Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
und schrieb die Namen der entsprechenden Schüler heraus.
»Weiter hinten sind die Stammblätter mit weiteren Informationen«, erklärte Aschenbrock. »Allerdings dürften die Adressen der Eltern kaum noch stimmen.«
»Würde sie trotzdem gerne kopieren.«
Mikoleitschak nickte. Offensichtlich hatte er sich endlich in sein Schicksal gefügt.
»Manchmal haben Sie wirklich den richtigen Riecher«, bemerkte Barnowski mit einer gewissen Bewunderung, kurz nachdem sie das Internat verlassen hatten. »Nicht nur, dass sich Ihre Vermutung mit Hamacher bestätigt hat. Jetzt haben die uns gleich zwei weitere Namen geliefert. Das hätte ich echt nicht erwartet.«
»Dafür stehe ich sogar gerne zwei Stunden im Stau.«
»Wenn mich meine hellseherischen Fähigkeiten nicht täuschen, ziert Hartmut Gabrillani ein hübscher Narbenkreis. C-H-S, das macht jetzt wirklich Sinn.«
»C-S-H«, verbesserte Pielkötter, was aber ausnahmsweise nicht nach Tadel klang.
Na, bei so einer fetten Beute muss selbst ein Hauptkommissar gute Laune haben, dachte Barnowski.
»Glauben Sie, einer der beiden ist der Mörder? Und der andere ist in Gefahr?« Dabei interessierte Barnowski die Antwort nicht so sehr wie Pielkötters Reaktion, quasi eine Art, seine Laune etwas genauer auszutesten.
»Denkbar«, erwiderte Pielkötter nicht gerade ärgerlich, »aber womöglich sind auch beide im Visier des Täters. Rufen Sie schon mal im Präsidium an und lassen Sie ihre aktuellen Adressen heraussuchen.«
Barnowski zückte sein Handy und blieb ein wenig zurück. Als er am Dienstwagen eintraf, erklärte Pielkötter ihm: »Setzen Sie sich ruhig ans Steuer. Mir schießt so vieles durch den Kopf.«
»Wir haben einiges erfahren, was uns weiterbringt«, erwiderte Barnowski. »Aber Sie denken noch an was ganz anderes, stimmt’s? Ich schätze, das seltsame Verhalten dieses sauberen Herrn Mikoleitschak geht Ihnen nicht aus der Birne.« Kaum hatte er den Satz beendet, da bereute er seine Wortwahl. Wahrscheinlich würde es jetzt erst einmal einen Anschiss geben.
»Und?«, frage Pielkötter zu seinem Erstaunen. Offensichtlich war sein Vorgesetzter zu sehr in den Fall involviert, um sich mit irgendwelchen Anstandsregeln zu beschäftigen. »Was halten Sie selbst davon?«
»Missbrauch.«
Pielkötter wandte sich ihm zu, schien aber durch ihn hindurchzusehen.
»Na, Missbrauch. Darum dreht sich im Moment doch alles in den Medien. Den Berichten zufolge ging es früher in den Internaten hoch her. Möglicherweise heute noch.«
»Daran habe ich natürlich auch schon gedacht«, erwiderte Pielkötter. »Auf jeden Fall müssen wir das überprüfen.«
»Womöglich steckt Babelsberg aber erst in dem Stadium der internen Überprüfung«, entgegnete Barnowski selten aufgebracht. »Und hat damit leider noch keinen Eingang in unseren dicken digitalen Aktenordner gefunden.«
»Das Auftreten des Schulleiters würde dafür sprechen. Jedenfalls ist der nicht davon ausgegangen, dass wir über irgendwas im Bilde sind.«
»Genau deshalb klären wir das jetzt vor Ort, zumindest wenn die da vorne in dem kleinen Schreibwarenladen eine halbwegs normal reagierende Verkäuferin haben.«
Abrupt stoppte Barnowski den Wagen direkt gegenüber einem Geschäft. Ehe Pielkötter in irgendeiner Form nachfragen, geschweige denn protestieren konnte, war Barnowski bereits ausgestiegen und eilte über die Straße.
Hoffentlich erwartet mich da drinnen nicht ein muffeliger Herr, dachte Barnowski, als er den Laden betrat. Dann würde ihn Pielkötter hinterher in der Luft zerreißen.
Tatsächlich stand jedoch eine mäßig attraktive Frau mittleren Alters hinter einem altmodischen Holztresen. »Womit kann ich Ihnen dienen?«, fragte sie freundlich, während Barnowski frohlockte. Schließlich kam sein berüchtigter Charme bei weiblichen Wesen dieser Art besonders gut an.
»Wünsche einen guten Tag«, flötete er. »Sie können mich sicher gut beraten. Ich brauche ein paar Zeitschriften für einen Besuch bei meiner betagten Tante. Allerdings habe ich keine Ahnung, was ältere Damen so lesen.«
Die Verkäuferin, wahrscheinlich eher die Besitzerin des Ladens, strahlte ihn an, als hätte sie in ihrem Berufsleben lange auf eine Aufgabe wie diese gewartet. »Was dürfen die Zeitungen denn kos ten?«
»Zehn Euro lege ich mindestens an«, erklärte Barnowksi. »Gerlinde ist nämlich meine Lieblingstante. Deshalb besuche ich sie auch regelmäßig.« Er lächelte die Verkäuferin an und schenkte ihr einen
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