Im Kreis des Wolfs
sehen, wenn sie wieder keinen Erfolg hatte. Und noch amüsanter fand er die Reaktion ihres Hundes.
Allerdings hatte es eine Weile gedauert, bis Luke die richtige Mischung fand. Zuerst hatte er ein paar grüne Kristalle in einem Tierladen in Helena gekauft. Sie sollten Hunde und Katzen davon abhalten, auf den Rasen zu koten. Als Luke gleich ein Dutzend Flaschen erstand, meinte der Verkäufer, er müsse ein verdammt großes Problem haben, doch Luke entgegnete ihm, dass es eben ein ziemlich großer Rasen sei.
Er hatte es an den Hunden auf der Ranch ausprobiert und vermutete, dass es nicht stark genug war, um Wölfe abzuhalten, also fuhr er wieder in die Stadt, kaufte Insektenschutzmittel, Ammoniak sowie diverse Sorten Pfeffer, vermengte alles zu einer klebrigen Flüssigkeit und rechnete damit, jeden Augenblick in die Luft zu fliegen.
Als er an dem Resultat roch, wäre er beinahe in Ohnmacht gefallen, und bei den Hunden wirkte es einfach phantastisch. Wenn er ein Steak auf den Boden legte, ringsherum etwas von dem Zeug versprühte, wagten es die armen Tiere nicht, näher zu kommen. Sie lagen einfach da, winselten und stierten sabbernd das Fleisch an. Er gab diesem Produkt sogar einen Namen: »Wolf-Stopp«.
Irgendwo hatte er gelesen, dass Wölfe den Geruch von Diesel und menschlichem Urin hassten. Das mit dem Diesel war einfach. Bei den Scheunen hinter dem Haus stand ein ganzer Tank davon. Er nahm jedes Mal eine Kanne mit und verteilte rund um die Fallen außer Wolf-Stopp auch etwas Diesel. Das mit dem Urin war nicht so einfach. Für zwanzig Fallen brauchte er eine ganze Menge. Er überlegte kurz, ob eine Möglichkeit bestand, zusätzlich zu seinem eigenen Harn noch an den der Gäste im Last Resort heranzukommen, wusste aber nicht, wie er das anstellen sollte. Schließlichblieb ihm nichts anderes übrig, als viel zu trinken, sparsam mit seinem Urin umzugehen und ihn mittels jener Methode zu verteilen, die Gott dafür vorgesehen hatte. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie soviel Wasser getrunken und auch noch nie so oft gepinkelt.
Die beiden Strecken, auf denen sie vom Wald hinunter zu den Pachtweiden Fallen gestellt hatte, waren ein Kinderspiel. Sobald er sich einmal darum gekümmert hatte, brauchte er sie kaum noch zu überprüfen. Sie waren wie Korridore, und er hatte praktisch durch eine dreifache Barriere aus Wolf-Stopp, Diesel und Urin den Zugang an beiden Enden verriegelt. Außerdem hatte er rund um jede Falle etwas von dem Mittel verspritzt – allerdings in weiterem Umkreis, damit sie nichts merkte.
Zu guter Letzt sprühte er noch die Fallen und den Wolfskot, den sie sorgsam daneben ausgelegt hatte, mit einem Geruchsstopper ein, den er sich in einem Jagdladen besorgt hatte. Am ermüdendsten war es, hinterher seine eigenen Spuren zu verwischen.
Eines Morgens hatte er sich hinter ein paar Felsen versteckt und ihren Hund beobachtet, wie er den Abhang heruntertollte, genau auf seine Wolf-Stopp-Barriere zu. Es war wie in einem Cartoon, der arme Kerl schien plötzlich gegen eine unsichtbare Wand zu prallen. Er schnupperte noch einmal, winselte dann und schlich den Weg zurück, den er gekommen war. Helen hatte nicht einmal etwas bemerkt, und Luke lachte so sehr, dass er rasch den Rückzug antreten musste.
Die Fallen im Cañon bereiteten ihm größeres Kopfzerbrechen. Die Gegend da oben war für so etwas ungeeignet. Die Wölfe schienen sich dort ganz ungezwungen zu bewegen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als einen Ring um jede Falle zu sprühen. Wenn sie eine verlegte, ohne dass ersie dabei beobachten konnte – das passierte in letzter Zeit häufig –, verbrachte er Stunden damit, sie wiederzufinden.
Schlimmer noch, vor ein paar Tagen hatte er seine Tasche mit dem Wolf-Stopp auf dem Weg nach oben verloren. Er war zwar zurückgelaufen und hatte sie gesucht, aber es war zu dunkel gewesen, um sie zu finden. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als ein paar Fallen zuschnappen zu lassen, was er bisher nur dann getan hatte, wenn ihm das Wolf-Stopp ausgegangen war. So etwas musste sie einfach misstrauisch machen, außerdem war es ein bisschen gefährlich, weil er die Falle entschärfen musste, ohne den Peilsender auszulösen, den sie daran befestigt hatte.
Manchmal konnte Luke sich bei Tageslicht um die Fallen kümmern, gleich nachdem sie sie überprüft hatte. Das erleichterte ihm das Leben. Allerdings ging er dabei stets das Risiko ein, von ihr entdeckt zu werden. Also sah er meist nachts nach
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