Im Koenigreich der Traeume
die Mahlzeit in meinem Zimmer zu mir nehmen - hinter verschlossener Tür -, oder ich esse gar nichts«, informierte sie ihn.
Diese ungehörige Verweigerung vor fünfzig gaffenden Dienstboten gab Royce, der ihr Benehmen in den letzten beiden Tagen mehr oder weniger ruhig erduldet hatte, den Rest, und überzeugte ihn davon, daß er nun strengere Maßnahmen ergreifen mußte. Er beschloß, diesen Frechheiten unverzüglich Einhalt zu gebieten. »Jennifer«, sagte er in ausdruckslosem Ton, der nichts über die Strafe, die er ihr zugedacht hatte, verriet, »bis sich Eure Stimmung gebessert hat, sind Euch alle Besuche bei Eurer Schwester untersagt.«
Jennifer wurde blaß, und Brenna, die gerade an der Seite von Stefan Westmoreland die Halle betrat, warf erst einen flehentlichen Blick auf Jenny, dann auf ihren Begleiter. Zu Jennifers Überraschung setzte sich Stefan für sie ein. »Royce, dein Verbot ist eine sehr große Strafe für Lady Brenna, die nichts Unrechtes getan hat...«
Er brach ab, als ihn sein Bruder eisig ansah.
Royce saß frisch gebadet und rasiert mit den Rittern und seinem Bruder an dem Tisch in der großen Halle. Mägde und Diener hatten Schüsseln mit wäßrigem Wildeintopf, der langsam kalt wurde, auf den Tisch gestellt. Aber Royce achtete nicht auf die unappetitlichen Speisen, er behielt die schmale Treppe im Auge, die sich zu den Schlafzimmern im Obergeschoß wand, und versuchte, eine Entscheidung zu fällen. Sollte er hinaufgehen und die beiden Frauen in die Halle zerren? Denn erstaunlicherweise hatte sich Brenna ein Herz gefaßt und sich entschlossen, Jennys Rebellion zu unterstützen. Beide hatten die Ankündigung der Bediensteten, daß das Essen serviert sei, ignoriert.
»Die Frauen werden wohl auf die Mahlzeit verzichten müssen«, erklärte Royce schließlich und nahm sein Messer in die Hand.
Lange nachdem die Tische abgedeckt und wieder an die Wand geschoben worden waren, saß Royce noch in der Halle und starrte in das Kaminfeuer. Die Füße hatte er auf einen Stuhl gelegt. Seine Absicht, Jennifer heute Nacht zu verführen, war von einer Reihe drängender Probleme und Entscheidungen, die schon beim Abendessen seine ganze Aufmerksamkeit gefordert hatten, durchkreuzt worden. Er überlegte, ob er jetzt noch, trotz der späten Stunde, in ihr Zimmer gehen sollte. Aber in seiner Stimmung hätte er wohl eher ihren Widerspruchsgeist mit brutaler Gewalt im Keim erstickt, als sie mit Zärtlichkeiten zu verwöhnen und ihr Herz für sich zu erwärmen. Nach der wunderbaren Erfahrung, die er gemacht hatte, als sie freiwillig in seinen Armen lag, konnte er sich nicht mehr mit weniger zufriedengeben.
Godfrey und Eustace schlenderten gelöst lachend herein -offenbar hatten sie einige Stunden mit ein paar drallen Mägden verbracht.
Royces Gedanken wandten sich sofort dringenden Angelegenheiten zu. Er sah Godfrey an und sagte: »Gib den Wachen am Tor Anweisung, daß sie jeden, der um Einlaß bittet, festhalten und mir unverzüglich melden sollen.«
Der Ritter nickte, meinte aber verwirrt: »Falls du dabei an Merrick denkst - wenn er ein Heer aufstellen und hierher marschieren will, kann er frühestens in einem Monat eintreffen.«
»Ich erwarte keinen Angriff, sondern eher eine List. Wenn er Hardin mit einer Armee angreift, riskiert er, daß seine Töchter im Schlachtgetümmel getötet werden - entweder versehentlich durch die Waffen seiner eigenen Männer oder - so wird er annehmen - durch uns. Da ein Sturm auf Hardin unter diesen Umständen unmöglich für ihn ist, wird er sich eine andere Möglichkeit ausdenken, wie er die Frauen befreien kann. Doch um das zu bewerkstelligen, muß er zuerst seine Leute hier einschleusen. Ich habe dem Haushofmeister aufgetragen, keine neuen Dienstboten zu beschäftigen, es sei denn, sie sind im Dorf bekannt.«
Als beide Ritter nickten, sprang Royce plötzlich auf die Füße und strebte der Steintreppe am Ende der Halle zu. Aber dann drehte er sich noch einmal mit tief gerunzelter Stirn um. »Hat Stefan etwas gesagt oder getan, was den Eindruck erweckt, er würde ... Interesse an dem jüngeren Mädchen entwickeln?«
Die beiden Ritter - beide älter als Stefan - sahen sich an, dann wandten sie sich an Royce und schüttelten die Köpfe. »Wieso fragst du das?« erkundigte sich Eustace.
»Weil er heute nachmittag, als ich Anweisung gab, die beiden Frauen getrennt zu halten, für sie eingesprungen ist und sie verteidigt hat«, erklärte Royce matt. Dann akzeptierte er
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