trüben Schein des verlöschenden Feuers.
    »Nein«, antwortet sie heiser.
    »Warum weint Ihr dann?« erkundigte er sich ratlos. Er konnte nicht begreifen, was mit einemmal ihren unbeugsamen Stolz gebrochen hatte. »Ist es wegen der Prügel?«
    »Nein«, flüsterte sie mühsam und sah ihm fest in die Augen. »Wegen Eures Pferdes.«
    Von allen Dingen, die sie hätte anführen können, hatte Royce dieses Geständnis am allerwenigsten erwartet und dennoch am meisten erhofft. Irgendwie machte das Wissen, daß sie Thors sinnlosen Tod bedauerte, seinen Verlust weniger schmerzlich.
    »Er war das schönste Pferd, das ich je gesehen habe«, setzte sie mit rauher Stimme hinzu. »Wenn ich am Morgen, als ich ihn aus der Koppel führte, geahnt hätte, daß er sterben würde, wäre ich hiergeblieben, bis ich ... eine andere Möglichkeit gefunden hätte.«
    Immer noch sah sie ihm unverwandt in die Augen und merkte, wie er zusammenzuckte, als er die Hände von ihrem Gesicht nahm.
    »Es ist ein Wunder, daß Ihr heruntergefallen seid, sonst wäret Ihr jetzt auch tot«, meinte er.
    Sie wandte sich ab und vergrub das Gesicht in der Fellunterlage. »Ich bin nicht gefallen«, hauchte sie ergriffen, »er hat mich abgeworfen. Ich bin den ganzen Tag über viel höhere Hindernisse mit ihm gesprungen. Ich wußte, daß wir den Baumstamm mit Leichtigkeit schaffen konnten, aber als er absprang, bäumte er sich gleichzeitig auf, und ich fiel nach hinten. Er hat mich abgeschüttelt , ehe er sprang.«
    »Thor hat zwei Söhne gezeugt, Jennifer«, erklärte Royce beinahe sanft, »sie sind ihm sehr ähnlich. Einer der beiden ist hier, der andere wird in Claymore geschult. Er ist für mich also nicht vollkommen verloren.«
    Seine Gefangene atmete zitternd auf und sagte schlicht: »Danke.«
    Der Wind fegte heulend durch das mondbeschienene Tal und hüllte die schlafenden Soldaten mit Kälte ein, bis ihre Zähne klapperten. Der Herbst brach in diesem Jahr ungewöhnlich früh und so heftig herein, als müßte er dem Winter Konkurrenz machen. Royce, der sich in seinem Zelt unter dem warmen Fell zusammengerollt hatte, spürte die ungewohnte Berührung einer eiskalten Hand an seinem Arm.
    Er öffnete ein Auge und sah, wie Jennifer zitterte. Ihr schlanker Körper war zu einem Ball gekrümmt - ihre Knie hatte sie bis zur Brust gezogen, in dem Versuch, sich wenigstens ein bißchen zu wärmen. In Wirklichkeit war Royce nicht so schlaftrunken, daß er nicht wußte, was er tat, und er hatte auch nicht vergessen, daß er ihr verboten hatte, sich zuzudecken, bis der Schaden, den sie seinen Männern zugefügt hatte, behoben war. Und um ganz ehrlich zu sein, dachte er, als er ihre zitternde Gestalt betrachtete, daß es seinen Männern im Freien noch viel übler erging. Darum gab es keinerlei Rechtfertigung für seine nächste Handlung: Er stützte sich auf den Ellbogen, griff über Jennifer hinweg und nahm ein Fell von dem Stapel neben ihr. Dann breitete er es aus und zog es über sie.
    Er legte sich wieder auf den Rücken und schloß ohne jede Reue die Augen. Immerhin waren seine Männer abgehärtet, im Gegensatz zu Jennifer Merrick.
    Sie kuschelte sich tiefer in das Fell und drückte dabei unbewußt ihr Hinterteil an Royces Knie. Trotz der Barriere, die das Fell zwischen ihnen darstellte, setzte diese Berührung sofort seine Phantasie in Gang, und er dachte an all die weiblichen Attribute, die in Reichweite neben ihm lagen. Entschlossen verdrängte er den Gedanken. Jenny besaß die besondere Gabe, zur selben Zeit ein unschuldiges Mädchen und eine goldhaarige Göttin zu sein - ein Kind, dessen Stimmungen in Windeseile umschlugen, und eine Frau, die jeden Schmerz mit einem geflüsterten »Es tut mir leid« lindem konnte. Aber Kind oder Frau, er wagte es nicht, sie anzurühren. Früher oder später mußte er sie gehen lassen, sonst

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