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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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sein Chef etwas erwidern konnte, kehrte die Dame mit Oberstudiendirektor Doktor Mikoleitschak zurück. Offensichtlich lagen die beiden auf einer Wellenlänge. Jedenfalls stand der Schulleiter seiner Sekretärin in puncto Muffelmimik kein Grad nach.
    Nach der allgemeinen Vorstellungsrunde bat Mikoleitschak sie in sein Büro, das direkt hinter der Hütte seines Wachhundes lag. »Sie können mich doch nicht einfach so mitten aus dem Unterricht reißen«, polterte der Schulleiter unerwartet los, nachdem er die Tür geschlossen hatte.
    »Jetzt hören Sie mir gut zu«, erwiderte Pielkötter wütend. »Hier geht es darum, einen weiteren Mord zu verhindern und nicht um Ihren … Unterricht.« Barnowski wusste, dass sein Chef sich das Wort »Scheiß« verkniffen hatte und schmunzelte in sich hinein.
    »Und das können Sie zu diesem Zeitpunkt so genau beurteilen?« Bei dieser Frage überschlug sich Mikoleitschaks Stimme fast vor Ironie.
    »Diese Einschätzung müssen Sie schon mir überlassen«, konterte Pielkötter souverän. »Aber ich bin sowieso zuversichtlich, dass Ihnen an einer guten Zusammenarbeit ohne großes Aufsehen gelegen ist.«
    Das hat gesessen, dachte Barnowski, als Mikoleitschak die mick ­rige Kinnlade buchstäblich herunterfiel.
    »Ich habe einfach genug von der ganzen Schnüffelei«, erklärte der Schulleiter, was nun fast wie eine Entschuldigung klang. Unwillkürlich tauschten Barnowski und Pielkötter vielsagende Bli­cke. Mikoleitschaks Miene wirkte selbst bei viel Wohlwollen nicht gerade intelligent.
    »Interessant«, bemerkte Pielkötter. »Wer schnüffelt denn noch in Ihrem werten Internat herum? Und warum?«
    »Die Eltern natürlich«, antwortete er, nachdem er für Barnowskis Geschmack etwas zu lange gezögert hatte. Wollen alles Mögliche wissen, bevor sie uns ihre Sprösslinge anvertrauen.«
    »Die Eltern also. Und das nennen Sie Herumschnüffeln, wenn die sich um das Wohl ihrer Kinder oder ihres Bankkontos sorgen?«
    »Jetzt sagen Sie schon, was Sie genau von mir wissen möchten«, drang Mikoleitschak endlich zum Kern der Angelegenheit vor. »Ich möchte schnell zurück in den Unterricht.«
    Unwillkürlich verdrehte Barnowski die Augen. Immerhin hatte er das Gefühl, sein Chef stimme ihm ausnahmsweise zu.
    »Am Telefon haben Sie ja erwähnt, die Angelegenheit läge über drei Jahrzehnte zurück«, erklärte Mikoleitschak wieder gefasst. »Ich selbst leite erst seit knapp fünfzehn Jahren dieses Internat. Deshalb weiß ich nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
    »Sicher wissen Sie aber, welche Lehrer hier schon so lange unterrichten.«
    »Frau Waldbrandt möglicherweise und auf alle Fälle Herr Aschenbrock.«
    »Dann muss ich Sie leider bitten, diese Mitarbeiter aus dem Unterricht zu holen«, erklärte Pielkötter mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Dafür dürfen Sie natürlich zu Ihren Schülern zurück.« Dazu lächelte Pielkötter selten penetrant, was Barnowski königlich amüsierte, fast noch mehr als Mikoleitschaks unwilliger Gesichtsausdruck. Anscheinend hätte der jetzt doch seine Schäfchen lieber eine Weile allein gelassen, nur um bei dem Gespräch dabei zu sein.
    »Chef, dem haben Sie richtig gezeigt, wo es langgeht«, erklärte Barnowski anerkennend, nachdem der Schulleiter den Raum verlassen hatte.
    »Möchte nur wissen, was der zu verbergen hat. Auch wenn das nicht unbedingt mit unseren Mordfällen in Verbindung stehen muss.«
    »Ganz Ihrer Meinung«, stimmte Barnowski zu. »Irgendetwas ist hier oberfaul, aber jetzt ziehe ich erst einmal alle Register bei dem Vorzimmerdrachen und besorge uns etwas zu trinken.« Ehe Pielkötter etwas erwidern konnte, war er schon an der Tür. Ruckartig schwang die Tür nach außen und knallte gegen die Schulsekretärin.
    »Bitte vielmals um Entschuldigung.«
    »Wollte gerade zu Ihnen herein, um Ihnen einen Kaffee anzubieten.« Zumindest ging Barnowski davon aus, dass sie log. Kaf fee ausgerechnet von diesem Vorzimmerdrachen. Noch dazu, ohne dass er ein Quäntchen seines berüchtigten Charmes versprüht hatte. Nee, das konnte sie einem anderen erzählen, aber nicht ihm. Obendrein diese Miene. Barnowski diagnostizierte eindeutig ein schlechtes Gewissen.
    »Übrigens bin ich Frau Kranewinkel.«
    »Gerne, zwei Kaffee mit Milch und Zucker, bitte«, bestellte Barnowski schnell, ehe das schlechte Gewissen der Dame womöglich verblasste. »Dazu hätten wir gerne etwas Gebäck.« Pielkötter grinste, was selten genug vorkam.
    Wenige Minuten

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