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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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er sich im Last Resort mit den zwei Holzfällern unterhalten, die ihm erzählt hatten, wo die Wolfshöhle zu finden sei.
    »Wenn also niemand was dagegen unternimmt, gibt’sbald wieder ein ganzes Rudel von diesen Biestern. Es ist einfach unglaublich. Völlig verrückt, alles.«
    Kathy stand auf und räumte das Geschirr ab. Sie wollte kein Wort mehr von diesen Wölfen hören. Das erinnerte sie bloß an den armen, alten Lovelace und an diesen schrecklichen Nachmittag, an dem die Bundesbeamten aufgetaucht waren. Clyde erhob sich und ging ins Wohnzimmer. Sie hörte, wie er etwas im Schrank suchte.
    »Bist du schon fertig, Clyde?«
    »Bin gleich wieder da.«
    Als er zurückkam, hielt er etwas in der Hand. Kathy brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, was es war: die Wolfsschlinge.
    »Wo zum Teufel hast du die denn her?«
    »Er hat sie dir doch gezeigt, oder?«
    »Hast du die aus seinem Trailer gestohlen?«
    »Ich hab sie mir nur ausgeliehen.«
    »Um Himmels willen, Clyde!«
    »Ich will ja nur, dass du mir zeigst, wie sie funktioniert.«
    Er legte die Wolfsschlinge auf den Tisch und nahm Kathy in den Arm.
    »Komm schon, Schatz. Hilf mir, ich tu’s doch für deinen Daddy.«

34
    Helen hatte den Brief heute Morgen in ihrem Briefkasten gefunden. Er steckte in einem wichtig aussehenden Umschlag mit dem Absender University of Minnesota, Twin Cities Campus, Zulassungsstelle. Luke wurde darin für den kommenden Herbst ein Studienplatz am Institut für Biologie angeboten.
    Helen stieß einen Freudenschrei aus, umarmte ihn undlobte ihn immer wieder, weil er so clever war. Luke wollte die Neuigkeit gleich Dan erzählen, aber da sich das Handy wieder einmal nicht aufgeladen hatte, fuhren sie in die Stadt zum Telefonieren. Dan bestand darauf, nach Helena zu kommen, um sie zur Feier des Tages zum Essen einzuladen.
    »Die Wölfe scheinen sich anständig zu benehmen«, sagte er. »Also dürften sie wohl einige Stunden ohne Kindermädchen auskommen.«
    Es war Lucy Millwards Hochzeitstag, und Luke hatte ein schlechtes Gewissen, weil er nicht zum Fest kam. Lucy hatte ihn und auch Helen eingeladen. Daraufhin hatten beide, wenn auch getrennt voneinander, Geschenke geschickt und vorgegeben, dass sie gern kommen würden, wenn ihre Wolfsarbeit es zuließe. Doch in Wahrheit wollte keiner von ihnen Lukes Vater oder Clyde begegnen, die sicher dort sein würden. Also nahmen sie Dans Angebot an.
    Sie gingen in ein Lokal namens The Windbag und aßen und tranken viel mehr, als ihnen guttat. Dan war in weit besserer Laune als bei ihrer letzten Begegnung, und er schien sich wieder mit Helen zu vertragen. Als Luke und Helen schließlich zurück nach Hope fuhren, sprachen sie beide kaum ein Wort, träumten vor sich hin und genossen es einfach, zusammen zu sein.
    Sie hielten vor der Hütte und gingen an den See. Luke warf Stöcke ins Wasser, denen Buzz hinterherjagte, während Helen neben dem alten Boot im Gras lag und ihnen zusah. Als der Hund schließlich müde wurde, setzte sich Luke zu ihr. Sie legte den Kopf in seinen Schoß und schaute hinauf zu den roten, orange- und purpurfarbenen Wolken am Himmel.
    »Als ich klein war, hab ich mich gern versteckt«, sagte sie.
    »Macht das n-n-nicht jedes Kind?«
    »Nein, ich meine
richtig
versteckt. Aus unserem Wohnzimmer führte eine Glastür auf den Hof, und da gab es diese langen, roten Samtvorhänge. Einmal, ich war vielleicht acht, kam ich früher aus der Schule, schlich mich ins Haus und habe mich versteckt. Fünf Stunden lang.«
    »Fünf Stunden?«
    »Ja. Ich stand einfach nur da und hab mich nicht gerührt. Kaum geatmet. Meine Eltern haben fast den Verstand verloren. Sie haben in der Schule angerufen, bei den Nachbarn, bei meinen Freundinnen, und da mich niemand gesehen hatte, waren sie schließlich überzeugt, dass man mich entführt hat, und so riefen sie die Polizei an.
    Nicht weit von unserem Haus gab es einen Fluss, und eine Frau sagte, sie habe da unten ein kleines Mädchen gesehen. Also holte die Polizei Taucher und ließ den ganzen Fluss absuchen.
    Als es dunkel wurde, stellten sie Scheinwerfer auf, und Hubschrauber suchten die Gegend ab. Das Ganze muss Hunderte, Tausende von Dollar gekostet haben. Und ich konnte sämtliche Telefongespräche belauschen, habe gehört, wie meine Mom geweint und geschrien hat, und was ich getan hatte, war so … so schrecklich, dass ich mich nicht mehr herausgetraut habe.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Ich habe mir in die Hose gemacht, und meine Schwester hat

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