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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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später kehrte Frau Kranewinkel mit einem voll bepackten Tablett ins Schulleiterzimmer zurück. Tatsächlich war ein Sortiment von mehr oder weniger edlen Plätzchen dabei.
    »Stammen aus einer namhaften Lebensmittelkette meines Vertrauens«, kommentierte Barnowski seinen ersten Bissen.
    »Ein ansteigender Zuckerspiegel ist jetzt wirklich angesagt«, erwiderte Pielkötter, während er sich zwei Schweinsöhrchen aus der Dose fischte. »Schließlich brauchen wir volle Konzentration.«
    Der Vorrat an Kohlehydraten war schon ziemlich dezimiert, als der Schulgong ertönte und Mikoleitschak mit Frau Waldbrandt und Herrn Aschenbrock im Schlepptau das Zimmer betrat.
    »Jetzt in der großen Pause stehen wir Ihnen zu dritt zur Verfügung«, erklärte der Schulleiter mit siegessicherem Lächeln auf den Lippen. Offensichtlich ging er davon aus, bei dem Gespräch dabei sein zu können. »Danach müssen Sie mit mir und Frau Waldbrandt Vorlieb nehmen. Im Gegensatz zu Herrn Aschenbrock haben wir anschließend eine Freistunde.«
    »Na prima«, bemerkte Pielkötter. »Dann können Sie Ihren Kollegen ja wunderbar vertreten.«
    Während sich Barnowski ein breites Grinsen kaum verkneifen konnte, schwoll an Mikoleitschaks ohnehin zu dickem Hals eine hässliche rote Ader an.
    »Die Gestaltung des Stundenplans müssen Sie schon mir überlassen.«
    »Wir möchten mit Ihren Mitarbeitern unter vier Augen sprechen«, erklärte Pielkötter unbeeindruckt. »Aber sofern Ihnen das lieber ist, nehme ich die beiden gerne mit zum nächsten Präsidium. Dafür, dass alles, was Ihr Internat betrifft, eine interne Angelegenheit bleibt, kann ich in diesem Fall natürlich nicht garantieren.«
    Der alte Haudegen ist heute wirklich gut drauf, dachte Barnowski, er genoss die Szene sichtlich.
    »Wenn Ihnen ein Gespräch unter vier Augen denn so wichtig ist«, gab sich Mikoleitschak augenblicklich geschlagen. Eilig rauschte er aus seinem Büro, noch ehe der Schulgong das Ende der Pause angekündigt hatte.
    Frau Waldbrandt und Herr Aschenbrock sahen sich betreten an.
    »Wie lange unterrichten Sie schon an diesem Internat?«, wandte sich Pielkötter zuerst an die Lehrerin.
    »Seit fast zweiunddreißig Jahren.« Ihre Stimme klang angenehm. Im Gegensatz zu ihrem Schulleiter wirkte sie überhaupt recht sympathisch. Dasselbe galt für ihren Kollegen, der allerdings einige Jahre älter zu sein schien.
    »Wir interessieren uns für einen ehemaligen Schüler mit dem Namen Sebastian Lauterbach. Womöglich war auch ein gewisser Cornelius Hamacher zu dieser Zeit in Babelsberg.«
    »Wahrscheinlich wurden beide jedoch entlassen, bevor Sie hier Ihren Dienst angetreten haben«, ergänzte Barnowski. »Oder sagen Ihnen die Namen doch etwas?«
    »Tut mir leid, die gehörten garantiert nicht zu meinen Schülern. Und ich besitze ein fantastisches Namensgedächtnis.«
    »Dann sind Sie schon entlassen«, erklärte Pielkötter freundlich. »Falls Ihnen noch etwas dazu einfallen sollte, melden Sie sich bitte.« Dabei reichte er ihr seine Visitenkarte.
    »Bei mir haben Sie mehr Glück«, verkündete Herr Aschenbrock, nachdem sich Frau Waldbrandt verabschiedet hatte.
    »Sie erkennen die Namen auf Anhieb wieder?«, fragte Barnowski überrascht. »Haben denn alle Lehrer hier ein so ausgeprägtes Namensgedächtnis? Das ist doch gut dreißig Jahre her.«
    Herr Aschenbrock lachte und schüttelte seinen Kopf mit recht schütterem Haar.
    Pielkötter schien sein Glück kaum fassen zu können. »Und Sie kennen wirklich direkt beide Namen?«, bohrte er nach.
    Aschenbrock lachte erneut. »Leider hat mein Gedächtnis schon arg nachgelassen, aber wenn ich Cornelius Hamacher höre, sehe ich immer noch rot. Das war nämlich der erste Schüler an diesem Internat, mit dem ich so richtig Ärger hatte.«
    B arnowski und Pielkötter wechselten Blicke, die durchaus einem hochgestellten Daumen entsprachen.
    »Dreiunddreißig Jahre ist das jetzt her«, fuhr Aschenbrock fort. »Ich hab hier schon meine Referendarzeit absolviert und dabei bin ich an Cornelius geraten. Das war vielleicht ein unangenehmer Bursche. Hat mir sofort in der ersten Stunde erklärt, ich hätte ihm überhaupt nichts zu verbieten. Schließlich sei ich nur Referendar. Das gab natürlich eine Klassenkonferenz. Als Strafmaßnahme wurde ihm zwei Wochen lang der Ausgang gestrichen. Cornelius hat sich zwar nie wieder so einen Spruch erlaubt, aber ein richtig gutes Verhältnis hatten wir auch später nicht.«
    »Was fällt Ihnen sonst noch zu

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