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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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gefährdete er all die sorgfältig ausgefeilten Pläne für seine persönliche Zukunft. Ob sich ihr Vater ergeben würde oder nicht, war für Royce nicht unbedingt von Belang. In einer, höchstens in zwei Wochen, würde er die beiden Mädchen ihrem Vater übergeben, wenn der sich auf die Bedingungen einließ, die Heinrich ihm stellte, oder, falls Merrick nicht darauf einging, würden Jenny und Brenna zum Hof nach London gebracht. Die Mädchen waren jetzt Heinrichs Besitz, und wenn Royce mit Jenny schlief, würden von allen Seiten Komplikationen auf ihn einstürzen.
    Der Earl of Merrick ging vor dem Kamin auf und ab. Sein Gesicht war wutverzerrt, während er sich die Vorschläge seiner beiden Söhne und der vier Clansmänner anhörte, die zu seinen engsten Freunden und Verwandten zählten.
    »Wir können nichts unternehmen«, warf Garrick Carmichael matt ein, »bis König Jakob uns die Verstärkung schickt, um die Ihr ihn mit der Benachrichtigung von der Entführung gebeten habt.«
    »Dann können wir den Bastard angreifen und vernichten«, stieß der jüngste Sohn, Malcolm, hervor. »Er lagert in der Nähe unserer Grenze - diesmal müssen wir keinen langen, ermüdenden Marsch nach Cornwall hinter uns bringen, ehe wir zuschlagen.«
    »Ich verstehe nicht, was die Entfernung zu seinem Lager oder die Stärke unserer Armee für eine Rolle spielen sollte«, sagte William, der ältere der beiden noch lebenden Merrick-Söhne, ruhig. »Es wäre eine Dummheit, ihn anzugreifen, es sei denn, uns würde es gelingen, Brenna und Jenny vor dem Angriff zu befreien.«
    »Und wie, in Gottes Namen, willst du das bewerkstelligen?« versetzte Malcolm. »Die Mädchen sind so gut wie tot«, erklärte er gleichmütig. »Uns bleibt nichts anderes mehr übrig, als blutige Rache zu fordern.«
    William, viel kleiner und gemäßigter als sein Bruder und Stiefvater, strich sich bedächtig das kastanienrote Haar aus der Stirn und beugte sich auf seinem Stuhl nach vom. »Selbst wenn uns König Jakob genügend Männer schicken würde, daß wir den Wolf und seine Armee niederwalzen könnten, sähen wir die Mädchen nie wieder. Sie würden im Schlachtgetümmel umkommen oder gleich zu Beginn umgebracht werden.«
    »Hör auf, jedem Vorschlag zu widersprechen, oder mach einen besseren«, knurrte der Earl.
    »Das habe ich vor«, erwiderte William gelassen, und die Blicke aller richteten sich gespannt auf ihn. »Wir können die Mädchen nicht mit Gewalt befreien, aber vielleicht durch eine List und in aller Heimlichkeit. Statt eine Armee loszuschicken, die Westmoreland zum Kampf herausfordert, sollte ich mit ein paar Männern losreiten. Wir verkleiden uns als Händler oder Mönche und folgen der Armee des Wolfs, bis wir nahe genug an die Mädchen herankommen können. Jenny«, fuhr er liebevoll fort, »wird vermutlich ahnen, daß wir etwas versuchen, und nach uns Ausschau halten.«
    »Ich bin dafür, daß wir zum Angriff blasen«, brach es aus Malcolm heraus. Der Wunsch, sich dem Wolf entgegenzuwerfen, war stärker als jede Vernunft, und die Sorgen, die er sich um seine Schwestern machte, hielten sich ohnehin in Grenzen.
    Die beiden jungen Männer wandten sich ihrem Vater zu, um seine Meinung zu hören. »Malcolm«, sagte der Earl freundlich, »es ist deine Art, dich dem Feind offen und wie ein Mann entgegenzustellen. Du willst Rache üben und kümmerst dich keinen Deut um die Konsequenzen. Du wirst deine Chance bekommen, sobald uns Jakob Verstärkung schickt. Zunächst jedoch« - sein Blick, in dem frisch erwachter Respekt glomm, richtete sich auf William -, »könnte uns der Plan deines Bruders weiterbringen. Etwas Besseres können wir im Augenblick nicht unternehmen.«

Kapitel sechs
    Während der nächsten fünf Tage lernte Jenny den Tagesablauf kennen, dem die rastende Armee folgte. Am Morgen, kurz nach der Dämmerung, standen die Männer auf und übten einige Stunden mit ihren Waffen. Im ganzen Tal hallte das Klirren der Schwerter und das dumpfe Aufprallen auf Schilde wider. Die Bogenschützen des Wolfs, deren Geschick und Treffsicherheit legendär waren, übten auch täglich, und das Schwirren der Pfeile verstärkte den Kampflärm. Sogar die Pferde wurden jeden Morgen aus der Koppel geholt und trainiert. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit galoppierten die Reiter los, um Ausfälle gegen imaginäre Feinde zu proben, und die Schlachtrufe und das Getöse der Waffen dröhnten Jenny noch in den Ohren, lange nachdem sich die Männer zum Mittagessen im

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