Im Koenigreich der Traeume
Juwelen schenken und ihr zusichern, daß ihr von allen, die ihm dienten, der Respekt entgegengebracht wurde, der ihr als seiner Mätresse zustand.
Jenny sah, wie der blonde Hüne zielstrebig auf sie zuritt. Zur gleichen Zeit erinnerte sie sich an Royces listiges Lächeln. Der Zorn kochte über, und ihr Herz hämmerte wie wild.
Arik kreiste sein Ziel langsam ein und zügelte neben Jenny sein Pferd, dann zog er wortlos die Augenbrauen hoch. Jenny begriff trotz ihrer grenzenlosen Wut, daß er ihr schweigend befahl, mit ihm an die Spitze des Zuges zu reiten. Sie war so außer sich, daß sie sich nicht mehr einschüchtern ließ. Sie spielte die Verständnislose und staunte sogar über seine Anwesenheit, dann wandte sie sich an Brenna. »Hast du schon gesehen ...« begann sie, brach aber erschrocken ab, als Arik unvermittelt die Hand ausstreckte und den Zügel ihrer Stute ergriff.
»Laßt mein Pferd los!« fauchte sie und zerrte so heftig an den Zügeln, daß die Nase der armen Stute in die Höhe gerissen wurde. Das Pferd scheute und tänzelte verwirrt auf der Stelle, und Jenny ließ ihre ganze Wut an dem unverletzbaren Boten ihres schlimmsten Feindes aus. Sie funkelte Arik böse an, schnappte sich die Zügel wieder und schrie erbost: »Nehmt die Hände weg!«
Blaßblaue Augen musterten sie teilnahmslos, aber wenigstens war dieser tölpelhafte Riese jetzt gezwungen, den Mund aufzumachen - das bescherte Jenny zumindest einen winzigen Triumph.
»Kommt«, sagte Arik.
Ihre rebellischen Augen hielten seinem Blick stand, aber sie zögerte. Da sie wußte, daß er sie leicht überwältigen konnte und nicht lange fackeln würde, fügte sie sich, herrschte ihn aber noch an: »Würdet Ihr mir dann freundlicherweise aus dem Weg gehen?«
Der Ritt bis zu den ersten Männern des Zugs war höchstwahrscheinlich das Erniedrigendste, was Jenny in ihrem jungen Leben zu überstehen hatte. Bisher war sie so gut wie nie in Sichtweite der Männer gekommen, und falls sie sich doch einmal im Freien aufgehalten hatte, war sie immer von Rittern umgeben gewesen. Jetzt drehten sich alle Köpfe nach ihr um, als sie vorbeikam, und lüsterne Blicke taxierten ihre schlanke Gestalt. Kommentare über ihr Äußeres wurden ausgetauscht - die Bemerkungen waren so schlüpfrig, daß Jenny versucht war, die Gerte auf die Flanken ihres Pferdes zu schlagen und auf und davon zu galoppieren.
Als sie bei Royce ankam, konnte er sich ein Lächeln nicht verbeißen. Diese verführerische Schönheit blitzte ihn wütend und trotzig an und sah in diesem Augenblick genauso aus wie in der Nacht, in der sie mit seinem eigenen Dolch auf ihn losgegangen war.
»Es scheint«, neckte er sie, »als wäre ich bei Euch in Ungnade gefallen.«
»Ihr«, entgegnete sie so verächtlich, wie es ihr möglich war, »seid ein Scheusal!«
Er kicherte. »Bin ich wirklich so schlimm?«
Kapitel acht
Als sie sich spät am nächsten Tag der Festung Hardin näherten, war Royce längst nicht mehr so zuversichtlich und umgänglich. Statt sich an Jennys Witz zu ergötzen, wie er es sich erhofft hatte, war er dazu gezwungen, neben einer jungen Frau zu reiten, die jede seiner scherzhaften oder auch ernst gemeinten Bemerkungen mit einem ausdruckslosen, starren Blick quittierte, der ihm das Gefühl vermittelte, ein Hofnarr mit Glöckchen am Hut zu sein. Heute jedoch hatte sie ihre Taktik geändert. Sie strafte ihn nicht mehr mit Schweigen, sondern antwortete ihm auf jeden Satz mit einer Frage, die er nicht beantworten konnte oder wollte. Sie erkundigte sich zum Beispiel, wann genau er den Angriff auf Merrick plante, wie viele Männer er in die Schlacht zu führen beabsichtigte und wie lange er sie und Brenna noch gefangenhalten wollte.
Falls sie vorgehabt hatte, ihm auf deutliche Art zu zeigen, daß sie sich als ein Opfer brutaler Gewalt betrachtete und ihn für den Übeltäter hielt, dann hatte sie ihr Ziel erreicht. Und wenn sie ihn verärgern wollte, dann war ihr auch das geglückt.
Jennifer merkte natürlich, daß sie ihm den Ritt verdorben hatte, aber sie freute sich nicht halb so sehr über ihren Erfolg, wie Royce vermutete. Im Gegenteil - als sie in den zerklüfteten Hügeln nach einer Burg Ausschau hielt, war sie vollkommen erschöpft von den anstrengenden Stunden, in denen sie sich so sehr bemüht hatte, den rätselhaften Mann an ihrer Seite und ihre eigene Reaktion auf ihn zu verstehen. Der Earl hatte klipp und klar ausgesprochen, daß er sie wollte, und offensichtlich begehrte er sie
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