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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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so sehr, daß er ihre Ungezogenheit zwei ganze Tage ertrug. Das zumindest besänftigte ihren verletzten Stolz ein wenig. Andererseits jedoch war sein Verlangen nicht stark genug, um ihre Clansmänner und ihr Heim zu verschonen.
    Mutter Ambrose hatte Jenny vorgewarnt, daß sie eine außergewöhnliche »Wirkung« auf Männer ausüben könnte. Und jetzt dachte Jenny, die weise Äbtissin müsse damit wohl gemeint haben, daß sich Männer in ihrer Gegenwart wie abscheuliche, liebevolle, rüde, empfindsame, sprunghafte Verrückte benahmen und innerhalb einer Stunde alle Facetten ihres vielschichtigen Charakters zeigten. Mit einem tiefen Seufzer beschloß Jenny, nicht mehr über all das nachzudenken. Sie wollte nur noch nach Hause oder wenigstens zurück ins Kloster, wo sie zumindest genau wußte, was sie von den Menschen zu erwarten hatte. Sie warf einen verstohlenen Blick hinter sich und sah Brenna, die in eine fröhliche Unterhaltung mit Stefan Westmoreland vertieft war. Royces Bruder war ihre Eskorte, seit Jenny gezwungen worden war, in der ersten Reihe zu reiten. Brenna in Sicherheit und zufrieden zu wissen war der einzige Lichtblick in Jennys mißlicher Lage.
    Die Festung Hardin kam noch vor Einbruch der Dämmerung in Sicht. Hoch oben auf einem schroffen Felsen ragte die Burg auf wie ein riesiges Fort, und die hellen Mauern des weitläufigen Gebäudes schimmerten in der untergehenden Sonne. Jennys Herz wurde schwer - diese Festung war fünfmal größer als die von Merrick, und sie sah uneinnehmbar aus. Hellblaue Flaggen flatterten auf den sechs runden Türmen im Wind und verkündeten, daß der Herr der Burg zur Abendzeit in seiner Residenz erwartet wurde.
    Die Pferde donnerten mit lauten Hufschlägen über die Zugbrücke in den Innenhof, und Diener und Knechte rannten herbei, um die Pferde festzuhalten und sich bei den Neuankömmlingen nützlich zu machen. Der Earl ging zu Jenny, um sie von der Stute zu heben, dann führte er seine Gefangene in die Halle.
    Ein älterer Mann in gebückter Haltung, den Jenny für den Haushofmeister hielt, näherte sich, und Royce gab sofort seine Anweisungen: »Laßt Erfrischungen holen für mich und meine ...« Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Royce, wie er Jennifer Merrick in seiner Burg vorstellen sollte. Dem alten Haushofmeister genügte ein Blick auf ihre Kleidung, und seine geringschätzige Miene machte deutlich, welchen Schluß er daraus zog: Hure. »... für meinen Gast«, beendete Royce den Satz.
    Als eine der Dirnen angesehen zu werden, die mit den Streitmächten durch die Lande zogen, war endgültig die letzte Erniedrigung, die Jenny ertragen konnte. Sie ließ die Musterung des alten Mannes über sich ergehen, dann wandte sie den gekränkten Blick von ihm ab und gab vor, die Halle zu inspizieren, während der Earl weitere Befehle erteilte. Er hatte ihr erzählt, daß König Heinrich ihm erst vor kurzem die Festung Hardin übereignet habe und daß er nie zuvor hier gewesen sei. Als sich Jenny umsah, merkte sie sofort, daß die Burg sehr schlecht verwaltet wurde. Die Binsen auf dem Boden waren seit Jahren nicht erneuert worden, Spinnweben hingen von der hohen, getäfelten Decke wie dichte graue Vorhänge, und die Bediensteten sahen zerlumpt aus und arbeiteten schlampig.
    »Möchtet Ihr etwas essen?« fragte Royce und drehte sich zu ihr um.
    In dem Bemühen, den alten Haushofmeister - und seine ganze Truppe schmuddeliger Dienstboten - über den Irrtum aufzuklären, wandte sich Jennifer an den Earl und erwiderte stolz und zugleich verärgert: »Nein, danke. Es wäre mir recht, wenn man mir mein Zimmer zeigen würde - ich hoffe sehr, daß es sauberer ist als diese Halle. Und ich möchte, daß man mir ein Bad herrichtet und saubere Kleidung bereit legt, wenn so etwas in diesem ... diesem verlotterten Steinhaufen überhaupt zu finden ist.«
    Hätte Royce den Blick, mit dem der Haushofmeister Jenny taxiert hatte, nicht gesehen, dann hätte er mit Schärfe auf ihre Dreistigkeit reagiert, aber er wußte, daß sie sich nur wehrte, und beherrschte sich.
    Er richtete das Wort an den alten gebeugten Mann: »Führt Countess Merrick zu dem Zimmer, das neben meinem liegt.« Zu Jennifer sagte er kühl. »Ich erwarte Euch in zwei Stunden zum Abendessen hier in der Halle.«
    Jegliche Dankbarkeit, die Jenny verspürt hatte, als er ihren Titel mit der deutlichen Absicht, ihr zu helfen, aussprach, war augenblicklich verflogen, als sie hörte, welches Zimmer er ihr zudachte. »Ich werde

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