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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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einerseits eine Begründung für Martins komisches Verhalten in den letzten zwei
     Wochen vor der Messerattacke, andererseits kann nicht sein, was nicht sein darf. Ein Bulle, dessen Ermittlungsergebnisse mit
     maßgeblicher Hilfe aus dem Jenseits zustande kommen und ein Rechtsmedizinisches Institut, in dessen Kühlschrank es spukt,
     sind nicht akzeptabel. Daher haben die beiden eine absolute Schweigepflicht vereinbart und sich daran gehalten. Auch gegenüber
     Martin.
    Gregor also blickte Martin nun mit seinem Ermittlerblick prüfend an und wiederholte seine Frage: »Sag schon, warum interessierst
     du dich für diesen Brand?« Martin saß in der Zwickmühle. Er hatte sich selbst geschworen, nie wieder mit einem Menschen über
     meine Existenz zu sprechen – von Marlene ganz zu schweigen. Andererseits wusste er genau, dass wir ihn nicht in Ruhe lassen
     würden, wenn er uns nicht half.
    »Die Schwester, die bei dem Brand verletzt wurde, liegt hier auf der Intensivstation«, murmelte Martin. Gregor ließ sich damit
     nicht so einfach abspeisen wie Birgit. »Na und?«, fragte er. »Die andere Nonne ist verbrannt, weil sie in dem Raum eingeschlossen
     war.« »Falsch«, entgegnete Gregor. »Sie hat es nicht mehr zur Tür geschafft.«
    »Die Tür war versperrt«, entgegnete Martin stur.
    |34| »Nein, war sie nicht«, betonte Gregor. »Ist denn der Schlüssel gefunden worden?«, fragte Marlene dazwischen. Ich wiederholte
     die Frage und Martin wiederholte sie laut für Gregor.
    »Ja«, sagte Gregor. »In der Mauernische, wo er hingehört.«
    »Er hätte aber im Türschloss stecken müssen«, sagte Martin nach unserer Vorgabe. »Sagt wer?«, fragte Gregor. Martin schwieg.
     Er schaute so unglücklich drein, als hätte der Arzt ihm gerade gesagt, dass er nur noch zweieinhalb Stunden zu leben hätte,
     und zwei davon müsse er reglos im Kernspintomografen zu einer letzten wichtigen Untersuchung verbringen.
    Dann hellte sich sein umwölkter Blick leicht auf. »Stell dir doch mal vor, dass du nachts aufwachst, weil es brennt. Du rennst
     zum Anbau, ziehst den Schlüssel aus seinem Versteck, schließt die Tür auf und gehst rein, um das Feuer zu löschen. Wie wahrscheinlich
     ist es, dass du zwischendurch noch schnell den Schlüssel in die Mauernische zurücksteckst?«
    Manchmal war Martin wirklich helle. Nein, eigentlich ist er immer sehr helle, nur ist seine Denkfähigkeit in der Gegenwart
     von Geistern empfindlich gestört. Gregor zögerte. »Die Nonnen waren sich nicht ganz sicher, ob die Tür zum Anbau abends wirklich
     abgeschlossen worden war.« Birgits Ankunft rettete Martin vor weiteren Nachfragen oder zweifelnden Blicken, die Gregor sicher
     schon in Vorbereitung hatte. Die drei, Martin heute in einer richtigen Hose mit Bügelfalte, machten sich auf den Weg in den
     Krankenhauspark, um die Frühlingssonne zu genießen. Marlene verzog sich wieder in ihre Kapelle und ich beschloss, |35| auf der Intensivstation Wache zu halten für den Fall, dass die Mumie sich äußern wollte.
     
    Natürlich sagte die Mumie nichts. Ich versuchte eine vorsichtige Kontaktaufnahme, was allerdings trotz meiner wirklich galaktischen
     Vorsicht einen erneuten Totalalarm aller Überwachungsgeräte nach sich zog und mich wieder auf den Flur vor die Scheibe verbannte.
     
    Ich konnte es nicht erwarten, dass Martin endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, und fieberte dem Montagmorgen entgegen.
     Gegen sechs Uhr suchte ich Marlene, um mit ihr das weitere Vorgehen abzusprechen. Ich fand sie – natürlich! – in der Kapelle.
    »Marlene, wir sollten mal systematisch an die Sache rangehen. Wer könnte ein Interesse daran haben, dem Kloster zu schaden?«
     »Vater unser im Himmel   …« »Nett von dir, aber ich bin nicht alt genug, um dein Vater zu sein, und im Himmel bin ich, wie wir beide sehr genau wissen,
     auch nicht.« »…   geheiligt werde dein Name   …« »Es reicht, wenn du mich einfach Pascha nennst.« »…   dein Reich komme   …« »Die Unordnung in meiner Bude würdest du nicht mögen, Leni, ehrlich.«
    »…   dein Wille geschehe   …« »Das ist endlich mal eine sehr gute Idee, also hör mit dem Gesabbel auf und lass uns einen Plan machen!« Sie nahm mich
     gar nicht zur Kenntnis, bis sie den ganzen Sermon abgespult, ein paar Fürbitten (auch für Pascha, die verlorene Seele) in
     die Luft geblasen und sowohl ihrem lieben Herrgott als auch der heiligen Kirche die totale Gefolgschaft geschworen hatte.
    |36| »Was

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